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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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Telefonrechnungen bekommt«, sagte sie vor sich hin,
    »aber nur ein Telefon hat. . . wie würden Sie das erklären?«
    Er zuckte kurz mit den Schultern. »Damit, daß er schon einen
    Internetanschluß hatte, als es noch kein ISDN gab.« »Oder vielleicht. . . « Sie sprang auf.
    »Jetzt habe ich Sie wirklich grundlos und viel zu lange belästigt«, sagte sie.
    »Ich muß machen, daß ich nach Hause komme.«
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    »Wollen Sie nach Oslo?« fragte er und schaute aus dem Fenster. »Jetzt regnet
    es wirklich.«
    »Nur nach Ula. Das schaffe ich in knapp zwanzig Minuten.«
    Er begleitete sie auf die mit Steinplatten belegte Betonterrasse vor der
    Haustür. Der Wind hatte sich beträchtlich gesteigert. An einem zwanzig Meter
    entfernten Steg wurde ein Boot hin und her geworfen.
    »Hab es wohl nicht fest genug vertäut«, sagte er zu sich selbst. »Machen Sie's
    gut.«
    Hanne gab keine Antwort, sondern reichte ihm die Hand.
    Als sie langsam über den Weg holperte, fragte sie sich, warum Stäle Salvesen
    für zwei Telefonanschlüsse bezahlt hatte.
    Sie hatte seine Wohnung doch gründlich untersucht. Er hatte nur ein Telefon
    gehabt.
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    Evald Bromo wußte nicht, ob noch immer Karsamstag war. Er war zwei
    Stunden gelaufen und dachte, daß Mitternacht sicher schon vorbei sei. An
    diesem Abend fiel ihm das Laufen leichter als seit langem; er hatte das Gefühl,
    erwartungsvoll einem Ziel entgegenzulaufen, statt vor einem Schicksal zu
    fliehen, das er ja doch nicht abschütteln konnte. Seine Turnschuhe trafen mit
    rhythmischem Swusch-swusch auf den Boden auf, und er fühlte sich stark.
    Zu Hause wollte er lange duschen. Und dann die Mahlzeit verzehren, die
    Margaret sicher für ihn bereitgestellt hatte. Und wenn er Glück hatte, dann
    schlief sie schon.
    Vor ihm lag noch ein letzter Hang. Er steigerte sein
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    Tempo und spürte, wie sich Blutgeschmack in seinem Mund ausbreitete.
    Rascher und rascher lief er, ihm blieben nur noch vierzig Meter, dreißig,
    zwanzig, zehn. Er mußte die Straße überqueren und dann nach links abbiegen,
    und er sparte einige Meter, indem er unter einer alten Blutbuche in den
    Seitenweg bog.
    Der Schlag, der seinen Kopf traf, war so hart, daß er kaum registrierte, wie er
    danach auf den Rücksitz eines Autos gelegt wurde. Dort erbrach er sich heftig.
    Und alles wurde schwarz.
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    Margaret Kleiven hatte tief geschlafen. Vor Ostern hatte sie einen Arzt
    aufgesucht, sie hatte in den vergangenen "Wochen kaum ein Auge
    zubekommen. Evald hatte sich so verändert. War mürrisch. Jähzornig. Diese
    Aspekte der Persönlichkeit ihres Mannes waren ihr zwar nicht ganz
    unbekannt, aber seine Ausbrüche waren bisher nur selten und nie von langer
    Dauer gewesen. Jetzt war er stumm und übellaunig und wegen jeder
    Kleinigkeit wütend. Sie hatte nie so recht begriffen, warum er so exzessiv lief, obwohl es ja gut war, daß er sich in Form halten wollte. In letzter Zeit hatte
    das Training jedoch Überhand genommen. Er war stundenlang unterwegs und
    kam restlos erschöpft nach Hause. Margaret hatte mehr als einmal die
    charakteristischen Geräusche eines Menschen gehört, der sich hinter der
    verschlossenen Badezimmertür erbricht. Der Arzt hatte ihr ein Schlafmittel
    verschrieben, und allein das Wissen, daß die kleinen Pillen im Schrank lagen,
    reichte aus. Sie war nicht an Medikamente gewöhnt und wollte sie nur im
    äußersten Notfall nehmen.
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    Am vergangenen Abend war er umgänglicher gewesen. Sie hatten ein wenig
    ferngesehen, und Evald hatte ab und zu zu ihr herübergeschaut, wenn er
    glaubte, sie merke es nicht. Das hatte sie beruhigt, und als er eine Runde Back-
    gammon vorgeschlagen hatte, hatte sie lächelnd angenommen. Gegen halb elf
    war er dann Joggen gegangen. Das gefiel ihr nicht, es war zu spät, aber er hatte sich nun einmal an diese langen Touren vor dem Schlafengehen gewöhnt u n d
    gesagt, sie könne sich doch einfach schon hinlegen. Margaret hatte ihm einen
    Teller mit zwei Broten in die Küche gestellt. Er aß derzeit zwar so gut wie
    nichts, aber an ihr sollte es nicht liegen.
    Sie hob die Arme über den Kopf und gähnte. Sonnenlicht drang durch die
    dunklen Vorhänge, und ihr fiel plötzlich ein, daß Ostersonntag war.
    Sie wollte zum Frühstück Eier kochen.
    Evald war schon aufgestanden.
    Margaret Kleiven verließ das Bett und ging ins Badezimmer.
    Dort roch es nicht nach Seife und Rasierwasser. Der Spiegel war nicht
    beschlagen. Sie fuhr mit den Fingern über den Duschvorhang. Der

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