Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
und des Tacks unregelmäßig. Tick-tack-tick… dann
    eine Verzögerung, die nur den Bruchteil einer Sekunde dauerte… Tack-
    tick-tack… und ein Tick, das etwas schnel er kam als erwartet. Nach
    zehn Minuten verwandelten sich selbst die Denkprozesse eines abgehär-
    teten Bewußtseins in eine Art Brei. Vermutlich hatte der Patrizier dem
    Uhrmacher viel Geld dafür bezahlt.
    Inzwischen zeigte die Uhr Viertel nach elf an.
    Mumm stand auf, schritt zur Tür, ignorierte die Tradition und klopfte
    an.
    Kein Geräusch drang aus dem anderen Zimmer, nicht einmal das Flü-
    stern ferner Stimmen.
    Mumm griff nach der Klinke. Die Tür war nicht verschlossen.
    Lord Vetinari hielt Pünktlichkeit für die Tugend von Prinzen.
    Mumm trat ein.

    Grinsi kratzte pflichtbewußt den krümeligen grauweißen Schmutz vom
    Boden und untersuchte anschließend die Leiche von Pater Tubelcek.
    Anatomie gehörte zu den wichtigsten Fächern der Alchimistenschule,
    nach einer alten Theorie, die besagte, daß der menschliche Körper einen
    Mikrokosmos des Universums darstellte. Wenn man allerdings einen
    geöffneten Körper sah, konnte man sich kaum vorstel en, welcher Teil
    des Universums klein und purpurn war und Plopp-plopp machte, wenn man ihn anstieß. Junge Alchimisten lernten praktische Anatomie während ihrer täglichen Arbeit, mußten sie sogar manchmal von den Wän-
    den kratzen. Wenn neuen Schülern ein Experiment in explosiver Kraft
    gelang, bestand das Ergebnis häufig darin, daß entweder ein neues Labo-
    ratorium gebaut werden mußte oder das Wer-findet-die-meisten-
    Eingeweide-Spiel veranstaltet wurde.
    Der Tote hatte mehrere Schläge auf den Kopf erhalten. Mehr ließ sich
    kaum feststellen. Die Tatwaffe mußte ein sehr schwerer stumpfer Ge-
    genstand gewesen sein.*

    * Ein ebenso beharrlicher wie falscher Mythos behauptet, daß die Erfinder von Todesinstrumenten durch diese selbst umkommen. Solche Behauptungen entbehren fast jeder Grundlage. Colonel Shrapnel sprengte sich nicht in die Luft, und M. Guil otin starb mit unverletztem Hals. Colonel Gatling wurde nicht erschossen. Wäre der Totschläger-Hersteller Willibald Stumpfer-Gegenstand nicht in Was erwartete Mumm sonst noch von Grinsi?
    Erneut sah der Zwerg auf die Leiche hinab. Es gab keine weiteren An-
    zeichen von Gewaltanwendung. Obwohl… an den Fingern des Toten
    war ein wenig Blut. Doch an Blut herrschte hier gewiß kein Mangel.
    Zwei Fingernägel waren gebrochen. Tubelcek hatte sich gewehrt oder
    zumindest versucht, sich mit den Händen zu schützen.
    Grinsi sah sich die Finger aus der Nähe an. Etwas steckte unter den
    Nägeln. Ein wächserner Glanz ging davon aus, wie von dicker Schmiere.
    Grinsi wußte nicht, was es damit auf sich hatte. Vielleicht bestand seine
    Aufgabe genau darin, dies herauszufinden. Gewissenhaft holte er einen
    Umschlag hervor, kratzte etwas von der Substanz hinein, klebte ihn zu
    und schrieb eine Nummer darauf.
    Dann nahm er den Ikonographen und fertigte einige Bilder von der
    Leiche an.
    Während er damit beschäftigt war, fiel ihm etwas auf.
    Mumm hatte ein Lid des Toten gehoben, und das betreffende Auge
    stand noch immer offen – Pater Tubelcek schien in die Ewigkeit zu
    zwinkern.
    Grinsi beugte sich näher. Er hatte zunächst geglaubt, es sich nur einge-
    bildet zu haben, aber bei näherem Hinsehen…
    Selbst jetzt war er nicht ganz sicher. Manchmal spielte einem die Phan-
    tasie seltsame Streiche.
    Er öffnete die kleine Klappe des Ikonographen und sagte zu dem Ko-
    bold im Innern des Apparats:
    »Kannst du ein Bild vom Auge malen?«
    Das kleine Geschöpf blickte durch die Linse. »Nur vom Auge?« quiek-
    te es.
    »Ja. Und möglichst groß.«
    »Du bist ja krank, Mann.«
    »Und sei still«, sagte Grinsi.

    einer Gasse überfal en und ermordet worden, hätten derartige Gerüchte kaum entstehen können.
    Er stel te den Ikonographen auf den Tisch. Aus dem Apparat drang
    das Geräusch von Pinselstrichen. Nach einer Weile wurde eine Kurbel
    gedreht – ein Bild glitt aus dem Ausgabeschlitz.
    Grinsi betrachtete es eine Zeitlang. Schließlich klopfte er an den Ka-
    sten, und die Klappe öffnete sich.
    »Ja?«
    »Noch größer. So groß, daß es das ganze Papier fül t.« Der Zwerg
    starrte auf das Bild. »Mal am besten nur die Pupille. Das Ding in der
    Mitte.«
    »Die Pupille? Und sie soll das ganze Papier füllen? Du hast sie ja nicht
    mehr alle.«
    Grinsi rückte den Ikonographen etwas näher an die Leiche heran.
    Zahnräder klickten, als der

Weitere Kostenlose Bücher