Hollisch verliebt
ihren Ohren dröhnte. So reglos, als wäre er tot.
So wie Shannon es bald wieder sein würde.
Einen Zombie konnte man nur töten, indem man ihm den Kopf abschnitt. Bei dem Gedanken, dass ihr Freund so enden würde, daran, dass sie ihn nie wieder sehen oder mit ihm reden würde, weinte sie lange; es kam ihr wie Stunden vor. Sie weinte, bis sie innerlich vollkommen leer war, bis ihre geschwollenen Augen brannten und ihre Nase dicht war. Irgendwann nahm Riley sie in die starken, geliebten Arme und drückte sie fest an sich.
Nach einiger Zeit hörte sie zu schluchzen auf und seufzte tief. Doch das Unglück hatte noch kein Ende, denn sie fand keine Ruhe. Auch wegen Tucker mussten sie etwas unternehmen. Sie hatte ihm zwar nie getraut und auch gewusst, wozu er fähig war, aber mit so etwas hätte sie doch nicht gerechnet.
„Alles okay?“, fragte Riley schroff und ließ sie los.
Mary Ann drehte sich auf die Seite und musterte ihn. Wie er da so auf dem Rücken lag und an die Decke starrte, erinnerte er sie an Aden, als der nach einer Lösung gesucht hatte. „Ich habe nicht das Gefühl, ich müsste brechen, falls du das meinst.“
„Dann ist’s ja gut.“
„Tätowierst du mich?“
„Ja, wenn du das immer noch willst. Ich kann das beschädigte Zeichen ausbessern und dich mit einem neuen davor schützen, dass du anderen Kraft nimmst.“
„Danke.“ Warum willigte er so schnell ein? War es ihm egal geworden, ob sie lebte oder starb?
„Also warum warten?“ Als er die Beine aus dem Bett schwang, sah sie die verschorfte Wunde an seiner Wade. Sie war tiefrot und entzündet und musste ihm starke Schmerzen bereiten.
Sie hielt ihn am Arm fest, damit er nicht aufstand. „Wie geht es dir denn?“
„Gut.“ Er schüttelte ihre Hand ab.
Gekränkt sah sie ihm dabei zu, wie er die Tasche durchsuchte, die sein Bruder dagelassen hatte. Als er gefunden hatte, was er brauchte, legte er alles auf ihrer Bettseite zurecht.
„Dreh dich rum.“
Sie gehorchte. Wortlos zog er ihr das Krankenhaushemd, das sie immer noch trug, von den Schultern. Die Stiche schmerzten, als er das Schutzzeichen auf ihrem Rücken ausbesserte und mit der Nadel über den Schorf und die gerade geheilte Haut fuhr.
Am Ende war sie verschwitzt und zitterte.
„Wo soll ich dir das neue Zeichen stechen?“
Mit etwas Glück würde sie wieder ein Mensch werden. Normal. Was bedeutete, dass sie ihren Vater wiedersehen könnte. Er würde ausrasten, wenn er die Tattoos auf ihren Armen sah. Das musste sie durch ein weiteres Zeichen ja nicht noch schlimmer machen.
„Auf meinem Bein“, entschied sie.
Wegen des schmerzenden Pochens in ihrem Rücken wollte sie sich nicht flach hinlegen. Sie lehnte sich nur gegen das Kissen und streckte ein Bein aus.
Riley schob das Krankenhaushemd über ihr Knie hoch. Einen Moment lang rührte er sich nicht. Er blickte nur auf sie herunter und wirkte … erregt?
„Riley?“
Ihre Stimme brachte ihn in die Gegenwart zurück. Er machte sich stirnrunzelnd an die Arbeit. Nach dem ersten Tattoo spürte sie das zweite kaum. Aber es war wirklich groß, von knapp unterhalb des Knies zog es sich bis zu ihrem Knöchel.
Nachdem er die Tätowiermaschine ausgeschaltet hatte, räumte Riley alles weg und tupfte Mary Anns blutenden Unterschenkel mit einem Handtuch aus dem Badezimmer ab. „Was Victoria gesagt hat, stimmt nicht. Du stirbst nicht, wenn das nicht funktioniert.“
„Wie meinst du das?“
„Wenn du schwach wirst oder kein richtiges Essen mehr verträgst, kann ich das Zeichen schließen, und du wirst wieder norm… so wie vorher.“
Er hatte sich daran gehindert, „normal“ zu sagen. Tatsächlich würde sie wieder eine Kraftdiebin werden, wenn er das Zeichen mit Farbe ausfüllte. Einerseits sagte ihr das, dass es ihm nicht egal war, ob sie lebte oder starb. Andererseits wollte er doch offensichtlich keine Beziehung, oder?
„Egal, was passiert, ich will, dass das Zeichen offen bleibt“, sagte Mary Ann. „Es soll funktionieren.“
„Mary Ann …“
„Nein. Deshalb musst du mich noch mal tätowieren.“
Er kniff die Augen zusammen, widersprach aber nicht. Sie sah ihm an, dass er ohnehin vorhatte zu tun, was er wollte. „Womit?“
„Du weißt, womit. Ich will das Zeichen, das auch Aden hat. Damit niemand je meine Schutzzauber schließen kann.“
Er schüttelte den Kopf, bevor sie ausgesprochen hatte.
„Gib’s zu. Damit hätten die Hexen gar nicht erst versucht, meinen Schutzzauber gegen tödliche
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