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Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition)

Titel: Hola Chicas!: Auf dem Laufsteg meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge González
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lief. Im Garten gab es viele Palmen und exotische Früchte – Bananen, Mangos, Papayas, Chirimoyas. Jetzt, im Oktober, waren nicht viele Fremde da, sodass wir im Prinzip die einzigen Touristen waren. Die Fischer kamen vorbei und boten uns ihre Fänge an, die Bauern verkauften uns ihre Milch – wir hatten eine wunderbare Zeit.
    Eines Abends kam Christinas Revanche. Wir saßen gerade auf der Terrasse und lauschten dem Meeresrauschen. Ich liebe dieses Geräusch, weil es mich so beruhigt. Deshalb fiel ich – schnarch – in meinem Schaukelstuhl in Tiefschlaf.
    Da kam meinem Vater eine tolle Idee. Er ging zu Christina, gab ihr einen Eimer voll Wasser und sagte zu ihr: » Chica , jetzt ist deine Zeit gekommen.« Christina holte mit dem Eimer aus, schüttete den ganzen Inhalt über mir aus und machte mich von Kopf bis Fuß nass. Ich schreckte hoch, sprang aus dem Schaukelstuhl und hätte die kleine Italienerin am liebsten wie eine Kakerlake zerquetscht. Alle lachten sich tot, applaudierten und schrien: »Bravo, Christina, bravo.« Mein Vater gestand mir erst viel später, dass die Idee mit dem Wasser von ihm stammte. Er mochte Christina, und weil ich sie immer ärgerte, gönnte er mir diese Abreibung.
    Natürlich gingen wir auch an den Strand, wo meine Tante Fela mich fünf Jahre zuvor in der Zeitschrift entdeckt hatte. Der Strand von Trinidad besteht aus mehreren Abschnitten. An der Playa Inglés , wo sich unser Haus befand, durften die Einheimischen baden gehen. An der Playa Ancón , wo sich die Touristen aufhielten, durften Einheimische weder die Hotels noch die Shops oder die Strandabschnitte betreten und auch nicht die Hotelanlagen. Aber das wusste ich nicht.
    Eines Nachmittags sagte ich zu meiner Mutter, zu Christina und Ina: »Kommt, Chicas, wir gehen zum Hotel, kaufen was zu trinken und gehen in den Shop.« Dort wollte ich Badeschuhe für meine Mutter kaufen.
    Vor dem Hotel hielt uns ein Sicherheitsmann an und fragte schroff: »Wohin?«
    »Ins Hotel«, antwortete ich.
    »Sie beide ja«, sagte er und deutete auf Christina und mich, aber die beiden anderen nicht .« Der Sicherheitsmann musste an meinem Look gemerkt haben, dass ich aus dem Ausland kam.
    »Wie bitte?«, fragte ich. »Das sind meine Mutter und meine Freundin. Und wir möchten in dem Shop etwas kaufen.«
    »Kubaner dürfen da nicht rein.«
    Christina kochte fast über, weil es für sie undenkbar war, dass die Leute im eigenen Land nicht in ein Hotel durften. Sie verstand das einfach nicht und fing an zu schimpfen. Die Touristen, die um uns herumstanden, schauten schon zu uns herüber. Und auf einmal kam der Chef der Sicherheit und ordnete an, uns reinzulassen, um weiteres Aufsehen zu vermeiden.
    Also gingen wir alle zusammen in den Shop und verließen das Hotel so schnell wie möglich. Ich fühlte mich erbärmlich. Erniedrigt. Gedemütigt. Und es tat mir so weh, als meine Mutter während der Diskussion mit dem Sicherheitsmann zu mir sagte: » Niño , lass das. Für mich ist das kein Problem. Geh du allein rein.« Sie wollte einfach nicht, dass wir Ärger bekamen.
    Man muss sich das mal vorstellen: Meine Mutter war nach 1959 in Kuba geblieben, weil sie an die Ideale der Revolution glaubte. Nach vielen Jahren kommt ihr Sohn zu Besuch mit einer Freundin aus dem Ausland, aber sie darf sich nicht frei bewegen. Sie darf nicht dort hingehen, wo ihre Gäste hingehen. Sie darf es einfach nicht. Das Land gehörte nicht mehr den Kubanern, sondern dem Staat und dem Tourismus. In dem Moment kam es mir so vor, als wären wir zum Feudalismus und zum Sklaventum zurückkehrt. Nur dass meine Mutter die Sklavin war und ich mich auf der anderen Seite befand. Die Touristen durften alles machen, was sie wollten. Die einheimischen Kubaner dagegen fast nichts. Es mag sein, dass das alles auch mit den Vorsichtsmaßnahmen wegen des zunehmenden Sextourismus zu tun hatte. Aber ich war nicht mit einer kubanischen Prostituierten im Hotel, ich war da mit einer älteren Dame, mit meiner Mutter!
    Nach dem Aufenthalt in Trinidad fuhren wir alle gemeinsam nach Havanna, wo ich ebenfalls eine Wohnung organisiert hatte. Eines Abends, Christina war schon im Bett, sagte ich zu Manuel: »Christina schläft, ich klaue ihr jetzt den Schlüssel vom Mietwagen, und wir gehen aus.«
    Er fragte verwundert: »Kannst du fahren?«
    »Natürlich kann ich fahren«, antwortete ich. »Ich habe zwar keinen Führerschein, aber fahren ist ja leicht mit einem Automatikmodell.«
    Das war gegen halb eins. Wir

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