Hollisch verliebt
verhalten. „Hast du das gehört?“
„Was, deinen neuen Gossenslang?“, fragte Victoria. „Ja. Du hast mir ja beinahe ins Ohr gebrüllt.“
„Das nicht. Was Riley gerade zu Mary Ann gesagt hat.“
„Ach so. Nein. Du etwa?“
„Ja.“ Sie lag neben ihm und hatte sich an ihn gekuschelt, während er ihr mit den Fingern durch das wunderbar weiche Haar fuhr. In ihrem Zimmer war es dunkel, aber Aden konnte so gut sehen, als benutzte er ein Nachtsichtgerät.
„Wie?“, fragte sie.
„Dünne Wände?“
„Dann hätte ich es auch gehört. Also wie?“
„Noch eine Vampirfähigkeit, die herauskommt?“
„Das könnte gut sein.“
Er hatte mit einem Kommentar von den Seelen gerechnet, aber sie behielten ihre Gedanken für sich. Caleb trauerte immer noch um die Hexen, Elijah hielt sich nach wie vor an sein Schweigegelübde, und seit Julian von Tonya Smart gehört hatte, beschäftigte ihn nur noch die Frage, wer er gewesen war und wie sein letzter Wunsch gelautet hatte.
Nur Junior machte ihm im Moment zu schaffen. Aden hatte wieder Durst, und sein Monster würde ihn das nicht vergessen lassen. Mit jeder weiteren Stunde wurde das Brüllen lauter.
Elijahs Vergleich mit einer Geburt hatte den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen. Aden kam sich vor wie ein frischgebackener Vater, dessen Kind sich in die Hose gemacht hatte und lautstark nach einer frischen Windel verlangte.
„Was hat Riley denn gesagt?“, wollte Victoria wissen.
Ja, richtig. Er hatte sich ja gerade mit Victoria unterhalten. „Er kann sich nicht mehr verwandeln.“
Mit weit aufgerissenen Augen fuhr sie hoch und starrte ihn an. „Was?“
„Ich gebe es nur weiter.“ Aden zog sie wieder in seine Arme und genoss es, wie sie sich an ihn schmiegte. „Er hat es gerade Mary Ann gesagt. Offenbar hat sie ihm Energie entzogen, bevor sie im Krankenhaus gelandet sind.“
„Wie … wie hat er geklungen?“
„Erstaunlich gut.“
„Oh nein. Dann leidet er am meisten.“ Sie schlug Aden mit einer Faust gegen die Brust. „Ich bringe sie um!“
Sie wollte sich wieder aufsetzen, aber er hielt sie fest an sich gedrückt. „Er duscht gerade, und ich glaube, sie wollte ihm nichts tun.“
„Das ist mir egal. Genau deshalb haben alle Wesen Kraftdiebe sofort getötet, wenn sie irgendwo aufgetaucht sind. Solche Unfälle müssen nicht passieren.“
„Vielleicht gibt sich das wieder. Vielleicht …“
„Mary Ann hat ihm seine Fähigkeit genommen. Das lässt sich nicht rückgängig machen.“
„So wie man einen Menschen nicht in einen Vampir verwandeln kann?“ Da hatte sie auch einmal behauptet, es sei unmöglich.
„Ich … ich … Trotzdem würde ich sie gern in den Schwitzkasten nehmen. Für den Rest aller Tage! Ich kann das. Riley hat es mir beigebracht.“
Zeit für einen Themenwechsel, bevor sie sich in Rage redete und Scharfzahn zum Spielen herauskam. Das würde dann auch Junior herauslocken. Außerdem hatte Aden so ein Gefühl, dass Rileys Tage als Wolf noch nicht vorbei waren. Vielleicht war das reines Wunschdenken, doch im Grunde vertraute er seinen Gefühlen.
Von Victoria hatte er gewusst, bevor er ihr zum ersten Mal begegnet war. Klar, durch Elijahs Visionen, aber mittlerweile wusste Aden, dass die Seelen ihre Fähigkeiten mit ihm teilten. Und wenn sie ihn verließen, übernahm Aden, was sie gekonnt hatten. Elijah war nicht der einzigeHellseher in seinem Körper. Aden selbst war auch einer.
Der Gedanke ließ ihn stutzen. Konnte er selbst in die Zukunft blicken?
„Lass mich sofort los, Aden.“ Ihr Atem strich ihm kühl über die Brust.
„Noch nicht. Ich möchte mit dir über etwas reden.“
„Worüber?“, fragte sie widerstrebend.
„Du willst nicht, dass ich dein Blut trinke, und das respektiere ich.“
Obwohl er ihr Blut immer noch wollte, mehr als alles andere. Mittlerweile bezweifelte er, dass sich das je ändern würde. „Hast du Angst, ich könnte wieder zu diesem unmenschlichen Wesen werden, das ich in der Höhle war?“
„Nein. Das wäre sonst schon passiert, als du mein Blut aus dem Kelch getrunken hast.“
Das glaubte er auch. „Hast du Angst, ich könnte die Welt durch deine Augen sehen?“
„Auch das nicht. Bis jetzt ist es ja nicht passiert. Natürlich könnte es noch kommen, aber damit hätte ich kein Problem. Du hast schon früher durch meine Augen gesehen, und du weißt über mich alles, was es zu wissen gibt.“
„Dann sag mir bitte, was in dir vorgeht.“
Sie malte mit einer Fingerspitze ein
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