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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge González
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Elfjährigen, mussten um sechs Uhr morgens aufstehen. Ein Teil der Schüler war direkt nach dem Frühstück zur Feldarbeit eingeteilt, bei der wir harte Vorgaben zu erfüllen hatten. Und das alles in Gummistiefeln bei vierzig Grad in der glühenden Sonne. Wir haben so gestunken …
    Mittags liefen wir schnell zurück zum Internat, wo sechzig Studenten dann um fünfzig Duschen kämpften – manchmal gab es auch gar kein Wasser –, um möglichst schnell in der Kantine zu sein. Wer zu spät kam, bekam nichts mehr zu essen. Anschließend hatten wir Unterricht bis zum Abendessen, und von zwanzig bis zweiundzwanzig Uhr hieß es, Hausaufgaben machen. Bei der anderen Hälfte der Schüler verlief der Zeitplan genau umgekehrt. Sie gingen morgens in die Schule und nachmittags aufs Feld, und das Gerangel um die Duschen sowie das Essen fand bei ihnen erst am Abend statt.
    Wieder einmal half mir mein Kopf aus der Misere. Wer besonders gut in bestimmten Fächern war, konnte an einem Förderunterricht teilnehmen und bei regionalen und nationalen Wettbewerben mitmachen. Diese Schüler mussten nicht so oft in der Landwirtschaft arbeiten, weil es ihre Aufgabe war, Preise zu gewinnen. Da ich in Mathematik, Literatur und Sport sehr gut war, machte ich mit, wo ich nur konnte; nur um nicht auf dem Feld arbeiten zu müssen. Trotzdem ließ es sich manchmal nicht verhindern.
    Ich erinnere mich noch gut, wie wir eines Morgens auf dem Weg zum Feld an einem riesigen Propagandaplakat vorbeimarschierten, auf dem der berühmte Dichter und Nationalheld José Martí abgebildet war. Neben ihm stand der Satz: »Hinter jeder Schule sollte ein Feld sein …« Der kubanische Poet und Philosoph ist eine Symbolfigur des Unabhängigkeitskampfs und forderte schon im 19. Jahrhundert eine allgemeine Volksbildung. Deshalb standen in den Schulen oft Martí-Büsten oder solche propagandistischen Plakate.
    Als ich den Satz las, kam der ganze Frust über die harte Arbeit in mir hoch. Was hatte ich von dem Anspruch auf allgemeine Volksbildung, wenn ich dafür jeden Tag auf den Feldern schuften musste? Ich fing an, mit der Hacke, die wir für die Feldarbeit brauchten, auf das Plakat einzustechen. Dabei hatte ich eigentlich gar nichts gegen José Martí. Im Gegenteil, von ihm stammte eines meiner Lieblingsgedichte: Los Zapaticos de Rosa (»Die rosaroten Schühchen«), in dem ein kleines privilegiertes Mädchen seine heiß geliebten rosafarbenen Schuhe einem anderen Mädchen schenkt, das sehr arm ist. Ich mochte Gedichte und schrieb selbst welche. Eine meiner Lehrerinnen in der Grundschule hatte mich dazu ermuntert, an Literaturwettbewerben teilzunehmen. Und ich habe sogar einige gewonnen. Meine Gedichte drehten sich meist um Liebe und Familie und hatten immer einen romantischen Touch. Wahrscheinlich hat mich die Beziehung meiner Eltern beeinflusst.
    Und nun stand ich da in Gummistiefeln und schweißgebadet und schlug mit der Hacke wutentbrannt auf den Verfasser meines Lieblingsgedichts ein. Irgendwann zog mich einer der Vorarbeiter weg und brachte mich zum Direktor. Ich bekam richtig Ärger. Meine Mutter wurde in die Schule zitiert und musste mein Verhalten rechtfertigen, während ich am darauffolgenden Wochenende nicht nach Hause fahren durfte, sondern Strafdienst in der Schule ableisten musste – das hieß putzen, aufräumen, reparieren.
    Ich habe die Feldarbeit gehasst und sie oft als »Kinderarbeit« beschimpft. Doch sie machte mich auch stark. Wie sehr, merkte ich erst, als ich Jahre später überhaupt keine Angst davor hatte, als grade mal Achtzehnjähriger allein nach Europa zu gehen. Ich wusste, ich würde das schaffen. Denn ich hatte schon mit elf im Internat überlebt.
    Das Internat war aber nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch intellektuell eine Herausforderung. In meinem Vocacional befanden sich die besten Schüler aus Mittelkuba, es herrschte ein extremer Konkurrenzdruck. Hundert Punkte waren das beste Resultat bei einer Prüfung – und wer in jedem Fach nicht mindestens fünfundachtzig pro Prüfung schaffte, verlor seinen Platz in dieser Eliteschule. Das bedeutete: Egal wie müde wir von der Feldarbeit waren, wir mussten am Abend so viel lernen, um das zu erreichen. Ich wollte aber nicht nur 85 Punkte, ich wollte 95 oder 100 Punkte. Denn ich hatte meinen Plan B vor Augen, einen Studienplatz im Ausland, den nur die Schüler mit dem besten Abschluss bekamen.
    All die Jahre habe ich viel gelitten. Beim Duschen rissen die älteren Jungs Witze

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