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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge González
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würde ausflippen, falls er erfuhr, wo und mit wem sie unterwegs war.
    »Ich habe dich nicht gesehen?«, fragte ich mit Unschuldsmiene.
    »Zehn Pesos.« Erstes Angebot auf dem Tisch.
    »Aber Manuel und ich wollten im ›Coppelia‹ noch ein Eis essen.« Angebot abgelehnt.
    »Zwanzig Pesos.« Zweites Angebot.
    »Ich muss den Bus bezahlen.« Zweites Angebot abgelehnt .
    »Dreißig Pesos.« Drittes Angebot .
    »Ich sage nichts?«, fragte ich erneut und machte dabei eine Bewegung, als würde ich meine Lippen versiegeln. Angebot abgelehnt.
    »Fünfzig Pesos«, sagte sie energisch. Letztes Angebot .
    »Danke, Schwesterherz. Ich habe dich nicht gesehen. Adiós .« Angebot angenommen. Betrag ausgezahlt.
    Und so verbrachten Manuel und Jorge ein wunderschönes Wochenende in Havanna und waren viele Male im »Coppelia« Eis essen.
    Die Waffen der Frauen
    In der Machowelt von Kuba konnte ich tagtäglich beobachten, wie die Frauen ihre weiblichen Waffen auf eben diese Machos richteten. Meine Schwester beherrschte das perfekt, wie ihr an der Geschichte mit dem Direktor meiner Schule sehen könnt.
    Meine Mutter sagte immer mit einem Lächeln auf den Lippen über meinen Vater: »Er denkt, er ist der Chef hier. Aber ich gebe ihm nur dieses Gefühl – in Wirklichkeit bin ich die Chefin.« Wenn mein Vater dann wieder mal mit strenger Stimme sagte: »Ich bin der Chef im Haus«, antwortete meine Mutter meistens nur mit einem »Ja, ja, Gudelio, das ist wohl so.« Wir Kinder lachten uns darüber fast kaputt, denn wir wussten ja, wie sie das meinte.
    Die Frauen in Kuba lächelten, sagten »Ja, mein Schatz« und brachten dann mit ihren Waffen – Klugheit x Schönheit x Weiblichkeit = Glam – den Mann dahin, wo sie ihn haben wollten. Die Männer taten alles, ohne darüber nachzudenken, dass sie es eigentlich gar nicht gewollt hatten. Und wenn es ihnen wieder einfiel, war es meistens zu spät.
    Beim Thema Waffen der Frauen fällt mir sofort meine Tante Emilia ein. Als junge Frau war sie wunderschön, groß, blond mit langen Beinen. Sie blieb ihr Leben lang dreißig und trug noch mit weit über sechzig Miniröcke. Als ihr Ehemann starb, nahm sie sich nur noch jüngere Männer.
    Einmal, da war ich ungefähr zehn Jahre, besuchte ich meine Tante, die damals vielleicht Ende fünfzig war, ein paar Tage in Havanna. Beim Spielen entdeckte ich über einem kleinen Tischchen, auf dem ein Sparschwein stand, einen Wandkalender, in den an manchen Tagen ein Kreuz eingetragen war.
    » So, mi niño «, sagte meine Tante eines Morgens zu mir, »ich muss jetzt zum Frisör, zur Maniküre und Pediküre. Denn ich will heute hübsch aussehen. Und du gehst später zu deiner Tante Elena.«
    Nach diesen Worten blickte sie zu ihrem viel jüngeren Freund hin, der auf der Couch vor dem Fernseher saß: »Und wenn ich zurückkomme, will ich ein Kreuz.«
    »Wieso ein Kreuz, tía ?«, fragte ich.
    »Schau mal«, antwortete sie und zeigte dabei auf den Kalender, »in dieser Woche ist noch kein Kreuz eingetragen. Und das bedeutet«, dabei klopfte sie dreimal mit den Knöcheln ihrer Finger auf das Tischchen unter dem Kalender und durchbohrte ihren Lover mit Blicken: »BEZAHLEN!!!«
    Im Klartext hieß das: Ihr Liebhaber musste seine Schulden entweder mit einer hora de amor , einem Schäferstündchen, abbezahlen oder zwanzig Pesos ins Sparschwein werfen …
    Auch auf der Straße wird scharf geschossen: Wenn in Kuba eine Frau einen großen Hintern hat – Achtung Chicas, das ist dort ein Schönheitsideal! – , dann sagen die Jungs: » O, mamita , dein Vater ist wohl ein carnicero , ein Fleischer, und du hast viel Hunger gehabt.«
    Die Angesprochene wirft nur einen Blick von oben herab auf die schreienden Jungs, drückt ihr Holzkreuz durch, um den Popo größer zu machen, und stolziert davon. Wenn eine Frau einen Mann sexy findet und ihn kennenlernen will, dann sagt sie zum Beispiel zu ihm: »O papito , mit dir würde ich gern eine richtig große Familie haben.«
    Im Spanischen nennen wir diese Art von Komplimenten piropo . Mit einem piropo willst du nicht nur etwas Nettes sagen, sondern deinem Gegenüber auch gefallen mit dem, was du sagst – damit du ein Kompliment zurückbekommst.
    Einige meiner Freundinnen in Deutschland trafen sich früher einmal im Monat in unterschiedlichen Restaurants. Der einzige Mann, dem sie manchmal erlaubten, an ihrem Chicas-Tag teilzunehmen, war: Jorge. Vor ein paar Jahren waren wir alle zusammen Sushi essen. Die Chicas waren damals so Ende

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