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Holst, Evelyn

Holst, Evelyn

Titel: Holst, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Liebesunfall
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deinem Krankenbett?“, Marion holte tief Luft und versuchte, ihre Fassung wieder zu gewinnen. „Ausgerechnet diese Frau?“, Hendrik begriff überhaupt nichts.
    War Marion vielleicht eifersüchtig? Aber die Situation war ja ganz harmlos gewesen, zumindest hatte sie so ausgesehen. „Hendrik, bitte lass dir doch erklären“, Leonie war wieder aufgestanden, stand vor ihm, mit tränenblinden Augen. „Ich bin ..., ich bin ...“
    „Sie ist die Radfahrerin, die dich angefahren hat und da ich sie auf Schadensersatz verklagt habe und sie sich keinen Anwalt leisten kann, hat sie sich bei dir eingeschlichen, um ihr Opfer gnädig zu stimmen.“ Marion sah, wie Hendriks leicht gerötete Wangen wieder blass wurden, leichenbleich sah er aus, und es war kein Triumph, den sie fühlte. Es gab keine Gewinner, nur Verlierer. „Stimmt das, Leonie?“, Hendriks Stimme war tonlos. „Ja, es stimmt“, flüsterte Leonie. „Ich bin die Radfahrerin, aber alles andere stimmt nicht. Ich bin nämlich ...“ „Was Sie sind und was Sie nicht sind, interessiert uns nicht“, Marion hatte ihre Kraft wieder gefunden und drängte Leonie energisch zur Tür.
    „Sie haben genug angerichtet, Frau Baumgarten, verschwinden Sie.“
    Sie schloss die Tür mit einem wütenden Schwung und setzte sich dann auf Hendriks Bett. Seine Hand in ihrer war kalt. „Du hast dich doch nicht etwa in diese Frau verliebt?“, ihre Stimme klang fassungslos. Er schloss die Augen. „Ich möchte schlafen“, seine Stimme klang unendlich müde. „Lass mich bitte allein.“
    Sie beugte sich über ihn und berührte seine Stirn mit ihren Lippen. Sie empfand nichts dabei, keine Liebe, keine Leidenschaft, vielleicht ein bisschen Mitleid.
    „Ich habe mit deinem Arzt gesprochen“, sagte sie und zwang eine Fröhlichkeit in ihre Stimme, die sie nicht fühlte. „In drei Tagen kannst du entlassen werden. Endlich mal eine gute Nachricht, oder?“ „Ja“, murmelte er. „Endlich mal eine gute Nachricht.“
    Als sie gegangen war, glaubte er, den Schmerz nicht aushalten zu können. Die Erkenntnis, von der Frau, die er mit allen Fasern zu lieben glaubte, so belogen und betrogen worden zu sein, hatte ihn wie ein Faustschlag mitten ins Herz getroffen. Er vergrub sein Gesicht im Kopfkissen, er wollte niemanden sehen. In diesem Moment war er der einsamste Mensch der Welt. Als dieser Moment vorbei war, fühlte er sich stärker. Nie wieder, das schwor er sich, würde er eine Frau noch einmal so dicht an sich heranlassen.
    Es war ein Fehler gewesen, sich so zu öffnen, sich so schwach und verwundbar zu zeigen. Er war ein verheirateter Mann, demnächst Vater, andere Frauen, andere Lieben hatten keinen Platz mehr in seinem Leben. Seine Kraft brauchte er jetzt für sich und seine Familie. Nie wieder Liebe, dachte er, nie wieder. Nur noch für mein ungeborenes Kind.
    „Hendrik?“, Leonie stand auf einmal neben ihm, die Tür musste offen gewesen sein, denn er hatte kein Klopfen gehört. „Darf ich hereinkommen?“ „Nein“, sagte er schroff. „Es ist alles gesagt.“ Doch sie saß bereits auf seiner Bettkante und ihre Nähe verursachte wie immer jene Mischung aus Aufgeregtheit und Verwirrung, die ihn immer überfiel, wenn sie bei ihm war und er ihren Duft aus Pfefferminz und Gänseblümchen einatmete. So jedenfalls hatte sie ihn selbst einmal beschrieben, als er sie danach gefragt hatte: „Wonach ich rieche? Nach meiner Omi. Hat sie selber angemischt, mit Kräutern aus dem Garten. Pfefferminz und Gänseblümchen.“ Es gelang ihm, jeden Ausdruck aus seinem Gesicht zu verbannen, als er sich jetzt zwang, ihr in die Augen zu sehen: „Ich habe nur eine Frage. Bist du schuld an meinem Unfall?“ „Hendrik, ich ...“, fing sie an und wusste nicht mehr weiter. „Ja“, fuhr sie fort. „Ja, ich bin schuld an deinem Unfall. Ich hatte es eilig, mein Licht war kaputt, ich hab nicht aufgepasst. Und ich würde alles dafür geben, wenn ich es ungeschehen machen könnte.“ Sie seufzte leise. „Und warum hast du mir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?“, seine Stimme war sarkastisch. „Warum hast du die barmherzige Samariterin gespielt, hast dich bei mir eingeschlichen, mir Liebe vorgeheuchelt, mich zum Narren gemacht?“ „Weil ich dich liebe, Hendrik“, sagte sie schlicht. „Und Angst hatte, deine Liebe zu verlieren, wenn ich dir die Wahrheit sage. Glaubst du mir das?“ Glaubte er ihr? Er zögerte, fühlte sich zerrissen von den Gefühlen, die in seiner Seele kämpften. Wut,

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