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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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zu wachsen. Und die wirkten sich auf alle späteren Küsse aus. Entschlossen ignoriere ich Roses und Sarahs teils schockierte, teils entzückte Blicke und taxiere die neuen Geschenke – ein Kuchen von einer Nachbarin, ein Blumenarrangement von Grans Zahnarzt. Chaz nimmt Moms Angebot einer Tasse Kaffee an. Dazu soll er ein Stück von dem Kuchen essen, den die Huffmans gebracht haben, und er verschwindet mit Mom in der Küche.
    Sobald die beiden außer Hörweite sind, ist Rose mit zwei flinken Schritten an meiner Seite und zischt: »Fffflittchen« in mein Ohr. Dabei kneift sie mich in den Hintern, dann eilt sie in die Küche, um ihre eigene Kaffeetasse nachzufüllen. Gepeinigt schnappe ich nach Luft, denn sie kneift mich immer ganz besonders heftig.

    Entschlossen pirscht sich Sarah an mich heran und wispert: »Ich fand ihn schon immer süß. Nicht im traditionellen Sinn, weißt du. Aber wenigstens ist er groß. Für meinen Geschmack ein bisschen zu behaart. Studiert er noch? Hat er noch keinen Job? Wie will er dich ohne Job ernähren? Oder musst du ihn ernähren? Wenn ich mich auch für die Frauenrechte einsetze – so feministisch bin ich nun auch wieder nicht. Du siehst ja, was mit Rose passiert ist.«
    Meine Augen tränen immer noch, weil Rose mich so brutal gezwickt hat. Unglücklicherweise muss ich mich setzen, was schwierig ist, denn Mom hat alle Wohnzimmermöbel neu arrangiert, um Platz für die Blumen zu schaffen. Das Nächste, was ich wahrnehme, ist ein Blatt Papier, das mir in die Hand gedrückt wird.
    »Da«, sagt eine Kinderstimme.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Meine Zeitung.« Als mein Tränenschleier allmählich nachlässt, sehe ich meine Nichte vor mir stehen. »Zehn Cent, bitte.«
    Ich wühle in den Taschen meiner Jeans, finde ein bisschen Kleingeld und gebe ihr ein Zehncentstück.
    Ohne sich zu bedanken, schlendert sie davon, und ich studiere das Blatt Papier. Es ist mit Buchstaben in Schriftgröße sechzehn bedruckt, das Layout gleicht der Titelseite einer richtigen Zeitung. Offenbar hat ihr jemand dabei geholfen. Da sie in die erste Klasse geht, hat sie eben erst lesen und schreiben gelernt. Die Schlagzeile – in Schriftgröße sechsundzwanzig
– springt mir knallig ins Auge. »GRANDMA NICHOLS GESTORBEN!«
    Darunter schildert der Artikel in grausigen Einzelheiten den Tod meiner Großmutter, und es wird auch erwähnt, Elizabeth Nichols sei »sehr traurig«.
    »Also, Lizzie«, beginnt Mom, als sie aus der Küche zurückkommt – gefolgt von Chaz. In einer Hand hält er eine dampfende Tasse, in der anderen einen Teller mit einem Stück Kuchen. »Wir haben eine Lesung für dich ausgesucht. Die sollst du heute Nachmittag beim Trauergottesdienst vortragen.«
    »Eine Lesung?« Verwirrt blicke ich von der Zeitung auf. »Was für eine Lesung?«
    »Eine Bibelstelle, die Father Jim ausgewählt hat.« Auch Rose kehrt aus der Küche zurück und setzt sich neben das Klavier. »Später gebe ich dir eine Kopie«, sagt Mom, »damit du üben kannst. Alle meine Töchter werden was vorlesen.«
    »Aber Gran hat nie im Leben die Bibel gelesen«, wende ich ein.
    »Bei jeder Beerdigung wird was aus der Bibel gelesen«, erklärt Sarah.
    »Und es sind sehr geschmackvolle Bibelzitate, Schätzchen«, beteuert Mom. »Mach dir keine Sorgen.«
    »Geschmackvolle Bibelzitate«, murmelt Chaz und stellt seinen Kuchenteller auf ein Sideboard. Als Mom ihn anschaut, grinst er und prostet ihr mit seiner Tasse zu. »Großartiger Kaffee!«
    »Danke, Chaz«, antwortet Mom lächelnd.
    Ich fühle mich zu elend, um zu lächeln. »Mom,
diese Beerdigung… Anscheinend hat sie gar nichts mit Gran zu tun. Das Leben sollten wir feiern – alles, was ihr wirklich wichtig war.«
    »Zum Beispiel?«, fragt meine Mutter ironisch. » Dr. Quinn, Ärztin aus Leidenschaft, und Bier?«
    »Genau.«
    »Sei nicht albern, Lizzie«, mahnt Rose und wirft einen Blick zur Küchentür, durch die mein Dad noch nicht zurückgekehrt ist. Offenbar braucht er sehr lange, um sich mit Kaffee und Kuchen zu versorgen. Die Stimme meiner Schwester sinkt zu einem Flüstern herab. »Solange Gran noch am Leben war, hat sie uns oft genug blamiert. Nach ihrem Tod soll sie uns nicht auch noch in Verlegenheit bringen.«
    Die Augen weit aufgerissen, drehe ich meinen Kopf in Chaz’ Richtung. Gerade hat er an seinem Kaffee genippt, und er verschluckt sich beinahe.
    »Also, Chaz …« Jetzt taucht Dad auf, begleitet von Roses Ehemann Angelo, der einen schwarzen Anzug ohne Krawatte

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