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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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gefühlt.
    Und diese Gabe – etwas nicht so Luxuriöses für wenig Geld in etwas Hübsches zu verwandeln – ist die einzige, die ich habe.
    Das wird mir bewusst, während ich in der sengenden Sommerhitze auf dem belebten Gehsteig stehe und geschäftige New Yorker an mir vorbeieilen.
    Es ist mein einziger Beitrag zum Universum.
    Ja, es stimmt. Shari hilft misshandelten Frauen, Chaz wird Philosophiedozent. (Wahrscheinlich wird er Studenten unterrichten, die genauso rotzfrech sind, wie er jetzt ist; aber er wird was Wichtiges tun – vermutlich.) Luke wird kranke Kinder retten oder reichen Leuten helfen, noch reicher zu werden. (Je nachdem, wir er sich entscheidet.) Tiffany modelt und jobbt als Telefonistin, und Ava Geck – die macht, was immer ihr gefällt, und wird von Little Joey beschützt.
    Und ich verschönere alte Brautkleider. Manchmal
entwerfe ich neue. Für einen Bruchteil des Vermögens, das ein Designerkleid in den Läden an der Madison Avenue kostet.
    Das ist okay.
    Es muss okay sein. Weil es alles ist, was ich habe.
    Dagegen lässt sich nichts einwenden. Oder?
    Mein Handy klingelt wieder. Diesmal verrät mir das Display was Neues. Nicht Chaz, sondern Luke.
    Warum ruft er mich an? Erstaunt melde ich mich. »Hallo?«
    »Ich hab’s gerade erfahren«, sagt er in grimmigem Ton.
    Sekundenlang scheint mein Herz stehen zu bleiben, der Straßenlärm – Hupen, Sirenen, quietschende Reifen – verebbt in weiter Ferne. Ich höre nur meine eigenen Atemzüge – flach und unrhythmisch. »Äh, du – du hast es erfahren?«, stammle ich mühsam.
    »Dass dein Laden geschlossen wird? Ja. Ich habe eben dort angerufen. Tiffany war dran und hat’s mir erzählt. Tut mir so leid, Lizzie.«
    Und mein Herz beginnt, wieder normal zu pochen. Langsam kehren die Straßengeräusche zurück. »Oh.« Großer Gott, wie dumm ich bin. Und das schlimmste Mädchen, das jemals die Skala der bösen Mädchen geziert hat. »Ja, es ist schrecklich. Keine Ahnung, was ich machen soll.«
    »Das weiß ich. Komm zu mir nach Paris.«
    Ich muss aufpassen, damit ich nicht von den Passanten umgerannt werde, die den Gehsteig entlanghasten. Meistens laufen sie um mich herum. Aber manchmal übersieht mich eine gestresste Upper-East-Side-Mom
auf dem Weg zu einem wichtigen Lunchtermin uptown, rempelt mich mit ihrem Bugaboo-Kinderwagen an und stößt mich beiseite. Jetzt passiert es schon wieder. In meiner Verwirrung glaube ich, ich hätte Luke falsch verstanden.
    »Wie bitte?«
    »Ich kann mir denken, was du jetzt sagen wirst, Lizzie.«
    Obwohl uns viele tausend Meilen trennen, klingt seine Stimme so nah, als würde er neben mir stehen. Trotzdem wird sie von den Hupen und Polizeisirenen übertönt. Um ganz sicherzugehen, halte ich mein freies Ohr zu.
    »Hör mir zu, Lizzie. Ich habe versucht, Medizin zu studieren. Wirklich. Du darfst nicht behaupten, ich hätte mir zu wenig Mühe gegeben, aber… Ich bin einfach nicht dafür geschaffen. Noch fünf oder sechs Jahre zu studieren – das würde mich umbringen, ehrlich.«
    Ich beobachte eine junge Mutter, die einen Kinderwagen mit einem Säugling an mir vorbeischiebt. An ihrer Seite hopst ein Sieben- oder Achtjähriger dahin, eine Eistüte in der Hand. Das Eis tropft auf seine Hand und seinen Arm und rinnt über das T-Shirt. Weder den Jungen noch seine Mom scheint das zu stören.
    »Oh«, murmle ich.
    »Seit ich für Onkel Gerald arbeite, geht’s mir großartig, Lizzie. Ich liebe diesen Beruf. Als wir uns kennengelernt haben, jobbte ich auch im Büro meines Onkels, und ich sagte, das würde mir nicht gefallen.
Damals hatte ich mich völlig verausgabt. Aber jetzt ist es ganz anders. Gerald hat mir meine eigene Abteilung angeboten, mehrere Leute sind mir unterstellt.« Noch nie habe ich ihn so enthusiastisch reden hören. Wie sein Vater, wenn er einen Wein beschreibt. So jugendlich klingt Lukes Stimme. Und glücklich . »Es gibt nur einen Haken.«
    »Welchen?«
    »Ich muss für immer nach Paris ziehen.«
    »Oh«, murmle ich.
    »Und als ich hörte, was mit deinem Laden passiert ist«, fügt er aufgeregt hinzu, »dachte ich sofort, das ist die ganz große Chance. Du bist arbeitslos, und ich habe einen fantastischen Job. Komm zu mir nach Paris, Lizzie! Hier kannst du dein eigenes Brautmodengeschäft eröffnen. Neulich bin ich an so einem Laden vorbeigegangen. Deine Kleider sind tausend Mal schöner. Und preisgünstiger. In dieser Stadt ist alles schrecklich teuer, und die Leute sehnen sich nach einer Mode, die

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