Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
Vom Netzwerk:
restauriert, weil wenn erst einmal der Denkmalschutz sein Auge auf so ein Gebäude geworfen hat, dann kannst du eh nichts mehr machen.
    Und zwischen all den alten Blech-Preziosen, ganz hinten im Eck versteckt im Stockdunkeln, ist dem Altmann Thomas sein silberner Jaguar XKR gestanden   – so neu und glänzend, dass er geradezu im Dunkeln geleuchtet hat.
    »I hab den Karrn abghoit, im Thomas seim Auftrag«, hat der Hafner von sich aus erzählt. »Am 27.   Juli, des war a Montag, des woaß i no genau.«
    »Oiso an dem Tag, nach dem sei Frau eam zum letzten Moi gseng hat«, hat die Katharina laut vor sich hingedacht.
    »Davo woaß i nix, i kenn die Clara zwar, aber so richtig grea bin i mit dera nia worn.« Logisch, war ja auch eine Frau und der Hafner einer, der sich
das mit den Weibern
spart. Da wirst du nicht miteinander grün, in der Kombination.
    »Aber Sie san Eana sicher mit dem Datum?«, hat die Katharina sich noch einmal vergewissern wollen.
    »Freilich. Und wia. Wei des dem Thomas sei Geburtstag is.«
    Aha, hat die Katharina sich da gedacht, nettes Detail.
    »Wia oid is er denn worn?«
    »Zwoaravierzge. Aber bevor S’ mi fragn. Er war gar ned da an dem Montag. Er hat mi am Sonntag ogruafa, dass i am nächsten Tag den Karrn hoi und dass i’n bei mir unterstoj. Koa Erklärung, nix. Und dass er ned woaß, ob er da is, wenn i am Vormittag kimm.«
    Die Katharina hat genickt und versucht, sich alle Details zu merken.
    »Und des war des letzte Moi, dass Sie den Thomas gsegn habn?«
    »Naa. Den weißen Jaguar hat er mir ja aa no bracht, am 29.   Juli. Des war des letzte Moi, bis Freitag wojt er zum Abhoin kema.«
    »Was? I hab denkt, den weißen hätt er Eana scho a Woch friara bracht? Des habn S’ mir doch so verzojt.« Jetzt ist die Katharina schon richtig durcheinandergekommen mit dem Hafner seinen Terminen. Er anscheinend auch.
    »Da hab i mi verdo, ich hab’s ned so mit Zahlen und Terminen.«
    »Herr Hafner, bitte, die Daten san absolut wichtig, sand Sie Eana jetz sicher mit Ende Juli?«
    »Des war nach seinem Geburtstag, des letzte Treffen, am Mittwoch, und des war der 29.   Des woaß i jetz sicher.«
    Die Katharina hat tief geseufzt. »Guad. Und über was habn Sie gredt bei dem letzten Treffen?«
    »Ja, ned vui. I war am Telefon, wie er zur Susi nei is zwengs de Formalitäten. Und wie er wieder außakimmt, da is des Taxi scho da, und des Letzte überhaupt, was er zu mir sagt, is wortwörtlich: Du, Andi, den machst du mir bitte bis übermorgen fertig, ganz dringend, den brauch ich unbedingt am Freitag!«
    Die Katharina hat versucht, sich das alles zu merken, ebenfalls wortwörtlich, und genickt und sich umgeschaut in der Gewölbegarage. »Scheene Wagn habn Sie da. Ghern die alle Eana?«
    Da hat der Hafner ganz stolz gelächelt. »Die meisten scho.«
    »Sie wissn, dass i des irgendwann in der Dienststoj mejdn muaß«, hat die Katharina gemeint.
    »Was? Dass i a Garaasch mit Autos drin hab?«
    »Naa. Des mit dem XKR.«
    »I hab nix zum Verstecka.« Wieder hat er geschaut wie der reinste Unschuldsengel, aber so auffällig unschuldig, dass auch genau des Gegenteil der Fall hätte sein können.
    Die Katharina hat die Ärmel von ihrer Uniformblusehochgekrempelt. Heiß und stickig war es in dem Stall, nur ein bisschen weniger heiß als draußen, und draußen hatte es noch fast 30   Grad. Und das Ende August.
    »Guad. Oiso, dann schaug i jetz in den Jaguar nei, und im Anschluss fahren mir zwoa nach Weil ins Heisl vom Altmann.«
    Für alle Fälle hat die Katharina immer ein Paar Latexhandschuhe in der Tasche gehabt. Die hat sie jetzt angezogen und den Hafner um eine Taschenlampe gebeten. Und so ausgerüstet hat sie dann den XKR von außen und innen inspiziert.
    Von außen war der Wagen tipptopp. Kein Dreck, kein Kratzer, gar nichts. Wie aus dem Katalog oder aus dem Showroom. Von innen ganz genauso auf den ersten Blick. Die Katharina hat sich auf den Fahrersitz gesetzt und die Innenbeleuchtung angemacht. Ablagen, Fächer und Handschuhfach: ein paar Karten, ein Segelschein, der Fahrzeugschein, auf den Altmann ausgestellt, Adresse war die in Süchting, die hat die Katharina sich rasch notiert in einem ihrer üblichen schwarzen Hefte. Eine Packung Kaugummi, zwei Zigarettenkippen im Aschenbecher. Auf den Beifahrersitz war ein lederner Kindersitz geschnallt, ein Luxusmodell, bequemer und sicherer als der Sitz von einem Formel- 1-Piloten . Ein Haufen Keksbrösel und Brezenreste in den Ritzen des De-luxe-Kindersessels

Weitere Kostenlose Bücher