Holly greift nach den Sternen
einem Paar Boxhandschuhe und zehn Runden im Ring?«
Sie sah den Leadsänger erwartungsvoll an, der sich seit Ewigkeiten nicht rasiert hatte - sein Mund verschwand fast in einem Vollbart. Holly sah ihn neugierig an, um zu erkennen, ob sich unter dieser Matte überhaupt ein irgendwie doch gut aussehender Mensch verbarg. Aber das war stark zu bezweifeln.
Er sah sie noch viel neugieriger an.
»Sorry.« Er grinste widerlich. »Ich kann mich nur schlecht auf die Frage konzentrieren, weil ich ein Foto von deinen Titten in unseren Bus geklebt habe.«
»Übergeh das einfach«, sagte die Stimme in ihrem Ohrmikro.
Holly schnippte mit den Fingern, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Mein Gesicht ist hier.«
Er hob widerwillig den Blick von Hollys Brust.
»Ich bin ein Lover und kein Kämpfer, Süße«, grinste er anzüglich.
»Okay, gut zu wissen«, sagte Holly strahlend. »Die nächste Frage kommt von jemandem mit dem Namen ›Tod für Emo‹. ›Würdet ihr euch rasieren, wenn das Schicksal der Welt davon abhinge?‹«
Die Bandmitglieder flüsterten miteinander und kicherten wie Kindergartenkinder, aber es waren noch fünf Minuten bis zur nächsten Werbepause. Heute war wirklich der grässlichste Tag in einer langen Reihe von grässlichsten Tagen. Davon hatte sie nun wirklich jede Menge gehabt.
»Na kommt schon, Jungs«, lockte sie. »Was versteckt ihr unter all den Bärten? Das kann doch nicht so schlimm sein?«
»Ich zeig dir, was ich da verstecke«, verkündete der große, untersetzte Kerl am Ende der Reihe und stand plötzlich auf.
Holly starrte ihn verständnislos an. Niemand hatte ihr gesagt, dass so viel improvisiert werden würde.
Wie in Zeitlupe zog er den Reißverschluss seiner unglaublich dreckigen Jeans runter.
Das würde kein gutes Ende nehmen. Holly wartete darauf, dass die Stimme in ihrem Ohr sie die nächste Werbung ansagen lassen würde, aber sie hörte nur ein entsetztes »Oh Scheiße!«.
»Was hältst du denn davon ?«, fragte Herr Dreckjeans, zog seine Hose runter, drehte sich um und beugte sich etwas nach vorn, damit sie in den vollen Genuss des wabbeligsten, haarigsten, pickligsten Hintern kam, den die Welt jemals gesehen hatte.
Sie konnte sich nicht länger beherrschen. »Iiihhh!«, kreischte sie. »Ist das eklig! Bei so vielen Pickeln ernährst du dich garantiert falsch. Du solltest mal zum Hautarzt gehen, ich könnte dir ein paar Telefonnummern besorgen.«
Jetzt endlich sagte ihr jemand etwas ins Ohr, aber das ging im Gebrüll des Publikums unter. Außerdem war ihre ganze Aufmerksamkeit auf den widerlichsten Kerl gerichtet, den sie jemals gesehen hatte, weil er sich umdrehte und sein Ding vor ihrem Gesicht schwenkte.
»Hab gehört, du magst richtige Männer«, grunzte er. »Na, was hältste hiervon?«
Holly hielt sich die Augen zu, bevor ihr die Misosuppe von heute Mittag wieder hochkam.
»Iiiihhhh!«, quiekte sie wieder, aber sehr viel lauter. »Was stimmt denn mit dir nicht? Warum tust du mir das an? Und vielleicht schaut deine Mutter gerade zu oder, ähm, deine Oma; die sind jetzt sicher total am Boden zerstört. Du solltest dich was schämen!«
»Darin kennst du dich ja aus«, mischte sich einer der anderen ein. »Ich wette, deine Mutter war total stolz, als deine Titten in allen Zeitungen waren!«
Holly merkte, wie sie den Boden unter den Füßen zu verlieren drohte. Als würde sie ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gestoßen - es war sehr, sehr schmerzhaft.
»Wenn meine Mutter an den Bildrechten was hätte verdienen können, hätte sie das cool gefunden«, schleuderte sie ihm entgegen. »Aber das geht schon in Ordnung. Warum machst du nicht noch ein paar lahme Witze auf meine Kosten? Schließlich bin ich ja kein Mensch, den man damit verletzen könnte, was? Ich finde es echt total super, das am meisten gehasste Mädchen Englands zu sein. Das ist der größte Spaß meines Lebens!« Holly sank in sich zusammen, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie das alles gesagt hatte. »Glaubt mir, keine weiß besser als ich, wie es ist, wenn man sich schämt«, fügte sie leise hinzu, bevor sie trotzig ihr Kinn reckte. »Noch Fragen? Kommentare?«
Die Mitglieder von Wolfsbrut waren völlig perplex. Mit Ausnahme des pickligen Ferkels, der sich beim hastigen Zuziehen des Reißverschlusses den Schwanz einklemmte.
»Werbung! Holly, Werbung! Jetzt!« Die Stimme in ihrem Ohr erwachte plötzlich wieder zum Leben und ihr The Show Must Go On- Training behielt die
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