Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hollisch verliebt

Hollisch verliebt

Titel: Hollisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Showalter Gena
Vom Netzwerk:
auf das Bein, um die Splitter herauszupressen. Von den Schmerzen würde er sich nicht aufhalten lassen. Wenn er die Blutung nicht stoppte, würde er nicht für Mary Ann sorgen können.
    Also legte er sich mit einem T-Shirt aus der Tasche so gut es ging einen Verband an, eilte zum Bett zurück und hockte sich vor Mary Ann. Sie war kreideweiß, blaue Adern schimmerten durch die Haut hindurch. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe, ihre Lippen waren aufgesprungen. Alles Oberflächlichkeiten – bis man zu ihrer Brust kam. Auf ihrem Oberkörper klebte so viel Blut, dass es aussah, als würde sie einen roten Pullover tragen. Das Schlimmste war, dass der Pfeil immer noch aus Brust und Rücken ragte.
    „W…wie sch…schlimm?“, flüsterte sie.
    Sie lag auf der Seite, zusammengesackt, der Kopf war nach vorn gefallen. Zähneklappernd kämpfte sie gegen eine Ohnmacht an. So schwach und hilflos hatte er sie noch nie gesehen. Und so wollte er sie nie wieder sehen.
    Er fühlte Panik in sich aufsteigen, aber das konnte er sich nicht erlauben. Jemand musste vernünftig bleiben, und unterm Strich kam nur er infrage.
    „R…Riley?“
    Brutale Ehrlichkeit, keine Lügen mehr. „Es sieht schlimm aus. Sehr schlimm.“
    „W…wusste ich. Sterbe ich?“
    „Nein!“, rief er. Leiser fügte er hinzu: „Nein. Das lasse ich nicht zu.“
    Er drückte die Finger gegen ihre Halsschlagader und zählte. Hundertachtundsechzig Schläge pro Minute. Großer Gott. Dass ihr Herz so schnell hämmerte, zeigte, wie viel Blut sie verloren hatte. Wenn sie hundertachtzig erreichte, würde er sie nicht mehr retten können.
    Er musste schnell handeln. „Ich muss dich kurz allein lassen, in Ordnung? Ich brauche ein paar Sachen, damit ich den Pfeil herausholen kann.“
    Dadurch würde sie noch stärker bluten, aber er konnte sie nicht zusammenflicken, solange das Ding in ihr steckte.
    „O…kay.“ Ihre Lider flatterten, als wollte sie ihn ansehen, könnteihn aber nicht richtig erkennen. Er musste gehen, jetzt, sofort, aber wenn er sie losließ, würde sie nach vorn oder auf den Rücken sinken, und beides würde ihrem geschwächten Körper noch mehr schaden.
    So schnell, als würde jemand seine Zeit stoppen, stützte er sie auf beiden Seiten mit Kissen ab, während er sie in der richtigen Position festhielt, und deckte ihre Beine zu, damit sie es warm hatte. Dann wusch er sich das Blut ab, huschte hinaus und stahl an der Rezeption Geld. In einem kleinen Laden raffte er Verbandszeug, Desinfektionsmittel und alles Weitere zusammen, das er vielleicht brauchen würde.
    Mit den Shorts sorgte er tatsächlich für leichtes Aufsehen. Als er hatte, was er brauchte, warf er einfach Geld auf die Theke und rannte hinaus.
    Genau wie vorher lag Mary Ann auf dem Bett. Sie hatte die Augen geschlossen, ein heftiges Zittern schüttelte ihren ganzen Körper. Kein gutes Zeichen. Wieder fühlte er ihr den Puls. Hundertdreiundsiebzig Schläge pro Minute.
    Bebend schraubte er die halb leere Wodkaflasche auf und schüttete ihr den Alkohol in den Mund. Mit der freien Hand strich er ihr über den Hals, damit sie so viel wie möglich davon aufnahm.
    Sie verschluckte sich nicht, wehrte sich nicht, sie nahm nicht einmal wahr, dass mit ihr etwas passierte. Für sie war das gut, weil er ihr gleich Schmerzen zufügen würde, wie Mary Ann sie noch nie erlebt hatte, aber für ihren Zustand war es ein schlechtes Zeichen. Ein sehr schlechtes.
    „Du stirbst mir hier nicht weg“, befahl er ihr. „Verstanden?“ Er spritzte etwas Alkohol auf die Wunde. Mit immer noch zitternden Händen packte er den Pfeil, atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und brach die Spitze ab.
    Er warf sie auf den Boden, hob Mary Ann in das Licht der Lampe und untersuchte den Rest. Der Pfeil hatte ihren Körper ganz durchdrungen, sodass der Schaft an Brust und Rücken herausragte. Okay. Gut. Der Schaden war schon angerichtet. Jetzt bestand noch die Gefahr, dass Splitter zurückblieben, wenn er den Rest des Pfeils herauszog. Das musste er mit einer schnellen ruhigen Bewegung machen.
    Wie sollte er das schaffen, wenn es aussah, als hätte er fortgeschrittenen Parkinson? Riley schnappte sich die Flasche und trank sie mit drei langen Schlucken leer. Der Wodka lief ihm feurig die Kehle hinab, brannte in seinem Magen und fuhr ihm heiß durch die Adern. Er hatte schon öfter Wunden versorgt, bei sich selbst, bei seinen Brüdern und Freunden. Warum klappte er jetzt fast zusammen?
    Er fühlte nach Mary Anns Puls.

Weitere Kostenlose Bücher