Hollisch verliebt
beiden zusammengekommen?“, fragte Riley. Seine Berührungen wurden grober. „Und ich meine nicht im romantischenSinne. Es sei denn, du musst mir noch was erzählen. Und wenn es stimmt …“
„Nein, nein, da ist nichts“, beruhigte sie ihn rasch. Zwischen ihnen war es zwar aus, aber er sollte nicht denken, dass sie etwas mit Tucker angefangen hatte. „Also, hör zu: Nachdem er Aden verletzt hatte, was ich ihm noch nicht verziehen habe“, an dieser Stelle erhob sie die Stimme, so wie vorhin Riley, „hat Tucker mich gesucht. Er hat gesehen, wie ich mit dem Rucksack das Haus verlassen habe, und ist mir gefolgt.“
„Ich bin dir auch gefolgt. Du hast alles getan, um mich abzuhängen. Und ihn hast du bei dir behalten.“ Ja, Riley war eindeutig verbittert, und zwar zutiefst. Das „Ihn“ hatte er so voller Abscheu gesagt, als würde er über eine eitrige Pestbeule reden.
Mit der Tucker in Rileys Augen wahrscheinlich einiges gemein hatte.
„Das stimmt“, gestand sie mit sanfter Stimme ein. „Und es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.“
„Ganz süß, Mary Ann“, bemerkte Tucker trocken. „Wirklich.“
Wieder reagierten sie nicht.
Riley zögerte. Er legte die Tätowiermaschine weg und streichelte Mary Ann über die Wange. Ohne es zu wollen, schloss sie die Augen und neigte den Kopf seiner vertrauten schwieligen Hand entgegen. In diesem Augenblick gab es auf der Welt nur noch sie beide.
Sie atmete seinen Duft ein und tat so, als sei sie normal, als sei er normal, als sei diese ganze Situation normal. Sein herber, erdiger Geruch ließ sie an die Natur denken, und sie wollte mehr, unbedingt – bis ihr einfiel, was den letzten Geschöpfen der Nacht, mit denen sie zu tun gehabt hatte, zugestoßen war. Plötzlich konnte sie nicht mehr so tun als ob.
Die Hexen und Elfen hatten sich verkrampft, sie waren leichenblass geworden, bis sie ausgesehen hatten wie ihre eigenen Gespenster. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet, ihre Lippen waren aufgesprungen, und sie hatten geschrien. Geschrien und immer weitergeschrien, weil die Schmerzen unerträglich waren.
„Mary Ann.“
Sie war erstarrt. Als sie die Augen öffnete, sah sie Rileys besorgte Miene. Besorgt? Aber nicht doch. Nein, nein, nein. „Habe ich dir etwas getan?“, stürzte es aus ihr heraus. Hatte sie ihm Energie entzogen, auch nur ein wenig?
„Es geht mir gut. Du hast nichts getan.“
Also hatte seine Sorge ihr gegolten. Sie wurde etwas ruhiger. Warummusste er nur so großartig sein? „Du würdest es mir sonst sagen, oder?“
„Natürlich. Ich leide nicht gerne im Stillen.“
Nein, das stimmte. Auch das hatte sie immer an ihm geliebt.
„Aber wie geht es dir?“, fragte er. „Hast du … dich ordentlich ernährt?“
„Noch nicht. Ich hatte mich so mit Energie vollgeschlagen, dass es bis jetzt gereicht hat, aber langsam geht der Vorrat zur Neige“, gab sie zu. „Ich werde sehr bald mehr brauchen.“
„Sehr bald ist nicht jetzt. Uns bleibt noch Zeit.“
Zeit zusammen, meinte er. Zeit, bevor sie sich Gedanken machen musste.
Wann begriff er es endlich? Sie machte sich immer Gedanken. „Stich einfach die Schutzzeichen zu Ende“, sagte sie seufzend.
„Na gut. Aber darüber reden wir noch.“
Nein, würden sie nicht, aber das sagte sie nicht laut.
Wenige Stunden später war sie stolze Besitzerin sechs neuer Schutzzauber.
„Heiß“, meinte Tucker und zwinkerte ihr zu.
„Soll ich dir die Augen rausreißen?“, drohte Riley, während er das Tätowierzubehör zerlegte und in einer Tasche verstaute.
„Schon gut.“ Tucker hielt in aller Unschuld die Hände hoch. „Sie sieht furchtbar aus.“
Furchtbar? „Besten Dank, du mieses Stück.“
Tucker zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Wir haben es mit einer Beziehung versucht, und es hat nicht geklappt. Nun ja, man darf einfach nicht alles auf ein Pferd setzen. Sonst kommt man ja nie zum Reiten.“
Meinte er mit „Pferd“ etwa sie? Die Vorstellung war wirklich widerlich. Riley dagegen nickte und wirkte zum ersten Mal an diesem Tag regelrecht fröhlich.
„Reiten ist nicht. Das gilt auch für dich“, warnte Mary Ann ihn. Jetzt zuckte Riley mit den Schultern. „Das überlegst du dir noch anders.“
„Komm mir nur mit deinen Lippen nicht zu nahe!“ Wenn Riley sie küsste, würde sie schwach werden, wie jedes Mal. Seinem Mund konnte sie nicht widerstehen, daran gab es nichts zu deuteln.
Er schenkte ihr heimlich ein Lächeln, das reichlich Küsse
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