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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge González
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mit den Worten: »Wir müssen reden.« Als sie dort ankam und ihr Mann sie entdeckte, schaute er sie erst nur mit offenem Mund an. Als er nach einer Weile sprachlos auf sie zuging, küsste sie ihn auf den Mund. Genau, wie wir es besprochen hatten. Denn sie hatte mir gestanden, dass sie sich seit Langem nur noch wie Bruder und Schwester auf die Wange küssten.
    »Ganz wichtig, du musst ihn küssen«, sagte ich zu ihr, »und zwar mit Zunge. Und wenn du dazu vorher ein Glas Prosecco trinken musst.«
    Sie hat es tatsächlich getan. Sie zog ihn leidenschaftlich an sich und küsste ihn innig.
    Als er sie fragte, ob sie etwas trinken wolle, sagte sie nur: »Nein, ich habe einen anderen Vorschlag. Komm, lass uns gehen. Ich habe zu Hause etwas vorbereitet.« Sie konnte gar nicht so schnell schauen, wie er einen Geldschein auf den Tisch warf und aufstand.
    »Jorge, es war so schön«, erzählte sie mir am nächsten Tag im Café. »Wir saßen auf dem Heimweg im Auto, ohne ein Wort zu reden. Er schaute mich nur immer wieder von der Seite an und strahlte. Als wir zu Hause ankamen, reichte ich ihm ein Glas Wein. Wir stießen an, und er fragte: ›Worüber willst du mit mir reden?‹ – ›Wir müssen nicht reden‹, habe ich geantwortet und dabei, wie du es vorgemacht hast, langsam einen Träger des Kleides abgestreift. Du glaubst es nicht: Er hat sich fast verschluckt. Und als ich anfing, mein Kleid auszuziehen, da packte er mich und rief immer nur: ›Ich liebe dich. Entschuldigung. Ich liebe dich.‹«
    Sie umarmte mich und drückte mich ganz fest. Danach sagte sie total glücklich: »Weißt du was, Jorge, in dem Moment habe ich mich genauso gefühlt, wie du es vorhergesagt hast. Ich habe das Spiel dominiert. Das war der beste Sex, den ich je mit meinem Mann hatte.«
    Und das alles mit den Waffen der Frauen. Jede Chica entscheidet selber, wann, wo, mit wem und wie sie ihren Glam einsetzt. Wenn eine Frau etwas will, dann bin ich sicher, dass sie es erreicht – auch wenn das manchmal mehr Arbeit für sie bedeutet, weil sie mehrere Rollen ausfüllen muss. Sie ist die Chefin des Hauses, sie hat ihren Job, sie ist die Mutter, die Ehefrau oder Freundin, aber auch die sexy Frau, die piropos hören will. Der Mann kommt nach Hause und fragt seine Frau: »Schaaatz, wo sind meine Socken. Schaaatz, wo ist dies? Schaaatz, wo ist das?« Für viele Frauen ist das nach wie vor die Realität. Dabei wollen sie so gerne auch mal Komplimente hören. Der Mann sieht das aber nicht. Der kommt von der Arbeit nach Hause und egal, was für ein Typ: Er ist weder darauf programmiert, sich sofort an die Hausarbeit zu machen, noch den Kühlschrank aufzufüllen. Ganz gleich, was mir die Männer erzählen, so läuft es nun einmal.
    Eine Frau hingegen kann tausend Dinge auf einmal tun: kochen, waschen, Kinder versorgen, telefonieren, aufräumen … Männer sind dazu meist nicht in der Lage. Die können sich nur einer Sache widmen, bei zweien sind sie oft schon überfordert. Mein Vater war da nicht anders. Er war es gewöhnt, dass meine Mutter ihn wie ein Baby behandelte. Sie sagte dann oft mit einem Blick in seine Richtung: » El negro , der schwarze Mann da, er denkt, er sei mein Sohn.« Aber mein Vater vergötterte meine Mutter und machte ihr eine Menge piropos , die sie nur schmunzelnd kommentierte: » Ay , ohne mich bist du nichts.«
    Kafka, ich komme
    In der Schule hatte ich gelernt, dass jeder Mensch gleich sei. Warum durfte ich dann nicht nach Varadero gehen und tanzen? Der Sohn eines Politikers aber schon? Wieso musste ich jeden Tag mein Ich unterdrücken oder verstecken? Das wollte ich nicht mehr. Ich wollte sein, wie ich war, und tun, was mir gefiel. Deshalb wuchs mit den Jahren meine Sehnsucht, Kuba zu verlassen. Ich wollte endlich nach Europa – auch wenn ich dafür den Preis zahlen musste, mein Land und meine Familie zu verlassen. Deshalb hatte ich nur eins im Kopf: Ich musste lernen, um gute Noten und damit einen Studienplatz im Ausland zu bekommen.
    Im letzten Schuljahr entschied sich der Werdegang der Schüler. Nur die Besten durften im Ausland studieren und nur die Allerbesten überhaupt wählen, welche Fächer sie an welcher Universität studieren wollten. Deshalb war klar, dass ich einer der allerbesten, wenn nicht sogar der beste Schüler meines Jahrgangs sein musste.
    Am Ende gehörte ich tatsächlich zu den fünf Besten und durfte vier alternative Studienplätze beziehungsweise -fächer wählen. Ich bekam eine Liste mit zwei Spalten.

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