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Holly greift nach den Sternen

Titel: Holly greift nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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einem ganz neuen Licht. Sie erfuhr seine Geheimnisse, weil er sie nicht vor ihr verbarg. Und er erfuhr ihre, denn während der restlichen Heimfahrt stellte er Fragen und hörte ihr zu. Er hörte ihr richtig zu, und erst in der Mitte ihrer zweitbesten David-Hasselhoff-Anekdote, als sie damals in diesem Freizeitpark drehten (»vor der Fahrt mit der Achterbahn hatte ich diesen Protein-Drink getrunken...«), merkte sie, dass er auf ihren Mund starrte. Holly berührte verstohlen ihre Lippen, um sicherzugehen, dass der Lippenstift nicht verschmiert war, und Reeds Blick folgte der Bewegung ihres Fingers.
    Holly war sich ganz sicher, dass sie und Reed gerade etwas Besonderes erlebten. Sie begriff nur nicht, warum. Sie war nicht sein Typ, sie hatte keine verstrubbelten Haare und interessierte sich nicht für todlangweilige französische Nouvelle Vague -Filme. An ihr war nichts Geheimnisvolles oder Verführerisches.
    Vielleicht gehörte das einfach zu seinen Bemühungen, sich wieder mit ihr zu vertragen - dass er so tat, als würde er am liebsten die trennenden zehn Zentimeter näher rücken, damit er nur den Mund vorstrecken müsste, und sie würden sich küssen. Das gehörte alles zu seinem Holly-Versöhnungsplan. Und das war hundsgemein, denn dann mochte er sie in Wirklichkeit nicht das kleinste bisschen.
    Zu dumm.
    Holly gestattete sich einen letzten, langen Blick, denn so aus der Nähe waren Reeds Augen gar keine Knopfaugen, sondern verträumte Kugeln, die auf sie gerichtet waren - als wäre das Anstarren ihres Gesichts ein schöner Zeitvertreib. Hmmmm, und so nah konnte sie auch einen leisen Hauch seines Aftershaves riechen …
    Zeit, sich zusammenzureißen, denn das hatte sie schon mal erlebt. Sie war von einem ziemlich süßen Jungen angebaggert worden - und was war dann passiert?
    »Starr mich nicht so an!«, forderte sie und presste sich an die Tür. Sie traute ihrem verräterischen Körper nicht länger, weil der sich am liebsten Reed in die Arme geworfen hätte. »Und sei nicht so nett zu mir, das macht mich ganz verrückt.«
    Reed setzte sich demonstrativ wieder gerade hin, damit Holly sein beleidigtes Gesicht sehen konnte.
    »Von jetzt an bin ich immer nett zu dir, also gewöhn dich gefälligst dran«, verkündete er gereizt. »Und lass dir gesagt sein: Wenn ich einen Fehler mache, dann geb ich das zu und versuche, ihn wiedergutzumachen.«
    Das beunruhigte sie. Was genau meinte er mit »wiedergutmachen«? Denn sein Benehmen heute Abend war fast schon Flirten gewesen, und nur weil er den Artikel gelesen hatte, hieß das noch lange nicht, dass er alles wusste.
    »Ich bin kein Flittchen«, brach es aus ihr heraus. »Diese Fotos damals...« Sie schüttelte den Kopf, weil alles wieder hochkam. Wie sie in einem fremden Bett aufgewacht war, wie schändlich man sie behandelt hatte und wie die ganze Welt gedacht hatte, sie hätte das so gewollt.
    »Ist schon gut«, sagte Reed leise und nahm ihre Hand. »Du brauchst nichts zu erklären.«
    »Doch. Die Leute denken, ich wäre eine alte Schlampe, aber das stimmt nicht. Er hat mir heimlich Drogen gegeben und er hat mich angefasst und fotografiert und alle haben die Fotos gesehen - mich gesehen - und so hätte es nie sein sollen.« Holly kniff die Augen zu, um die grässlichen Bilder aus ihrer Erinnerung zu vertreiben. »Es hätte meine Entscheidung sein sollen, wem ich erlaube, mich so zu sehen, aber die wurde mir genommen. So wie mir alles immer weggenommen wird.«
    Sie weinte wieder. Wenn sie allein war, fand Holly Weinen ganz befreiend. Sie konnte dann ein Kissen an sich drücken und in ihrer neu entdeckten Weinerlichkeit schwelgen. Mit Reed neben sich machte es nicht so viel Spaß, wenn er dabei zusah, wie die Tränen ihre Wimperntusche verschmierten.
    »Holly«, sagte er eindringlich und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Wir stehen hier jetzt schon seit fünf Minuten«, dröhnte plötzlich die Stimme des Taxichauffeurs über die Sprechanlage. »Wollen Sie aussteigen oder weiterfahren?«
    »Er fährt weiter«, erklärte Holly schrill, während sie nach dem Türgriff suchte. Sie musste jetzt so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und Reeds Hände bringen. Und zu seinem besorgten Gesichtsausdruck. Und zu seinem nach Zitrus duftenden Aftershave. Und zu seinem Mund, oh, seinem Mund. »Er fährt weiter! - Du fährst doch, ja?«
    Reed lachte plötzlich, und die Anspannung verflog, wie Champagnerbläschen aus einem Glas aufsteigen. Er beugte sich zu ihr rüber und

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