Hohle Köpfe
sein…«
»Bumm-bumm-bimmel-bamm«, quiekte es in Mumms Tasche.
Er holte den Organizer hervor und öffnete die Klappe.
»Ja?«
»Äh… zwölf Uhr«, sagte der Kobold. »Mittagessen bei Lady Sybil.«
Das kleine Geschöpf sah zu den Gesichtern empor.
»Äh… es ist doch alles in Ordnung, oder?«
Grinsi Kleinpo wischte sich die Stirn ab.
»Kommandeur Mumm hat recht«, sagte er. »Es könnte Arsen sein. Für
mich sieht’s nach einer Arsenvergiftung aus. Sieh dir nur seine Gesichts-
farbe an.«
»Übles Zeug«, erwiderte Krapfen-Karl. »Hat er seine Lagerstreu gefres-
sen? Äh… ich meine, hat er sein Bettzeug verspeist?«
»Die Laken sind noch da, deshalb nehme ich an, die richtige Antwort
lautet nein.«
»Wie piß… harnt er?«
»Äh… auf normale Weise, denke ich.«
»Hm.« Krapfen-Karl kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe, wo-
durch seine Zähne zu sehen waren. Sie waren bemerkenswert und hatten
die gleiche Farbe wie das Innere einer Teekanne.
»Laßt ihn ein wenig herumlaufen, mit lockeren Zügeln«, sagte er.
Der Patrizier öffnete die Augen. »Du bist doch ein Doktor, oder?« fragte er.
Krapfen-Karl bedachte ihn mit einem unsicheren Blick. Er war nicht
an sprechende Kranke gewöhnt. »Äh… ja… Ich habe viele Patienten.«
»Tatsächlich? Nun, ich möchte nicht zu ihnen gehören.« Der Patrizier
wol te aufstehen, sank jedoch sofort wieder zurück.
»Ich rühre einen Arzneitrank an.« Krapfen-Karl wich langsam zurück.
»Ihr müßt seine Nase zuhalten und ihm das Zeug zweimal pro Tag in
den Hals kippen, in Ordnung? Und kein Hafer.«
Er eilte fort und ließ Grinsi allein beim Patrizier zurück.
Korporal Kleinpo sah sich im Zimmer um. Mumm hatte seine Instruk-
tionen auf folgende Worte beschränkt: »Ich bin sicher, daß die Vorkoster
keine Schuld trifft. Die müßten damit rechnen, daß man von ihnen ver-
langt, den Rest zu essen. Trotzdem werde ich Detritus zu ihnen schik-
ken. Du versuchst, das Wie zu klären. Um das Wer kümmere ich mich.«
Wenn man kein Gift aß oder trank – was blieb dann übrig? Man konn-
te es einatmen. Es war auch denkbar, einem Schlafenden Gift in die Oh-
ren zu tröpfeln. In Frage kamen außerdem Berührungen. Oder ein klei-
ner Pfeil… oder der Stich eines Insekts… oder…
Der Patrizier bewegte sich und sah Grinsi aus trüben, blutunterlaufe-
nen Augen an. »Bist du ein Polizist, junger Mann?«
»Äh… ich habe gerade mit dem Dienst begonnen.«
»Du scheinst aus dem Volk der Zwerge zu stammen.«
Grinsi antwortete nicht. Er sah keinen Sinn darin, es zu leugnen. Aus
irgendeinem Grund genügte ein Blick, um festzustellen, daß er ein Zwerg
war.
»Arsen ist ein sehr beliebtes Gift«, fuhr Lord Vetinari fort. »Es gibt
Hunderte von Verwendungszwecken dafür. Einige Jahrhunderte lang
waren zerriebene Diamanten äußerst beliebt, obwohl sie nie wirkten.
Große Spinnen waren ebenso gefragt. Quecksilber eignet sich für die
Geduldigen, Salpetersäure für diejenigen, denen es an Geduld fehlt.
Kanthariden sind nie ganz aus der Mode geraten, und mit den Sekreten
einiger Tiere läßt sich eine ganze Menge anstellen. Die Körperflüssigkeit
der Raupe des Quantenwetterschmetterlings kann völlige Hilflosigkeit
bewirken. Doch zu Arsen kehren wir zurück wie zu einem guten alten
Freund.«
Schläfrigkeit schwebte in der Stimme des Patriziers. »Ist es nicht so,
junger Vetinari? Oh, ja, tatsächlich, Herr. Es stimmt haargenau. Aber wo
sol en wir das Gift verstecken, wo wir doch wissen, daß al e danach su-
chen werden? An dem Ort, wo man zuletzt danach Ausschau hält, Herr.
Unsinn. Falsch. Wir verstecken es dort, wo man es überhaupt nicht ver-
mutet…«
Der Rest verlor sich in unverständlichem Murmeln.
Die Bettwäsche, dachte Grinsi. Oder die Kleidung. Und die Haut
nimmt das Gift langsam auf…
Er hämmerte gegen die Tür. Ein Wächter öffnete.
»Hol ein neues Bett.«
»Wie bitte?«
»Wir brauchen ein neues Bett. Schnel . Und frische Bettwäsche.«
Er senkte den Blick. Der Teppich war nicht besonders groß. Anderer-
seits gingen manche Leute in einem Schlafzimmer barfuß…
»Bring diesen Läufer fort und besorg einen anderen.«
Was sonst noch?
Detritus kam herein, nickte Grinsi zu und sah sich aufmerksam um.
Schließlich nahm er einen alten Stuhl.
»Dieser hier sicher genügt«, sagte er. »Wenn er will, ich kann abbrechen
die Rückenlehne oder so.«
»Wozu denn?« fragte Grinsi.
»Der alte Krapfen meinte,
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