Hollisch verliebt
Jeder Schlag, den Aden austeilte, hätte ihn ruhiger werden lassen, wenn die Prügel von Sorin seine Wut nicht wieder angefacht hätten.
Bald floss Blut aus einer tiefen Wunde an Sorins Haaransatz. Blut, das Aden in seinen Bann zog. Vielleicht weil es von einem Vampir stammte. Oder weil es genauso schwer und süß roch wie Victorias Blut.
Schmecken … muss schmecken …
Aden war so abgelenkt, dass Sorin ihn zur Seite stoßen konnte.
Wieder landete er zwischen den Zuschauern, und dieses Mal konnteer ihre Monster auch hören. Ein vielstimmiges Gebrüll erklang. Noch blieben sie in ihren Gefängnissen, aber viel fehlte nicht mehr.
Sorin hätte es verdient, auf diese Art zu verlieren – gedemütigt von den Monstern, für deren Zähmung er Aden verspottet hatte. Aber Aden musste sich beweisen, sonst würde Victorias Bruder ihn nie ernst nehmen.
Moment. Wollte er ihn etwa leben lassen? Hatte er nicht beschlossen, Sorin zu töten?
Schmecken …
Aden stürmte aus der Menge hervor und warf sich auf Sorin. Wieder rollten sie herum, umklammerten einander und kämpften wie die Tiere.
„Eigentlich wollte ich es nicht so beenden, aber jetzt bin ich froh darüber.“ Sorin bleckte die Zähne und wollte sie Aden in den Hals schlagen.
Aber es gelang ihm nicht. Seine Fangzähne drangen nicht durch die Haut. Bei aller Verblüffung reagierte der Krieger, als habe er sich darauf vorbereitet. Bevor Aden sich befreien konnte, öffnete Sorin die Abdeckung eines Rings, wie Aden ihn trug. Er ließ den Inhalt auf den Hals seines Gegners tropfen. Sofort brannte Adens Haut – oder zumindest fühlte es sich so an, als stünde sein Körper in Flammen.
Seine Kehle war wie zugeschnürt, er bekam keine Luft mehr. Zu seiner Wut kamen Angst und Schmerzen, die ihn beinahe auffraßen.
Grimmig knurrend drückte Sorin ihn zu Boden. Er schlug die Zähne tief in die Wunde und saugte heftig. Die Flammen wurden von Eis erstickt. Sosehr Aden sich auch wehrte, er konnte sich nicht von den Zähnen befreien. Als seine Kräfte nachließen und er aufhörte zu kämpfen, wusste er es. Er würde sterben.
Der Schrei in seinem Kopf schwoll an und wurde so laut, dass Aden nichts anderes mehr hören konnte. Nur noch das Brüllen war da, immer lauter, bis es irgendwann verebbte. Nein, es verebbte nicht, es verließ ihn. Es zerrte an seinen Eingeweiden, stieg aus seinem Kopf und brach aus seinem Rücken hervor. Bald schwebte ein Wesen neben ihm. Aus schwarzem Nebel formte sich eine Gestalt mit Schnauze, Flügeln und Klauen. Unter das Brüllen mischten sich erschreckte Rufe.
Eines der Monster war entkommen.
Sorin wurde von ihm weggerissen, seine Fangzähne zerfetzten beinahe Adens Luftröhre. Keuchend und von kaltem Schweiß überzogen blieb er liegen. Ich kann immer noch gewinnen, dachte er. Er hattesich nicht geschlagen gegeben, und noch war er nicht tot. Wie konnte das sein, obwohl jeder Muskel und jeder Knochen in seinem Körper schmerzte? Aber zuerst musste er dafür sorgen, dass Victoria in Sicherheit war.
Vorsichtig setzte er sich auf. Die Wunde an seinem Hals brannte und stach. Blut strömte hervor, das vom stetigen Regen weggewaschen wurde. Ihm war entsetzlich schwindlig, und er brauchte eine Weile, bis er klar sehen konnte. Als Erstes erkannte er Victorias blasses Gesicht, ihre feuchten Wangen – nur Regen oder auch Tränen? Ihr Kinn zitterte. Sie kniete nicht mehr, aber der Krieger ihres Bruders stand immer noch neben ihr. Erleichterung durchzuckte ihn. Ihr war nichts geschehen.
„Aden“, sagte sie benommen und ängstlich. „Dein Monster.“ Etwas huschte zwischen ihnen hindurch. Aden folgte der Bewegung und wäre fast an seiner eigenen Zunge erstickt. Ein Babybiest, ein kleines Monster, jagte Sorin im Kreis umher und schnappte mit säbelscharfen Zähnen nach ihm.
„Dein Monster“, hatte Victoria gesagt. Das war dieser Nebel also gewesen. Und er war tatsächlich aus Aden aufgestiegen.
Das Monster war kleiner als alle, die Aden bisher gesehen hatte, aber nicht weniger kämpferisch. Seine Flügel verjüngten sich zu messerscharfen Spitzen. Seine Schuppen schimmerten grau wie poliertes Rauchglas. Mit seinen krallenbewehrten Hufen stampfte es dröhnend über das metallene Schutzzeichen und zerfetzte den Rasen.
Das ist meines, dachte Aden benommen. Es ist wirklich aus mir gekommen.
Genau das sollte nicht passieren, ihr solltet nichts von ihm wissen , sagte Elijah und seufzte. Es wächst schon länger in dir, seit jenem letzten Tag in
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