Hokus Pokus Zuckerkuss
weiß ich. Auch davon hat Tiffany mir erzählt.« Gleichmütig zuckt er die Schultern und bringt mich damit in Rage. »Was wirst du jetzt tun?«
»Keine Ahnung!«, schreie ich ihn an. »Was meinst
du denn, warum ich hier stehe und nachzudenken versuche?«
O Gott, wie kann ich ihn lieben? Obwohl er ganz anders ist als Luke, den ich so lange zu lieben glaubte? Bitte, sorg dich nicht, Lizzie. Ich kümmere mich um alles. Um dich … Das hat Luke gesagt.
Und was fragt Chaz? Was wirst du jetzt tun?
Nun, ich war ja so darauf versessen, auf eigenen Füßen zu stehen.
»Sicher wird dir was einfallen«, bemerkt Chaz mit einem weiteren Schulterzucken. »Ich sterbe vor Hunger. Hast du schon zu Mittag gegessen?«
Habe ich schon zu Mittag gegessen? Ist das alles, was er zu sagen hat?
» Wie denn? «, fauche ich. » Wie soll ich eine Lösung finden?«
Mein Gefühlsausbruch scheint ihn ein bisschen zu erschrecken. Ebenso den Lieferanten eines chinesischen Restaurants, der gerade vorbeiläuft.
»Das weiß ich nicht. Ich nehme an, du wirst ein neues Geschäft eröffnen.«
» Wo denn? Wie denn? Mit welchem Geld? « Jetzt bricht meine Stimme, genau wie mein Herz. Ich spüre es gerade in meiner Brust.
»Jesus, Lizzie, keine Ahnung. Irgendwas wird dir schon einfallen. So wie immer. Das ist ja so erstaunlich an dir.«
Ich drehe mich um und schaue ihn an. Ihn, nicht sein Spiegelbild.
Und da merke ich wieder einmal – wie schon den ganzen Sommer –, wie sehr ich ihn liebe.
So ist es nun einmal, und es gibt kein Zurück. Wahrscheinlich bin ich auf der Skala der bösen Mädchen soeben noch eine Stufe höher gerückt.
»Luke gibt sein Medizinstudium auf«, erkläre ich. »Weil sein Onkel ihm einen tollen Job in Paris angeboten hat. Deshalb zieht er für immer hin.«
»Wow«, bemerkt Chaz tonlos. »Wie mich das überrascht …«
Bestürzt starre ich ihn an. »Das wusstest du schon? Hat er’s dir erzählt?«
Wieder ein Schulterzucken. »Er ist mein bester Freund. Also erzählt er mir alles. Was hast du denn erwartet?«
»Und mir hast du eingeredet …« Ungläubig schüttle ich den Kopf. »Du hast mir eingeredet, er sei unfähig, bei irgendwas in seinem Leben zu bleiben. Und ich dachte, du bist verrückt. Aber du hattest recht, du hattest hundertprozentig recht.«
»Luke ist kein schlechter Kerl«, sagt er sanft. »Nur – orientierungslos.«
»Und?« Ich stecke das Handy in meine Handtasche. »Wirst du mich fragen?«
»Was?«
»Ob ich zu ihm nach Paris ziehe? Das will er nämlich. Und seine Familie würde mir das Startkapital für einen neuen Laden leihen.«
»Zweifellos werden sie das tun. Und – nein, ich frage dich nicht .«
Meine Kiefermuskeln verkrampfen sich. Für jemanden, nach dem ich so verrückt bin, ist Chaz die schlimmste Nervensäge, der ich je begegnet bin.
»Warum nicht? Willst du nicht, dass ich in New York bleibe?«
»Oh, natürlich will ich das. Aber wie ich schon einmal betont habe – was in der Zukunft geschieht, ist schon jetzt unvermeidlich. Also genieße ich einfach nur die Zeit mit dir, die mir noch vergönnt ist.«
»Was für eine Scheiße!«, seufze ich angewidert.
»Schätzungsweise stimmt das«, fährt er fort, immer noch gleichmütig. »Was willst du essen? Ich hätte Lust auf einen Thai-Lunch. Du auch? Um die Ecke gibt’s ein gutes Thai-Restaurant.«
»Wie kannst du in einem solchen Moment an Essen denken?«, zische ich. »Weißt du – hast du auch nur die leiseste Ahnung, dass ich jedes Mal einen Nesselausschlag kriege, wenn ich mir meine Hochzeit mit Luke vorstelle?«
Verwundert hebt er die Brauen. »Kein gutes Zeichen. Ich meine, für ihn. Und ich nehme an, für Paris.«
»Ein grässliches Zeichen. Übrigens, was hast du in Detroit gemeint? Da sagtest du, Luke wäre während unserer Beziehung kein Tugendbold gewesen.«
»Hör mal …« Chaz verdreht die Augen. »Darüber will ich vor Vera Wangs Hauptgeschäft wirklich nicht reden. Gehen wir nach Hause. Wir ziehen unsere verschwitzten Kleider aus, ich lasse dir ein kühles Bad ein und bestelle ein Thai-Essen. Dann mixe ich uns Gin Tonics, und wir nippen daran, während wir über die Wechselfälle des Lebens diskutieren, und dabei beglücke ich dich mit einer Ganzkörpermassage …«
»Nein!« Erbost schiebe ich seinen Arm beiseite, den er um mich legen will. »Ich meine es ernst, Chaz, und ich will nicht …«
Aber ich finde keine Gelegenheit, ihm zu verraten, was ich nicht will. Denn in diesem Moment bleiben zwei Frauen
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