Hollisch verliebt
Verletzungen zu durchlöchern.“ Hexen konnten Schutzzauber und ihre Bedeutung spüren.
„Stimmt, aber was machst du, wenn du geschnappt wirst? Wenn dir jemand ein Zeichen verpasst, das du nicht willst?“
„Stich mir einfach ein Tattoo, das weitere verhindert.“
„Kein halbwegs denkendes Wesen lässt sich diese Zeichen stechen.
Damit bleibt man für zu viele Zauber angreifbar.“
„Riley.“
„Mary Ann.“
„Ich will dieses Zeichen haben, Riley. Das erste, von dem ich gesprochen habe.“
„Zu riskant.“
„Aden trägt es.“
„Bei ihm lohnt sich das Risiko. Es gibt zu viele, die von ihm angezogen werden, die ihn benutzen, kontrollieren oder verletzen wollen.“
„Falls du’s nicht mitbekommen hast: Hinter mir sind sie auch her.“ Alle, die Riley kannte, wollten sie töten. Sogar seine Brüder. Hatte Riley schon vergessen, wie sie Mary Ann angesehen hatten, nachdem sie die Hexen und Elfen getötet hatte? Voller Entsetzen, Abscheu und Wut. Heute hatten sie sich nur deshalb bemüht, sie zu retten, weil Riley sie liebte. Oder geliebt hatte.
„Was glaubst du denn, womit es die Hexen beim nächsten Mal probieren, wenn du dich mit einem unzerstörbaren Zeichen vor körperlichen Verletzungen schützt?“, knurrte er. „Sie versuchen es mit Sicherheit wieder. Und sie werden dir die Schuld an diesem Massaker in Tulsa geben.“
„Aber ich …“
Er ließ sie gar nicht aussprechen. „Wenn du nicht von allein darauf kommst, erkläre ich es dir. Sie werden dich einsperren, aushungern undfoltern, ohne dich zu töten, bis du einfach an Altersschwäche stirbst.“
Unmöglich. „Das würde doch Jahrzehnte dauern!“
„Genau.“
Ihr war klar, dass er ihr Angst einjagen wollte. „Stich mir das Zeichen.“ Lieber wollte sie unter Qualen sterben, bevor sie jemand anderen umbrachte, weil sie hungrig war. Riley würde sie nicht dazu bringen, ihre Meinung zu ändern.
„Ich habe schon alles weggepackt.“
„Klar, es ist ja auch furchtbar schwer, die Ausrüstung wieder rauszuholen.“
„Nein.“
„Ich will keine Gefahr mehr für dich sein.“
In seinem Kiefer zuckte ein Muskel. „Das bist du nicht.“
„Ach, und was ist plötzlich anders?“, fragte sie so beiläufig wie möglich. Endlich würde sie erfahren, warum er sich so merkwürdig benahm.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, in seine grünen Augen war das vertraute Funkeln zurückgekehrt. Doch sie las nicht Verlangen darin, sondern Wut, die sich bisher nie gegen sie gerichtet hatte. „Ich kann mich nicht mehr verwandeln.“
Er konnte … Langsam, langsam. „Was?“
„Ich kann mich nicht verwandeln. Ich habe es versucht. Ein paarmal schon, seit wir aus dem Krankenhaus raus sind. Es geht nicht mehr.“
„Weil … weil ich dir Kraft entzogen habe?“
„Du wolltest es nicht, du hast dich sogar gewehrt. Ich habe sie dir aufgedrängt.“ Seine Wut verrauchte, er wirkte nur noch niedergeschlagen. „Aber das ist egal. Das Ergebnis bleibt dasselbe.“
Egal? Das war alles andere als egal! Auch wenn er ihr seine Kraft aufgedrängt hatte, hatte Mary Ann sie angenommen. Sie hatte ihm seine tierische Seite genommen. Sein Selbst, sein wahres Ich. Er hatte es verloren. Für immer. Ihretwegen. Kein Wunder, dass es ihr vorgekommen war, als würde er sie hassen. Er hasste sie tatsächlich.
„Riley, das tut mir so leid. Es tut mir schrecklich leid. Ich wollte nicht … Ich hätte nie …“ Worte konnten nicht ausdrücken, wie sehr sie bedauerte, was passiert war. Nichts konnte das wieder in Ordnung bringen.
Es war das Schlimmste, was sie je getan hatte. Plötzlich konnte sie wieder weinen; Tränen brannten in ihren Augen und rannen ihr über die Wangen.
„Wir wussten, dass das passierten konnte“, sagte er.
„Bist du jetzt ein Mensch?“
Er lachte verbittert. „So ziemlich.“
Das wurde ja immer schlimmer. Was für eine Qual das für ihn sein musste. Er hatte sein ganzes Leben als Gestaltwandler verbracht.
Ein sehr langes Leben, das jetzt vielleicht deutlich kürzer geworden war. Ihretwegen. Seine Freunde waren Gestaltwandler. Seine Familie. Und jetzt war er geworden, was sie mehr als alles andere verabscheuten: verletzlich.
Riley stand auf und wandte ihr den Rücken zu. „Ich gehe duschen. Ruh dich aus, wenn du kannst.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er ins Badezimmer und schloss die Tür.
Er verschloss sich ihr.
Für immer, vermutete sie.
Mary Ann krümmte sich zusammen und schluchzte.
Aden fluchte
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