Hollywood & Buecherwurm
Boybandkonzert steht. Ich werde einsam sterben, Shannon. Ich werde bestimmt eine dieser verbitterten, alten Jungfern werden, die verwirrt in einem kleinen Appartement leben und über die sich alle lustig machen. Ich bin immer und überall das fünfte Rad am Wagen. Ich habe Dave vorhin mit seiner neuen Freundin gesehen. Die konnten die Finger kaum voneinander lassen. Er nannte sie „Honey“. Vermutlich ist es nie an ihm gelegen, dass er dauernd so distanziert war. Es lag an MIR, dass er Nähe und Gefühle nicht zulassen konnte, weil ich einfach so verdammt...ich bin...“
Taylor weinte.
„Jetzt halt doch mal die Klappe“, sagte Shannon. „Du bist großartig und jeder Kerl könnte sich glücklich schätzen, wenn er dich bekommt. Mit Dave warst du nie glücklich, und Dylan, dieser Arsch ist auch nicht der Richtige für dich. Taylor, da draußen läuft irgendwo dein Mr. Right herum und wartet nur darauf, dir die Sterne vom Himmel zu holen!“
„Nett von dir, das zu sagen, aber das musst du nicht. Ich weiß, wie die Realität aussieht!“
„Ach komm – wir fahren jetzt nach Hause, du ziehst deinen Lieblingspyjama an, vernichtest deinen Schokoladenvorrat und morgen sieht die Welt schon wieder viel besser aus!“
Shannon hatte unrecht. Am Tag darauf sah die Welt kein bisschen besser aus, als am Abend zuvor, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Taylor obendrein noch übel war. Sie hatte sich Shannons Ratschlag, ihr Süßigkeitendepot zu plündern, nur allzu sehr zu Herzen genommen und neben einem Becher Häagen Dasz, einer Packung Reeses Peanutbuttercups und zwei Tüten Cadbury Schokospots noch eine halbe Salamipizza gegessen und dazu einen Liter Coke getrunken.
Dick eingemümmelt in zwei Decken, umgeben von einem Fort aus Kissen erwachte sie gegen neun mit Sodbrennen. Ihr Mund war trocken, sie hatte Durst und gleichzeitig schmerzte ihr Magen. Außerdem klingelte das Telefon. Taylor schrak auf und ihr Herz machte einen Satz. Vielleicht war das Dylan. Dann fiel ihr ein, was am vergangenen Abend passiert war, wie Sadie Branson den Artikel in der Sparkle vorgelesen hatte, wie alle sie angestarrt hatten und, dass Dylan schon seit zwei Tagen nicht erreichbar war. Ihr Herz sank eine Etage tiefer und sie hatte es nicht mehr so eilig, das Handy zu greifen. Als sie darauf blickte, schlug es dennoch ein, zwei Takte schneller, immer noch hoffend, Dylan hätte zumindest eine SMS geschrieben und das Alles würde sich als verrückter Irrtum aufklären. Doch auch dem war nicht so. Keine SMS von Dylan, nur eine von ihrer Mutter und eine von Shannon, die wissen wollte, wie es ihr ging, und dass sie jederzeit vorbeikommen konnte, wenn sie Lust dazu hatte.
Auf dem Handydisplay wurde eine Nummer angezeigt, die Taylor weder abgespeichert hatte noch kannte. Sie nahm das Gespräch an. Vielleicht hatte Dylan sein Handy verloren und sich ein Neues besorgt. Vielleicht war er deswegen nicht erreichbar gewesen. Ein kleiner Funken Hoffnung keimte in ihr auf.
"Hallo?"
"Hallo, spreche ich mit Taylor Willows?"
"Ja, wer ist denn da?"
"Taylor, Schätzchen. Mein Name ist Geraldine Baker, ich bin die Chefredakteurin bei Twinkle. Hören Sie, unser Magazin würde gerne ein Interview mit ihnen bringen, wegen dieser Geschichte mit Dylan Knight. Ich bin sicher, die Leser möchten auch ihre Version der Geschichte kennen lernen. Wir haben an eine Seite und eine kurze Fotostrecke in der nächsten Ausgabe gedacht!"
"Ähm...was?"
"Na hören sie, sie müssen es diesem Kerl doch heimzahlen, oder? Sie WAREN doch mit ihm zusammen, oder etwa nicht?"
"Doch, schon..."
"Na sehen sie. Ein Artikel in Twinkle wird IHRE Sicht der Dinge darstellen. Überlegen sie, ihn zu klagen? Wegen Rufschädigung?"
"Was? Er hat doch Niemandes Ruf geschädigt...und überhaupt, ich habe kein Interesse an einem Artikel."
"Sie wissen offenbar nicht, welche Möglichkeiten Ihnen mit einem Twinkle-Artikel offenstehen. Angefangen von einem gewissen Bekanntheitsgrad über die Möglichkeit, Mr. Knight unter Druck zu setzen..."
"Ich will ihn aber weder verklagen noch unter Druck setzen. Auf Wiederhören!"
„Ich will ihn einfach nur wiedersehen“, fügte sie hinzu, als sie das Gespräch beendet hatte und sah ungläubig das Handy an. Wieder liefen einzelne Tränen ihre Wangen hinunter. Wäre sie rachsüchtig gewesen, wäre so ein Interview ein gefundenes Fressen. Sie hätte alles erzählen können, was in Hickabee passiert war, das Essen, das Dylan
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