Hollisch verliebt
Augenstrahlten regelrecht. Hasserfüllt starrte er Sorin an. Ryder wirkte von allen am ruhigsten. Vielleicht stand er auch nur unter Schock.
Das Wichtigste zuerst. „Lass sie frei“, verlangte Aden. „Sofort.“ Der Regen ging in ein eisiges Nieseln über. Sorin nickte, als würde er der Bitte nur zu gern nachkommen. „Natürlich lasse ich sie frei. Ihre Freiheit gegen die Krone. Kinderleicht, und du musst nicht sterben.“
Aden hätte akzeptieren können, aber wenn Sorin als König die Jungs trotzdem umbringen wollte, könnte Aden ihn nicht aufhalten. „Nur ein Feigling schlägt einen solchen Handel vor.“
„Soll ich mich jetzt etwa in einem Anfall von Wut auf dich stürzen? Tut mir leid, Wut ist nicht mein Ding. Nenn mich, wie du willst. Sehr bald wird mich jeder hier als König ansprechen.“
„Ganz schön anmaßend.“
„Selbstsicher. Aber gut. Deine Freunde willst du also nicht retten.
Ziemlich kaltschnäuzig, aber nachvollziehbar. Mal sehen, ob du die Krone aufgibst, um deine Freundin zu retten.“
Einer von Sorins Männern hatte sich durch die Menge in Victorias Nähe geschoben. Jetzt packte er sie im Nacken und zwang sie in die Knie. Sie wehrte sich, aber er war stärker. Sie kam nicht gegen ihn an.
„Bevor du fragst: Sie kann sich nicht wegteleportieren“, sagte Sorin. „Sie ist gestern Abend zu mir gekommen, und ich habe etwas in ihr Getränk gemischt.“
Zitternd starrte Victoria ihren verräterischen Bruder an. Auch Aden fühlte sich verraten. Sie hatte ihn alleingelassen, um zu ihrem Bruder zu gehen. Vielleicht hatte sie Sorin sogar Adens Geheimnisse anvertraut.
Könntest du ihr das übel nehmen, nachdem du sie so behandelt hast, fragte Elijah.
So hilfst du mir bestimmt, ruhig zu bleiben, dachte Aden düster, obwohl die Seelen ihn nicht hören konnten. „Wie kannst du ihr das antun?“, warf er Sorin vor. „Sie ist deine Schwester.“
Sorin zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Im Laufe der Jahrhunderte habe ich eines gelernt: Jeder ist entbehrlich.“
Victorias Kinn zitterte, und Aden konnte ihr ansehen, dass sie mit den Tränen kämpfte. Egal, was sie getan oder was sich abgespielt hatte, es war schrecklich, sie so zu sehen. Starke Gefühle? Wenn jemand sie in ihm auslösen konnte, dann Victoria.
Jeder Zweifel über seine Gefühle für sie wurde in diesem Moment weggewischt. Aden mochte sie nicht nur, er liebte sie, und er würde alles tun, um sie zu beschützen. Mehr noch, er vertraute ihr. Auch wenn siesich mit ihrem Bruder getroffen hatte, hätte sie Aden niemals in Gefahr gebracht. Ebenso wie er niemals sie in Gefahr bringen würde.
Aden , meldete Elijah sich wieder nervös.
„Nein“, sagte Aden. Keine weiteren Ablenkungen.
„Er ist ohne sein Monster“, rief Victoria. Das letzte Wort ging in einen Schmerzensschrei über. Der Mann hinter ihr hatte wohl stärker zugepackt.
Wut flammte in Aden auf, und Elijah fluchte. In einer Ecke seines Kopfes hörte Aden einen kläglichen Schrei wie von einem Neugeborenen. Wie schon zuvor, nur dieses Mal lauter und zorniger. Unter den Seelen brach Streit aus. Caleb und Julian verlangten Antworten, Elijah verweigerte sie.
Aden blendete ihre Stimmen aus, so gut er konnte, und konzentrierte sich auf seinen Gegner. Für Victorias Schmerzen würde Sorin zahlen. Mit Blut. „Schwerter?“, fragte Aden, weil Sorin in jeder Vision des Kampfes diese Waffen gewählt hatte.
Erst nach einem Augenblick begriff Sorin, was die Frage bedeutete. Aden würde sich nicht ergeben. Sie würden kämpfen. In seinen blauen Augen blitzte Überraschung auf, die sich schnell in Vorfreude verwandelte. „Halten wir es doch halbwegs fair. Wir kämpfen ohne Waffen.“
Jetzt war es an Aden, überrascht zu sein. Er nickte. Nichts geschah so, wie er es vorausgesehen hatte. Was bedeutete das? Warum veränderte sich alles? Weil er die Tabletten nicht genommen hatte?
„Wenn Victoria oder meinen Menschen etwas geschieht, töte ich deine Leute, wenn ich mit dir fertig bin.“ Keine Drohung, nur eine Feststellung.
„Und wer ist jetzt anmaßend?“
„Schwör mir, dass ihnen niemand etwas antut. Weder jetzt noch während des Kampfes oder danach. Egal wie es ausgeht.“
Sorin nickte. „Du hast mein Wort.“
So leicht, wie Sorin einwilligte, hatte er wahrscheinlich nie beabsichtigt, den vieren etwas anzutun. Das würde Aden zwar auch nicht retten, aber zumindest legte sich seine schlimmste Wut.
Mit einem Schulterzucken ließ Sorin seinen schwarzen Umhang
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