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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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war
    trocken. Sie nahm sich Evalds gelbes Badetuch und drückte es zusammen.
    Ebenfalls ganz trocken.
    Das war seltsam. Wenn er nach der nächtlichen Laufrunde geduscht hätte,
    dann müßte die Feuchtigkeit noch im Raum hängen. Es war erst acht.
    Margaret ging zurück ins Schlafzimmer.
    Sie starrte das Bett an. Seltsamerweise war ihr nicht aufgefallen, daß Evalds
    Seite unberührt war. Eine plötzliche Angst schnürte ihr die Kehle zusammen,
    und sie lief die Treppen hinunter und blieb vor der Küchentür stehen, ohne
    sich hineinzuwagen. Dann riß sie sich zusammen und drückte langsam die
    Klinke.
    1 8 4
    Zwei Brote, eines mit Roastbeef und eines mit Käse und Paprika, lagen auf
    dem Teller auf dem ovalen Tisch aus Kiefernholz. Die Plastikfolie, mit der sie
    sie bedeckt hatte, war nicht berührt worden.
    Margaret wandte sich um und ging auf den Flur.
    Drei Paar Jogging-Schuhe standen dort. Das vierte Paar fehlte. Das neue. Das,
    das Evald vor einem knappen Monat gekauft hatte. In einem Jahr verschliß er
    fünf Paare, behielt die alten aber immer noch einige Zeit. Er trug sie, wenn es
    zu stark regnete.
    »Evald«, sagte sie leise und wiederholte lauter: »Evald!«
    Fünf Minuten später hatte Margaret Kleiven festgestellt, daß Evald nicht im
    Haus war und daß die Kleider, in denen er das Haus am Vorabend verlassen
    hatte, ebenfalls verschwunden waren.
    Er war ganz einfach nicht nach Hause gekommen.
    Der Telefonhörer fiel ihr aus der Hand, als sie danach griff. Sie setzte sich auf die Treppe und zwang sich zu ausreichend Ruhe, um die Nummer von
    Aftenposten zu wählen.
    Dort war Evald nicht. Er war nicht in seinem Büro. Und auch sonst nicht im
    Haus.
    Margaret Kleiven brach in Tränen aus. Sie spielte an ihrem Ehering herum,
    der in letzter Zeit zu weit geworden war, und spürte, wie sie von ihrer Angst
    überwältigt wurde.
    Evald konnte doch bei Bekannten sein.
    Nur fiel Margaret kein Mensch ein, den Evald so früh am Ostermorgen
    besuchen würde.
    Evald konnte nachts nach Hause gekommen sein, nichts gegessen, neben ihr
    geschlafen, das Bett gemacht haben, er konnte seine Trainingssachen von
    gestern angezogen haben und zu einer weiteren Laufrunde aufgebrochen sein.
    3 H
    Sie holte tief Atem. So mußte es sein.
    So war es nicht. Das spürte sie. Etwas Schreckliches war passiert.
    Wenn Evald bis zehn Uhr nicht zurück wäre, würde sie die Polizei anrufen.
    Margaret Kleiven blieb mit dem Telefon auf dem Schoß auf der Treppe sitzen
    und starrte auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand.
    Sonnenstrahlen krochen über den Boden und kletterten dann die Wand hoch.
    Evalds alte Pokale im Bücherregal warfen ihre scharfen Reflexe ins Zimmer
    und zwangen Margaret, die Augen zu schließen. Es würde wohl ein un-
    gewöhnlich schöner Tag werden.
    15
    Der Polizist und die Polizistin, die mit zielstrebigen Schritten die Einfahrt vor dem Haus der Familie Halvorsrud hochgingen, trugen Sonnenbrillen. Die
    Polizistin, eine Frau von etwa fünfundzwanzig, murmelte: »Jura hätte man
    studieren sollen.«
    Die Villa der Halvorsruds machte im Frühlingswetter einen großartigen
    Eindruck. Die glasierten niederländischen Dachziegel funkelten. Obwohl der
    Garten nach dem Winter noch nicht hergerichtet worden war, wirkte das
    Grundstück beeindruckend. Die Garage war doppelt.
    Der ältere Kollege, ein Mann mit schwarzen Haaren und kräftigem
    Schnurrbart, klingelte. Er nahm die Sonnenbrille ab und versuchte durch
    ungeduldige Zeichen der Frau klarzumachen, daß sie das Gleiche tun solle.
    Nachdem sie noch zweimal ausgiebig geklingelt hatten, wurde endlich die Tür
    geöffnet.
    185
    Halvorsrud stand in einem blauweißgestreiften Bademantel vor ihnen und
    schaute sie aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Was ist los?« fragte er schlaftrunken, dann fiel sein Blick auf seine
    Armbanduhr. »Oi. Tut mir leid.«
    »Sie müssen sich jeden Tag um zwölf melden«, sagte die Frau und versuchte,
    über Halvorsruds Schulter zu schauen.
    Ein Mädchen in den Teenagerjahren in einem riesengroßen T-Shirt kam die
    Treppe herunter.
    »Das weiß ich«, sagte Halvorsrud resigniert. »Natürlich weiß ich das. Ich habe
    einfach verschlafen. Ich kann das nur bedauern.«
    Der Uniformierte zog ein Papier aus der Brusttasche, faltete es auseinander
    und hielt es Sigurd Halvorsrud hin.
    »Papa?«
    Die Stimme der Tochter klang ängstlich, und Halvorsrud drehte sich zu ihr
    um.
    »Alles in Ordnung, Liebes. Wir haben einfach verschlafen.«
    Dann

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