Hollisch verliebt
dass das Blut auf die Erde spritzte, und sprang von ihrem Baumstumpf auf.
Im nächsten Moment hockte sie vor den Schwertern, fuhr mit den Fingern über die Klingen und begutachtete sie begeistert. „Kann ich eines haben? Oder beide? Bitte!“
Sorin nahm ihren Stimmungsumschwung von „Ich hasse dich“ zu „Ich will, ich will, ich will“ gelassen auf. „Du kannst beide haben, wenn ich mit dem menschlichen König fertig bin.“
Die Übelkeit, die Victoria schon im Bad gespürt hatte, kehrte mit voller Wucht zurück.
„Geil. Danke.“ Lauren schleppte eines der Schwerter mit zu ihremSitz, um es näher zu untersuchen.
Sorin sah Victoria an. Seine Augen waren ihren so ähnlich, dass sie das Gefühl hatte, in einen Spiegel zu blicken. „Und du? Was würdest du dir von mir wünschen? Dass ich mich dem Menschen ergebe?“
So menschlich ist er gar nicht mehr.
Stephanie reckte die freie Hand hoch. „Ich, ich! Ich weiß es. Frag mich!“
„Du hast mich gebeten, herzukommen, und ich bin hier“, sagte Victoria. „Warum hast du mich gerufen? Willst du von allein aufgeben?“
Sie rechnete damit, dass die Frage ihn wütend machen würde. Vlad wäre mit Sicherheit böse geworden. Stattdessen überraschte Sorin sie mit einem Lächeln. „Vater hat dir den Mumm wohl doch nicht ausgeprügelt.“
Auf jeden Fall hatte er es versucht. „Und?“, hakte sie nach.
Sorin zuckte mit den breiten Schultern. „Ich habe Adens Signal gehört und bin hergekommen, um ihm den Thron zu nehmen. Du magst ihn sehr, das merke ich. Und ich habe die Geschichten gehört. Aber die anderen Völker lachen schon über uns. Nicht mehr lange, dann rotten sie sich zusammen und greifen an, um uns endgültig auszurotten.“
„Warum sollten sie über uns lachen? Aden hat die Hexen und die Elfen besiegt – in nur einer Nacht! Wann hast du das zum letzten Mal geschafft? Oder Vater? Schon gut“, sprach sie weiter, bevor er antworten konnte. „Du suchst doch nur nach Ausreden, weil du die Krone für dich willst.“
Unbeeindruckt zuckte er wieder mit den Schultern. „Na schön. Es stimmt. Die Krone steht mir zu. Von Geburt an. Der Mensch macht einen passablen Eindruck – als Mahlzeit. Aber mehr ist er auch nicht, Victoria. Essen.“
Nein, Aden war viel mehr. Er war mutig und ehrenhaft und hatte es geschafft, dass sie sich nun wohler in ihrer Haut fühlte. Er hatte sie nie absichtlich verletzt, und das würde er auch nie tun, nicht einmal im schlimmsten Fall. Von Sorin konnte sie das nicht behaupten.
Vor dieser Auseinandersetzung würde sie nicht kneifen.
„Du hättest gleich Vlad die Krone abnehmen sollen, aber das hast du nicht getan. Du hast auf den richtigen Moment gewartet und hinterrücks zugeschlagen.“
Schließlich reagierte Sorin doch noch so, wie sie es anfangs vermutet hatte: Er wurde wütend. „Dein Mensch hat nicht mit Vlad gekämpft“, widersprach Sorin mit finsterer Miene. „Das war Dmitri. Aden hat nurdeinen Verlobten aus dem Weg geräumt.“
Das stimmt, überlegte sie, sagte dann aber kampfeslustig: „Wenn Dmitri Vater besiegt hat, war Dmitri der Stärkere. Und wenn Aden Dmitri besiegt hat, ist er stärker als beide.“
„Logisch gedacht, aber falsch. Aden hätte Vlad nicht besiegt. Dazu ist er zu nett. Außerdem war Vater bei Dmitris Angriff extrem schwach. Das wird nicht noch einmal passieren. Jetzt ist er vorbereitet. Und er wird sich mit allen Mitteln holen, was er will. Das weißt du. Aber ich kann ihn besiegen. Ich werde ihn besiegen. Auf diesen Kampf bereite ich mich seit Jahren vor.“
„Wartet mal. Wieso redet ihr die ganze Zeit davon, Vlad zu besiegen?“, warf Lauren ein. „Er ist doch tot.“
Victorias Übelkeit wurde noch heftiger. „Ehrlich gesagt lebt er noch.“
Lauren setzte schon an, ihr zu widersprechen, aber nachdem Sorin und auch Stephanie zustimmend genickt hatten, kam sie ins Stottern. „Woher wisst ihr das? Warum hat mir keiner was gesagt? Was heißt das für uns? Für unser Volk?“
„Sorin hat es mir gesagt“, antwortete Stephanie. „Und es heißt nichts. Egal, was passiert, Vater darf nicht wieder regieren. Er ist ein Tyrann.“
„Aber … aber …“
„Ich habe recht, das weißt du auch. Du hasst ihn, du willst nur nicht, dass uns ein Mensch regiert.“ Stephanie ergriff Sorins Hand. „Aber hör mal zu. Aden ist nicht so nett, wie du glaubst. Das heißt, nett ist er schon, aber er lebt seit Monaten auf einer Ranch für gefährliche Menschen. Er hat schon ein paar
Weitere Kostenlose Bücher