Hollywood & Buecherwurm
für sie gezaubert hatte, wie nahe sie sich waren. Die SMS, die sie sich geschickt hatten, und von ihren Plänen, zusammen zu ziehen. Doch im Moment wollte sie nur, dass dieser furchtbare Schmerz des Verlustes aufhörte. Sie konnte nicht glauben, dass Dylan ihr das alles nur vorgespielt hatte. Das Handy klingelte wieder. Wieder eine unbekannte Nummer und wieder der Blitzgedanke, dass es diesmal Dylan sein könnte.
"Hallo?"
"Hallo Miss Willows, mein Name ist Daisy McFannagan, ich bin die Assistentin von Louise Penny, der Moderatorin von „What's up Celebs“ und ich wollte sie für die Show morgen Abend einladen, um mit uns über ihre Liaison mit Dylan Knight zu sprechen. WIR glauben ihnen nämlich, dass es sie gegeben hat!"
"Tut mir leid, Miss...McFannangan, aber ich gebe keine Interviews. Ich danke ihnen!"
"Aber..."
Taylor drückte das Gespräch weg, stellte das Handy auf stumm und griff gleichzeitig nach einem Keks, der auf dem Tisch lag. Warum sollte sie nicht fett und schwabbelig werden, wenn sie ohnehin einsam sterben würde.
Ihr Blick fiel auf ihren Laptop, den sie seit zwei Tagen nicht angeschaltet hatte. Vielleicht....vielleicht hatte Dylan ihr eine Mail geschrieben. Oh, vielleicht hatte er wirklich sein Handy verloren, vielleicht war es kaputt gegangen und er hatte auf diese Weise versucht, mit ihr in Kontakt zu treten. Sie selbst war oftmals so schusselig, dass sie dieses und jenes irgendwo liegen ließ und es war nicht selten vorgekommen, dass sie nicht mehr wusste, wo ihr Handy, ihre Schlüssel oder ihr Portemonnaie waren. Vielleicht war es Dylan genauso ergangen. Vielleicht hatte er sein Handy im Flugzeug vergessen, vielleicht war es ihm aus der Tasche gerutscht und auf den Boden gefallen und er hatte erst viel zu spät bemerkt, dass es nicht mehr da war. Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie feststellte, wie krampfhaft sie sich an diesen Gedanken klammerte. Wie sehr sie hoffte, dass Dylan ihr eine Mail geschickt hatte. Sie öffnete das MacBook und fuhr es hoch. Dann loggte sie sich in ihr Mailprogramm ein und wartete, bis sechsundfünfzig Mails abgerufen wurden.
'Er hat doch nicht einmal deine Mailadresse', kam es ihr in den Sinn und ihre Laune sank. Woher sollte er ihre Mailadresse aus dem Ärmel zaubern? Andererseits, vielleicht hatte er seine Mutter angerufen, die wiederum hätte ihm die Mailadresse von ihren Eltern besorgen können und,...Schwachsinn. Wenn er seine Mutter angerufen hätte, um ihre Mailadresse herauszubekommen, hätte er ebenso gut nach ihrer Telefonnummer fragen können.
Die sechsundfünfzigste Mail wurde heruntergeladen und auf den ersten Blick war keine von Dylan dabei. Auch auf den zweiten und dritten Blick nicht. Es gab jede Menge Spam, acht Anfragen von verschiedenen Teenie- und Celebritiy-Zeitschriften wegen weiterer Dylan-Interviews und eine Mail von Jane Lynch, einer Freundin aus Kindertagen in Brentwood.
'Noch so eine, die mich über Dylan ausfragen will', dachte sie bei sich und öffnete die Mail. Doch anstelle eines kurzen Textes und der einen, brennenden Frage, ob und was tatsächlich zwischen ihr und Dylan Knight gelaufen war, öffnete sich das Foto eines verliebten Paares.
„Wir haben uns verlobt“ stand in großen, roten, verschnörkelten Buchstaben im oberen Bereich des Fotos. Darunter das obligatorische Liebesgedicht "What it is" von Erich Fried. Mittlerweile kam Taylor sich wirklich vor wie in einem schlechten Film. Alle um sie herum schienen in glücklichen Beziehungen zu leben, verlobten sich, heirateten. Nur sie selbst blieb übrig. Immer, und immer wieder.
Sie klappte das Notebook zu und aß verbittert noch einen Keks. Es würde ein schönes Leben werden, alt, fett und schwabbelig seine Tage zu verbringen.
21
Als Taylor drei Wochen später in das Kleid schlüpfte, das sie zum Neujahrsbankett tragen wollte, bemerkte man nichts von all den Keksen, der Schokolade und den Chips, die sie in der Vergangenheit in sich hineingestopft hatte. Gesegnet war ihr Stoffwechsel, der Plan, fett und schwabbelig zu werden, war vorerst nicht aufgegangen.
Sie stand am Fenster des Four Seasons in Boston und sah auf die glitzernde Stadt hinunter. Die Weihnachtsfeiertage hatte Taylor wie jedes Jahr mit Ihrer Familie in Brentwood verbracht, über Neujahr waren die drei Frauen nach Boston zu einem Wohltätigkeitsball gekommen den einer der vielen Vereine, in denen Sophie Mitglied war, ausrichtete.
Von Dylan hatte sie nichts mehr gehört.
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