Hollisch verliebt
von keinemvon ihnen, damit er am nächsten Tag nicht die Welt durch ihre Augen sah statt durch seine eigenen.
Beinahe hätte er Victoria gesucht und sie um ihr Blut gebeten. Doch er war ihr weiter aus dem Weg gegangen. Denn es gab noch einen weiteren Grund, sie zu meiden … na gut, es gab viele, aber dieser eine war der wichtigste: Sie wollte ihm ihr Blut nicht geben. Das zu wissen, zerriss ihn innerlich, obwohl er selbst schuld daran war. Nachdem er sie so behandelt hatte …
Ein animalischer Schrei hallte in seinem Kopf wider. Der gleiche Schrei, den er schon früher gehört und ignoriert hatte.
Er war noch nicht dazu gekommen, Victoria von der Begegnung mit ihrer Mutter, der Tänzerin, zu erzählen. Mittlerweile war er sicher, dass es tatsächlich sie gewesen war, die er gesehen hatte, dass eine von Victorias Erinnerungen zum Leben erwacht war. Die Frau hatte mit ihrer Tochter fliehen wollen, aber Vlad hatte sie erwischt. Und er hatte Victoria bestraft, vor den Augen ihrer Mutter. Mit einer neunschwänzigen Katze, deren Stränge mit je la nune getränkt gewesen waren, hatte er sie ausgepeitscht.
Als ihr Vater fertig gewesen war, hatte ihr die Haut in Fetzen vom Rücken gehangen. Dafür würde Vlad bezahlen. Bald. Doch zuerst musste sich Aden um Sorin kümmern.
Aden , meldete sich Elijah nervös.
„Kein Wort mehr“, murmelte Aden. „Das habt ihr mir versprochen.“ Tut mir leid, aber das wusste ich vorher nicht. Ich habe es gerade erst gesehen. Du musst deine Tabletten nehmen. Okay? Bitte.
Was, riefen Caleb und Julian wie aus einem Mund.
„Was gesehen?“
Nimm die Tabletten. Du weißt ja, dass ich verschiedene Versionen vom Ausgang gesehen habe, eine schlimmer als die andere. Na ja, und jetzt habe ich noch ein mögliches Ende gesehen. Die Bilder waren unzusammenhängend und verzerrt, ich bin nicht sicher, ob ich sie in der richtigen Reihenfolge gesehen habe. Aber ich glaube, wenn du deine Tabletten nimmst, überlebst du.
Wie konnte das sein? „Ich habe sie nicht bei mir.“ Würde er zwischen zwei Schwerthieben plötzlich weitere Visionen aus Victorias Vergangenheit sehen, wenn er die Tabletten nicht nahm? Oder würden die Seelen ihn zu sehr ablenken? „Außerdem brauche ich deine Fähigkeit.“ Er musste im Vorfeld wissen, was Sorin vorhatte. Ohne Frage hatte er es auf Adens Kopf abgesehen.
Dann soll Victoria sie dir holen.
„Warum?“
Das habe ich dir doch gesagt. Ohne die Tabletten überstehst du das höchstwahrscheinlich nicht.
Höchstwahrscheinlich? „Das reicht mir nicht.“
Na gut, dann noch was anderes: Du weißt doch, wie gefühlskalt du in letzter Zeit warst.
„Ja.“ War ja kaum zu vergessen.
Das hat dir das Leben gerettet. Im Moment schaden dir starke Gefühle. Die Tabletten helfen dir, emotionslos zu bleiben.
„Das verstehe ich nicht.“
Ich auch nicht , meinte Caleb.
Nimm einfach die Tabletten, Aden , beharrte Elijah. Vertrau mir, Gefühle sind nicht gut für dich.
War irgendwas für ihn gut? „Meinetwegen.“ Elijah irrte sich nie. Oder zumindest sehr selten, um genau zu sein. Wenn Aden die Tabletten brauchte, brauchte er sie nun mal. „Ich …“
Am Rande des Gartens tauchte plötzlich Sorin auf und kam sofort auf Aden zu. Zwei seiner Männer reckten ein Banner in die Höhe, die anderen hielten Fackeln in den Händen. Fackeln, denen der Regen nichts anhaben konnte. Sie sahen aus wie eine Mischung aus Licht und Schatten, Gefahr und Erlösung.
Während der Wind auffrischte, kamen sie immer näher, schon konnte er ihre Schritte hören …
„Es ist zu spät. Ich kann sie jetzt nicht losschicken.“ Er würde schwach wirken. Verletzlich. Der äußere Schein war bei Vampiren alles; Aden hätte verloren, selbst wenn er den Kampf gewinnen würde. „Wir müssen eine andere Möglichkeit finden um zu gewinnen.“
Elijah stöhnte auf. Das hatte ich befürchtet. Versuch einfach ruhig zu bleiben. Egal, was passiert. In Ordnung?
„Okay.“ Das war leicht gesagt. Und vielleicht unmöglich umzusetzen.
Einen Augenblick später standen Sorin und seine Männer dicht vor ihm auf dem Schutzzeichen. Aden konnte ihre Gesichter deutlich erkennen – und auch die seiner menschlichen Freunde Seth, Shannon und Ryder. Sie waren Gefangene, man hatte sie mit Seilen gefesselt.
Sie wirkten nicht ängstlich, das musste man ihnen lassen. Seth machte ein finsteres Gesicht und sah einfach sauer aus. Shannons dunkle Haut verschmolz mit den Schatten, aber seine Augen – seine grünen
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