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Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5

Titel: Holt, Anne - Hanne Wilhelmsen 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred
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seltsam war.«
    Sie ächzte leise, als sie sich erhob, und blieb mit dem feuchten Papier in der
    Hand stehen. Tee tropfte auf ihre Jeans, aber das schien sie nicht weiter zu
    stören.
    »Warum hat es mir nichts ausgemacht?« fragte sie leise. »Kannst du mir
    erklären, warum es mich nie gestört hat, daß ich nicht mit auf unserem
    Türschild stand?«
    »Setz dich her.«
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    Cecilie klopfte sich auf den Oberschenkel und rutschte dichter an den
    Sofarücken. Hanne starrte das tropfende Papier an, legte es in die Obstschale
    auf dem Tisch und setzte sich auf den schmalen Streifen neben Cecilies Hüfte.
    »Du hast es einfach vergessen«, sagte Cecilie. »Du hast vergessen, daß es dich
    verletzt hat.«
    Sie legte ihre rechte Hand auf Hannes. Cecilies Haut war trocken und warm,
    und sie verflochten ihre Finger miteinander.
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht,
    daß es mir sehr wehgetan hat. Es war genau wie damals. . . Als ich auf die
    Polizeischule gegangen bin, waren meine Eltern so enttäuscht. Aber das hat
    für mich gar keine Rolle gespielt. Trotzdem. . . «
    Cecilie lachte kurz.
    »Wenn deine Eltern Juraprofessor und Zoologieprofessorin sind, ist es
    vielleicht kein Wunder, daß sie es bedenklich finden, wenn ihre Tochter für
    den Rest ihres Lebens Räuber und Gendarm spielen will. Aber sie haben es
    doch überlebt.«
    »Nicht ganz. Anfangs war es sicher ein bißchen aufregend. Ich hatte bei
    Familienessen immer die spannendsten Geschichten zu erzählen. In gewisser
    Weise war ich das wirklichkeitsnahe Alibi der Familie. Aber j e t z t . . . in letzter Zeit. . . «
    »Du gehst nicht mehr zu Familienessen. Überhaupt nicht. Wann hast du sie
    eigentlich zuletzt gesehen?« Hanne ließ ihre Hände sinken.
    »Wir reden nicht mehr darüber«, sagte sie und wollte aufstehen.
    Cecilie hielt sie zurück.
    »Es macht mir nichts mehr aus«, flüsterte sie. »Es spielt auch keine Rolle, daß
    ich sie niemals kennengelernt habe. Ich habe mich für dich entschieden. Nicht
    für sie.«
    157
    »Lassen wir das«, bat Hanne.
    »Karen hat gestern angerufen«, sagte Cecilie und streckte die Hand nach der
    leeren Teetasse aus.
    »Die blöde Kuh«, fauchte Hanne. »Mit der Frau rede ich kein Wort mehr.«
    Sie ging in die Küche und holte ein Schüsselchen mit Cornflakes und Milch.
    »Möchtest du?«
    »Nein. Wir sind zu Ostern in ihr Ferienhaus in Ula eingeladen. Von Freitag bis
    Montag. Ich habe angenommen.«
    Cornflakes und Marmelade spritzten aus Hannes Mund und auf den Tisch.
    »JA? Du hast ja gesagt? Wo du wußtest, wie wütend ich auf Karen bin!«
    Sie knallte die Schüssel auf den Tisch und schlug sich mit dem Löffel aufs
    Knie, als sie dann sagte: »Erstens will ich an Ostern nicht mit Karen
    Zusammensein. Vielleicht will ich das nie wieder. Und zweitens ist die Fahrt
    nach Ula zu anstrengend für dich. Kindergeschrei und Hektik und Krach.
    Kommt nicht in Frage.«
    Cecilie schwieg. Sie zog die Decke gerade, die schon zu Boden zu rutschen
    drohte. Dann ließ sie sich auf die Kissen zurücksinken, als sei sie plötzlich ganz erschöpft. Ihre Gesichtshaut war fast durchsichtig, und Hanne konnte in den
    dünnen Adern auf ihrer Stirn den Pulsschlag sehen.
    »Ich hab das nicht so gemeint«, sagte Hanne und schob die halbleere Schüssel
    weg. »Ich wollte nicht wütend werden.«
    »Ich möchte sehr gern hinfahren«, sagte Cecilie und hielt sich als Schutz gegen
    das grelle Sonnenlicht die Hand über die Augen. »Du mußt mitkommen. Es
    wird nicht zu anstrengend. Ich kann doch nicht einfach nur ausruhen, solange
    ich. . . bitte. Und komm mit.«
    Hanne ging zur Balkontür und zog die Vorhänge vor.
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    »Besser?« fragte sie. Cecilie nickte. »Kommst du mit?« »Ich werd's mir
    überlegen.« Mehr wollte sie nicht versprechen.
    3
    Stäle Salvesen wäre wohl kaum erkannt worden, nicht einmal von denen, die
    ihm zu seinen Lebzeiten am nächsten gestanden hatten. Seine Gesichtszüge
    waren zu einer graublauen, aufgedunsenen Maske geworden. Haut und
    subkutanes Fett lösten sich fetzenweise ab, und seine Nase war fast
    verschwunden.
    Er hatte mehrere Wochen lang in zweiunddreißig Meter Tiefe gelegen. Noch
    immer hing er an einem vergessenen Haken im Steuerhaus des alten Kutters
    fest, der in einer Winternacht des Jahres 1952 mit Mann und Maus unterge-
    gangen war.
    Stäle Salvesen hatte seine Stiefel vier Jahre zuvor auf dem Flohmarkt gekauft.
    Sie waren mehr als gut genug für ihre

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