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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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derfst, in unser Dienststoj, nach Weil. Ausm Fenster ghängt hob i mi für di. Oiso bittschee, lass mi ned außefojn.«
    Und dann hat der Brunner sich wieder den anderen zugewandt und die Katharina mit ihrem schlechten Gewissen und seinem Appell daran, wer hier der Chef ist, allein gelassen. Kein schönes Gefühl.
    Dafür hat der Hafner sich ein bisschen näher an sie herangestellt und ihr zugeraunt: »Die Susi hat mir ausgricht, Sie wojten mi sprecha?«
    Jetzt erst ist der Katharina überhaupt wieder eingefallen, was sie hierhergeführt hat. Vor lauter Verbrechen und Spurensicherung und Menschenauflauf und Zusammenschiss vom Brunner hätte sie das beinahe vergessen. »Ja. Aber ned
jetz
und ned
da

    Der Hafner war ja nicht blöd und hat schon gespannt, dass die Katharina gerade von ihrem Vorgesetzten zurechtgewiesen worden ist. Ein bisschen gelauscht hat er auch gehabt, weil er ja durchaus neugierig und sensationslüstern war, das muss man sein am Land, wo jeder von jedemalles weiß. So erfährt man es ja. Neugier, Sensationslust und bei was zuhören, was nicht für die eigenen Ohren bestimmt ist.
    »Ja dann gehma a Stücke.« Er hat sie charmant angegrinst. Und warum nicht.
    »Guad. Gehma.«
    Also sind sie über den Hof geschlendert, und als sie außer Hörweite waren, hat die Katharina ihr Anliegen vorgebracht.
    »Herr Hafner. Warum habn Sie mir letzte Woch ned verzojt, dass der Altmann no an Wochaend-Jaguar hat?«
    »Sie habn mi ned gfragt.« Schon wieder das selbstbewusste, unschuldsengelartige Grinsen.
    »Da verzojn S’ ma lang und breit vo dene Jaguars auf Eana Ihrm Hof und die Weibergschichten vom Altmann   –«
    »Sie moanan den suibernen XKR?«, hat der Hafner die Katharina unterbrochen, bevor sie ihm wirklich einen Vorwurf hätte machen können.
    »Genau den.«
    »Ja mit dem werd er unterwegs sei.«
    »Aber! Sie habn Eana doch Sorgn gmacht, weil seine Autos bei Eana stengan   –«
    »Ja scho, wei, wia gsagt, den XKR fahrt er ja eigentlich bloß am Wochaend. Aber wahrscheinlich   –«
    »Naa, nix
wahrscheinlich
!«, hat die Katharina jetzt
ihn
unterbrochen. »Eana Ihr Grund zur Besorgnis war, dass der Altmann sein weißn Jaguar ned abghoit hat!«
    »Ned aufregn«, hat der Hafner sie beruhigt.
    »I reg mi ned auf! Aber jetzt sagn S’ mir, Herr Hafner, wo der Suiberne steht! Weil des wissen S’, und Sie wissen aa, dass der Altmann ned mit seinem XKR unterwegs is.«
    Der Hafner hat über die Felder und Wälder geschaut, die sich rings um Halling erstrecken, über die herbstlich gefärbten Laubbäume und die Maisfelder, die bald ganz leer und stopplig aussehen würden, und er hat überlegt, was er jetzt antworten soll, das hat die Katharina schon gemerkt. Wenn einer, der immer redet, plötzlich schweigt, dann denkt er ganz genau über das nach, was er als Nächstes sagen will.
    »Der Suiberne steht bei mir in der Garaasch.«
    »Aha.« Jetzt war die Katharina erst einmal erstaunt über die Antwort, weil die so geradeheraus gekommen ist. Aber nicht, dass sie keine Fragen mehr gehabt hätte. »Derf i davo ausgeh, dass Sie mir nachert Eana Ihr Garaasch und den XKR vom Altmann zoang?«
    »Ja.« Recht kleinlaut war er plötzlich, der Autotandler, der Faktenverschweiger.
    »Derf i aa no wissen, warum Sie mir ned vo Eana aus verzojt habn, dass Sie dem Altmann des Heisl in Weil vermietet habn, wo er jetz drin wohnt?«
    »Sie habn mi ned gfragt.«
    Jetzt ist die Katharina beinahe wieder ungeduldig geworden und wollte schon ansetzen mit einem
Hagottsa -
, aber in dem Moment hat der Brunner recht lautstark und quer über den Hof nach ihr gerufen, und der nächste Zusammenschiss hat sich angebahnt, also hat die Katharina im Gehen nur noch gesagt: »Und
des
zoang S’ mir aa no, vo außen und vo innen, weil Sie ois Vermieter habn ja mit Sicherheit an Zwoatschlüssel.«
    Und dann ist sie zurück zum Brunner, der jetzt sogar ohne Migräne wahnsinns schlecht gelaunt ausgeschaut hat, selbst aus 20   Meter Entfernung quer über den Hof hinweg.
     
    Wenn du nichts zu Mittag gegessen hast, weil du andere Prioritäten gehabt hast, dann ist es doppelt unangenehm, wenn du am Nachmittag zu einer Standpauke ins Zimmer vom Vorgesetzten geladen wirst. Weil ohne Essen bringst du schlecht die Kraft und Energie auf, die du zum Widerspruch und fürs Rechtfertigen dringend benötigst. Und das war jetzt der Katharina ihr Problem. Das Packerl mit dem Fleischsalat und den zwei Semmeln ist nämlich noch immer unangetastet auf ihrem

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