Holidays on Ice
kann man sein Projekt genauso gut nehmen und auf die Bretter werfen, die zwar die Welt bedeuten, wo aber kein Schwein je hinkuckt.
Ein weiser Mann hat einmal gesagt, um zu kommunizieren, m üsse man fähig sein, in der Sprache eines anderen zu sprechen. Nehmen wir zum Beispiel mal mich. Hier stehe ich und rassele Begriffe wie »ihr Leut« und »Brüder und Schwestern« herunter, wo ich doch in einer etwas intellektuellen Umgebung solche Wörter nie, und wenn ich »nie« sage, meine ich nie, verwenden würde. Aber hier verwende ich sie, in dieser heruntergekommenen Kirche, denn um zu kommunizieren, muss ich eure Sprache sprechen. In London habe ich das neulich auch so gehalten und an einem einzigen Wochenende ständig die Wörter »bloody« und »tuppence« verwendet. Kurz: ich bin ein Kommunikator.
Gr ößtenteils wegen meiner außergewöhnlichen interpersonalen Beziehungsfähigkeit wurde ich dann von einem rivalisierenden Sender weggeschnappt, wo ich Dramatische Programmgestaltung unter mir hatte. Nein, ich spreche nicht von den schalen Seifenopern, die Menschen wie ihr so sehr mögen. Ich beziehe mich vielmehr auf die zupackenden, gesellschaftlich relevanten und bedeutsamen Programme, die widerspiegeln, was in unserem Land wirklich los ist. Ohne eingeblendetes Gel ächter oder das Standardformat von zweiundzwanzig Minuten sind das die Sendungen, die einem zu Herzen gehen, anstatt nur das Zwerchfell zu kitzeln. Vielleicht muss man ein, zwei Tränchen vergießen, aber immerhin empfindet man hinterher ein bisschen Stolz auf das gemeinsame Erbe. Das sind die Sendungen, in denen gutaussehende Menschen versuchen, mit einem Leben fertigzuwerden, welches, was viele von euch, wie man überdeutlich sieht, nur allzu gut wissen, nicht immer so schön ist, wie man es sich wohl wünschen mag. Manchmal sind diese gutaussehenden Menschen gezwungen, ärmlich ausgestattete Häuser oder sogar Wohnanhänger zu besuchen. Hin und wieder kommen sie mit Leuten in Berührung, die nicht so gut aussehen, aber auch damit müssen sie fertigwerden. Genau wie wir alle. Ich spreche von solchen preisgekrönten Sendungen wie ».. .wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt«, »Cynthia Chinn: Asiatische Amme«, »Hal und sein Tumor« und »Die Farbe Weiß«. (Applaus abwarten.)
Wenn man zu lange auf einem Fleck stehen bleibt, beginnen die F üße zu jucken. Ich fand in Sitcoms zu meiner eigenen Stimme, bewies bei Dramen, dass ich was kann, und fand, es war an der Zeit, die dicken Quoten mit etwas einzufahren, was wir die »Miniserie« nennen. Ein paar von euch kennen das Konzept bestimmt bereits. Man nennt sie »mini«, obwohl sie meist viel länger ist als ein normaler Film in eurem Flohkino. Teilweise liegt das an den Werbebl öcken, aber außerdem besteht für uns auch die Chance, uns mal so richtig reinzuknien und zur Substanz der Geschichte vorzudringen. Manchmal basieren diese Filme auf den Romanen, die viele unserer Lieblingsschriftsteller geschrieben haben, wie James Chutney und Jocelyn Hershey-Guest. Ich schmeichle mir, dass wir »Cousin zu Mitternacht« von Olivia Hightop und der zutiefst betroffen machenden historischen Saga »Das Heft in der Hand« von E. Thomas Wallop sehr nobel und angemessen ins Filmische verholfen haben. Diese Miniserien basieren, wie ich schon sagte, oft auf Werken der Literatur, aber genauso oft können wir ähnlich unwiderstehliches Material finden, wenn wir schlicht und einfach unsere Tageszeitungen aufschlagen, die Überlebenden oder Übeltäter kontaktieren und ihnen ihre Storys abkaufen, die dann von jeder gewünschten Anzahl unserer versierten Autoren bearbeitet werden. Dies war bei »Ganz und gar: Wie Schwester Katherine gekocht wurde« der Fall, einem tragischen Vorfall, den wir, finde ich, mit großer Würde abgehandelt haben. Da die in Frage stehende Nonne nicht mehr unter uns weilte, haben wir die Rechte den Zwillingen McCracken abgekauft, die - von ihrer Schuld oder Unschuld einmal abgesehen -eine unschätzbare Hilfe für unsere Autoren waren, deren oberstes Motto lautet: »Man sollte immer mindestens eine Seite der Geschichte parat haben.« Neulich haben wir ein weiteres herzzerreißendes Drama ausgestrahlt, diesmal auf einer ledigen Mutter basierend, die gezwungen war, ihre eigenen Kinder zu ersäufen, wozu sie sie an einen See fahren musste, weil sie verzweifelt bestrebt war, ihren gutaussehenden neuen Freund zu behalten. »Auf Wunsch mit Sonnendach« hat bei vielen Menschen eine Saite zum
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