Holly greift nach den Sternen
vorbeiquetschen konnte.
Aber als sie nach ihrer Tasche griff, stand Reed ebenfalls auf und streckte sich träge. Plötzlich grinste er auf eine Art, die sie wieder zu einem unsicheren elfjährigen Mädchen werden ließ.
»Wir teilen uns ein Taxi, ja?« Er wartete Hollys Antwort nicht ab, sondern führte sie zum Ausgang.
»Aber ich kann mir selber ein Taxi...«
Reed schüttelte den Kopf. »Auch wenn du mich überheblich findest - was du ja gern tust -, bring ich dich nach Hause, ob du’s willst oder nicht.«
Auf dem Rücksitz im Taxi war es gemütlich, fast intim, aber bevor Holly sich Sorgen machen konnte, was passieren würde, falls sich mehr als nur ihre Knie berührten, hatte sich Reed in einem höflichen Abstand zu ihr gesetzt und wollte sich unterhalten. Über Dinge, über die sie absolut nicht reden wollte.
»Hast du was von deinen Eltern gehört? Sind sie wegen des Artikels in der Sunday Style ausgerastet?«
Holly schielte zu Reed hinüber, ob er vielleicht irgendwo ein Mikrofon versteckt hatte, aber die Umrisse seines Anzugs lieferten keinen Hinweis auf irgendein Aufnahmegerät.
»Meine Mutter wollte, dass wir beide die Illustrierte wegen übler Nachrede verklagen, aber mein Agent... hielt das für keine gute Idee.«
In Wirklichkeit hatte Derek Ambers Nummer auf Hollys Sidekick blockiert und den Anruf selbst entgegengenommen. Durch die Glaswand hatte Holly ihn wütend in seinem Büro auf und ab gehen sehen, während Amber ihm über Lautsprecher zusetzte. Nachdem er den Anruf beendet hatte, schlug er mehrmals mit der Faust auf seinen Tisch.
Und ihr Vater?
»Anscheinend hat er jetzt Jesus Christus als seinen persönlichen Gott und Retter entdeckt«, sagte sie verächtlich.
Reed schnaubte, als fände er das auch nicht lustig. »Im Gefängnis zu Gott finden ist wirklich originell.«
Holly musste ihm zustimmen. »Immer hat er rumgeflucht und sich über Gott lustig gemacht«, erinnerte sie sich. »Nicht mal Ostern oder Weihnachten ist er in die Kirche gegangen.« Aber jetzt hatte er den Weg zurück zur Rechtschaffenheit gefunden und unterstützte Holly aktiv in ihrem Kreuzzug gegen die homosexuelle Geißel, die unsere Familienwerte zerstört . Von ihren Nacktfotos war er gar nicht begeistert gewesen. Ich bitte Holly um ihren Besuch, damit wir zusammen beten und das Böse aus ihr vertreiben können. Holly fragte sich, ob sein Auftreten als wiedergeborener Christ die Richter überzeugen würde, die über seine Bewährung zu entscheiden hatten. Ihr brachte es jedenfalls nichts.
»Oh Holly, warum gibt es niemanden, der sich richtig um dich kümmert?« Reed seufzte, doch jetzt sollte er endlich mal mit dem Nettsein aufhören. Langsam knabberte das an ihren negativen Gefühlen für ihn.
»Aber ich kann doch selbst für mich sorgen«, protestierte sie und hätte gern die Schuhe ausgezogen, weil ihre Zehen wehtaten. »Ich kann auf eigenen Füßen stehen.«
»Du bist achtzehn«, widersprach Reed, als ob das einen Unterschied machte. »Mensch, du bist erst achtzehn. Als ich den Artikel gelesen habe, ist mir klar geworden, dass du dein ganzes Leben lang gequält worden bist.«
»Hör endlich mit diesem blöden Artikel auf! Also, ähm, bitte! Und übrigens bedeutet achtzehn, dass ich volljährig bin«, erklärte sie müde.
»Mit achtzehn war ich total durchgeknallt«, gestand Reed, obwohl er sich jetzt wie das personifizierte Abbild eines coolen Typen auf dem Sitz rekelte.
»Garantiert nicht«, blaffte Holly. »Du hast doch die Coolness gewissermaßen in deiner DNA oder so.«
»Willst du ein Geheimnis wissen?« Reed grinste so unerwartet, dass Holly ihre Sympathie kaum noch zurückhalten konnte. »Ich war ein Klugscheißer. Ich war der Vorsitzende des Schachklubs an meiner Schule. Und ich war ein Mathe-Ass.«
»Oh, und wenn schon. Gibt ja genug Klugscheißer, hinter denen die Mädchen herlaufen, auch wenn sie diesen Winselrock von Boygroups hören.« Holly konnte das Kichern nicht mehr unterdrücken. Und dann musste sie weiterkichern, bis sie bei der Vorstellung von Reed mit Teenagersorgen einen Lachkrampf kriegte.
»Im Vergleich zu mir war Woody Allen der größte Macho, den es je auf der Leinwand gab«, beharrte Reed. »Ich war nicht wie Candy. Ich hab nicht mit Rockstars in New York gelebt. Nach der Scheidung meiner Eltern bin ich bei meinem Vater in Long Island geblieben. Ich hab immer pünktlich meine Hausaufgaben gemacht und am Wochenende in einem Subway gejobbt.«
Mittlerweile sah sie Reed in
Weitere Kostenlose Bücher