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Holst, Evelyn

Holst, Evelyn

Titel: Holst, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Liebesunfall
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heftig, dass er sie mit einem leichten Aufschrei wegzog. „Du hattest einen Unfall“, sagte er und sah sie vorsichtig an. „Das weiß ich“, ihre Stimme klang ungeduldig. „Sonst wäre ich nicht hier, sondern bei dir und einer Schüssel Zabaglione. Sag mir bitte genau, was passiert ist.“
    Es klopfte und ohne auf ein „Herein“ zu warten, betrat ein junger Polizist das Krankenzimmer: „Frau Baumgarten?“ Als Leonie nickte, trat er näher.
    „Wir hätten ein paar Fragen an Sie.“
    Marions Handy hatte geklingelt, als die mittelalterliche Krankenschwester mit der grimmigen Stirnfalte gerade ihren Blutdruck messen wollte. „’Tschuldigung“, hatte sie gesagt und ein „Ja?“ in den kleinen Hörer geflüstert, „WER ist da? Nein, ich kann jetzt wirklich nicht kommen. Ich bin ...“, sie schaute sich um, ließ ihren Blick schweifen über die nächtliche Tristesse des kleinen Untersuchungszimmers, wie viele kranke und unglückliche Menschen wohl schon auf ihrem Stuhl gesessen hatten? „Ich bin im Krankenhaus“, ihre Stimme klang fester, sie sah die Schwester entschuldigend an. „Wir hatten einen Unfall, Hendrik und ich. Er wird auch gerade untersucht. Ich melde mich.“ Sie drückte das Handy aus. Wer war Ludwig in diesem Moment? Ein Fremder. Sie fühlte den leicht gereizten Blick der Krankenschwester, sie hielt den Betrieb auf, weil ihr Lover sie anrief, während ihr Ehemann mit dem Leben rang. „Mein Bruder“, sagte sie schnell und streckte ihren Arm aus, um den die Schwester jetzt eine Ledermanschette schnallte, an die der Blutdruckmesser befestigt war.
    Sie fühlte ihr Blut pochen, lauter immer lauter und auf einmal war es, als sei ein Vorhang weggerissen worden und sie sah die Dinge in unerträglicher Klarheit. Sie hatten einen Unfall gehabt, einen schweren Unfall, und Hendrik war schwer verletzt. „Wo ist mein Mann? Lebt er noch?“, schrie sie und die Schwester drückte sie wieder auf den Stuhl zurück. „Ich bin noch nicht fertig, Frau von Lehsten“, sagte sie streng und schaute wieder auf den Blutdruckmesser. „120 zu 80, Ihr Blutdruck ist normal, ich gebe Ihnen jetzt noch ein leichtes Sedativum ...“ „Ich brauche keine Beruhigungsmittel mehr“, Marion riss sich die Ledermanschette vom Arm. „Ich will meinen Mann sehen, und zwar sofort!“
    Ohne auf den Protest der Krankenschwester zu reagieren, lief sie los, die Krankenhausflure entlang, bis sie vor dem OP-Raum ankam, an dessen Tür das Schild „Unbefugten ist der Zutritt strengstens verboten“ angebracht war.
    „Moment mal“, eine energische Hand riss sie zurück, die Krankenschwester war ihr gefolgt: „Hier dürfen Sie nicht rein, da ist alles steril.“ „Liegt mein Mann da drin?“, Marion spürte die Hysterie in ihrer Stimme, es war ihr egal, ja, sie war hysterisch, sie hatte ein Recht darauf. Ihr Mann war schwer verletzt und sie durfte nicht zu ihm. Aber sie folgte der Schwester zu einer Sitzgruppe, ließ sich in einen Stuhl fallen wie eine gebrochene Puppe. „Ich bring Ihnen einen Kaffee“, sagte die Schwester freundlich. „Und dann schicke ich einen Arzt.“
    „Sie sind also nachts mit dem Fahrrad zur Tankstelle gefahren, um eine Flasche Alkohol zu kaufen, verstehe ich das richtig, Frau Baumgarten?“, der junge Polizist, der an Leonies Krankenbett saß, gab sich Mühe, aber er konnte die Missbilligung in seiner Stimme nicht verbergen. Es machte ihn einfach wütend, wenn Menschen durch Nachlässigkeit, Schlampigkeit oder weil sie nachts noch dringend etwas zu trinken brauchten, einen Unfall verursachten, bei dem Menschen verletzt wurden, sogar starben. Er hatte einfach schon zuviel gesehen in seinem jungen Leben, erst gestern hatte er an einer Wohnungstür geklingelt und dem Ehepaar dahinter sagen müssen, dass ihr Sohn von einem jungen Mann totgefahren worden war, der sich betrunken hinters Steuer gequetscht hatte und einfach drauflos gebraust war. Hier schien die Sache ähnlich zu liegen. Jung, verantwortungslos, schuldig.
    „Es war kein Alkohol, es war doch bloß Sherry,“ seufzte Leonie, die den leicht aggressiven Unterton des Polizisten genau spürte. „Ein Freund von mir wollte eine Zabaglione machen ...“ Ohne dass er es sagte, wusste sie, dass er das Wort nicht kannte, deshalb verbesserte sie sich schnell: „Also eine Eierspeise ...“ „Und für Pfannkuchen brauchten Sie nachts eine Flasche Sherry“, die Polizistenstimme wurde eine Spur schärfer. Glaubte denn diese junge Frau, sie könnte ihn

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