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Holst, Evelyn

Holst, Evelyn

Titel: Holst, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Liebesunfall
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ein es einen so attraktiven Mann wie ihn getroffen hatte. Was für eine Verschwendung.
    Hendrik wartete darauf, dass die Tür zufiel und kämpfte seinen Kampf weiter. Sein Herz schrie: „Ja“, sein Verstand hielt ihn für wahnsinnig. Er wusste einfach nicht wohin mit seinen Gefühlen. Sie waren so stark, so hartnäckig, sie waren überwältigend.
    Gegen Mitternacht war es vorbei. Er nahm den Hörer ab und wählte. Als er ihre Stimme hörte, sagte er nur drei Worte, aber es waren die wichtigsten Worte der Welt: „Ich liebe dich.“
    Leonie legte den Hörer zurück. Neben ihr im Bett lag Luna und schlief mit roten Bäckchen einen tiefen, traumlosen Kinderschlaf. „Ich liebe dich auch, Hendrik“, flüsterte Leonie und ein tiefer Frieden zog in ihre Seele ein. Sie hatte seine Vergebung. Und seine Liebe. Damit konnte sie weiterleben. Auch wenn sie ihn nie wiedersehen würde. Sie musste an den Titel eines alten, sehr kitschigen Liebesromanes denken, den ihre Mutter vor vielen Jahren einmal gelesen hatte. „Was hält es aus, dein Herz?“, hieß er. Alles, fügte Leonie hinzu und schmiegte sich an ihre kleine, schlafwarme Tochter, mein Herz hält alles aus.
    Marion hatte lange geduscht und stand anschließend vor dem wandhohen Badezimmerspiegel. Kritisch musterte sie sich. Sie war bereits im vierten Monat, sah man ihr die Schwangerschaft schon an? Ihre Brüste waren voller geworden, was sie insgeheim freute, denn sie hatte schon lange mit Implantaten geliebäugelt. Hoffentlich blieben sie so, obwohl Ludwig sich nie beschwert hatte. Im Gegenteil, er liebte ihre kleine „Handvoll“, wie er es zärtlich nannte. Sie durfte nicht länger an Ludwig denken, es machte sie nur traurig und sehnsüchtig. Hendrik wird ein guter Vater sein – diesen Gedanken musste sie vertiefen, sich seine positiven Seiten immer und immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Seine Großzügigkeit, sein lautes Lachen, seinen Spaß am Leben. Er war ein charmanter, liebenswerter Mann, sie und ihr Kind würden es gut haben mit ihm. Ja, das würden sie. Und jetzt Schluss mit den trüben Gedanken. Sie drehte sich zur Seite. Sah man da nicht schon eine kleine Wölbung? Sie sah es jedenfalls.
    Kurz dachte sie an das Zusammentreffen mit der Unfallfahrerin. Wirklich eine Unverschämtheit, sich heimlich in Hendriks Krankenzimmer zu schleichen. Hoffentlich hatte es ihm nicht geschadet. Sie zog ihren dicken Frotteebademantel über und griff zum Telefon. Sehr gern hätte sie ein Glas Rotwein getrunken, um sich besser zu entspannen, aber Alkohol war verboten. Sie wählte die Nummer, die sie inzwischen auswendig kannte. Er war sofort am Apparat. Hatte er auf ihren Anruf gewartet? Ich kümmere mich nicht gut genug um ihn, dachte sie mit schlechtem Gewissen, wahrscheinlich fühlt er sich einsam und verlassen und ist zu stolz, es zuzugeben. „Hallo Hendrik“, während sie sprach, betrachtete sie ihr Spiegelbild, schrecklich sah sie aus, einfach schrecklich. „Ich hoffe, du hast den Schock von vorhin gut überwunden. Eine Unverschämtheit von dieser Frau. Aber Dr. Kosack wird sie schon das Fürchten lehren, da kannst du ganz beruhigt sein. Was Dr. Kosack damit zu tun hat? Na, was wohl? Wir verklagen sie natürlich. Damit bist du was? Nicht einverstanden? Darüber reden wir in aller Ruhe. Jetzt schlaf erstmal. Gute Nacht.“
    Sie legte den Hörer zurück und trat ans Fenster. Die Nacht war sternenklar. Sie hatte große Sehnsucht nach Liebe und ging ins Bett, um einzuschlafen und alles zu vergessen. Als sie sich ihre Bettdecke bis zur Nasenspitze zog, kickte es in ihrem Bauch. Es fühlte sich ganz wunderbar an. Nach Baby. Nach neuem Leben.

30. Kapitel
    Endlich – der Tag der Entlassung nach Hause war da. Nach Hause? Hendrik spürte mit schmerzhafter Klarheit, dass es ein Zu-Hause-Gefühl für ihn nie wieder geben würde, wenn Leonie nicht da wäre. Obwohl er sie nur ein paar Mal gesehen hatte, hatte er das Gefühl, sie schon sein Leben lang zu kennen. Leonie war sein zu Hause und deshalb war er jetzt heimatlos. Ein merkwürdiger Gedanke und einer, der ihm trotz aller Wirrungen und Probleme ein ruhiges Gefühl schenkte. Ja, es gab eine Frau für ihn, die ihn von ganzem Herzen liebte. Und die er mit gleicher Intensität und Klarheit zurückliebte. Er hatte sie nicht wieder angerufen nach seinem ersten und letzten „Ich liebe dich“, aber er bewahrte ihre Worte in seinem Herzen wie ein kostbares Geschenk.
    Marion war gekommen, um ihn abzuholen. Alle Sachen

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