Holunderblut
er keinen von diesen weißen Einwegkitteln angehabt hat, wie man das aus dem Fernsehen kennt. So einen zieht er nur an, wenn’s akribisch wird. Plattert war er, dafür ein Schnurrbart vom Feinsten und ein Selbstbewusstsein, das seine Körpergröße ums Dreifache überragt hat. Der Rudi hat auch ganz gerne alleine gearbeitet, da war er hochkonzentriert und effektiv, ein Perfektionist durch und durch.Mit einer Fehlerquote, die gegen null gegangen ist. Er war mit jedem auf dem Hof gleich per Du, mit dem Tandler auch, weil mit dem ist er schon vor fünfunddreißig Jahren per Du gewesen in der Volksschule in Halling.
Der Hafner war inzwischen vom Mittagessen zurück und nicht schlecht erstaunt über den Andrang vor seiner Werkstatt.
Der Fichtner Jakob und sein Vater waren dabei und die Sekretärin, die Lorenz Susi. Die hat nicht nur krachert geklungen, sondern auch ein bisschen so ausgesehen. Rote Haare, dunkle Strähnen drin, ein burschikoser kurzer Stufenschnitt, ein bisschen rundlich von der Figur her, so dass sie diese Aura der Alterslosigkeit gehabt hat. Auch das Gewand, ganz auf praktisch ausgerichtet, war krachert. Der Ausschnitt von ihrem pinken T-Shirt hat mehr schlecht als recht den üppigen Busen verborgen, über den sich der Schriftzug
don’t mess with a mechanic
gespannt hat, und ihre Jeans, die waren so eng, dass man nur hat froh sein können, dass in den Jeansstoff heutzutage Elastan eingewebt wird, weil sonst wär am Ende noch alles aufgeplatzt. Laut war sie und auffallend, und da hast du gleich gewusst:
don’t mess with a secretary
.
Alle haben sie sich jetzt recht aufgeregt um die drei Jaguars im hintersten Winkel vom Hof geschart, neun Personen, das war dem Moser Rudi dann zu viel, der hat sich erst einmal separiert und eine geraucht.
»Ob die scho droben waren, die Bluatspritzer? Des woaß doch
i
ned!«, hat der Hafner Andi sich echauffiert bei der Befragung durch den Brunner und seine Mannschaft.
»Hagott, Sie werdn doch wissen, wia der Wagn ausgschaugt hat, wia der Altmann Eana den bracht hat!«, hat der Brunner recht genervt dagegengehalten.
»I schaug ned aufs Äußere, Kruzifünferl! Mir geht’s mehr so ums Innere, um des, was
hie
is! Des is doch der Kundschaft ihr Angelegenheit, ob die ihre Karrn wascht!«, hat der Hafner noch genervter zurückgeplärrt.
Grad, dass sie sich nicht an die Gurgel gegangen sind, die beiden. In so einer Situation hilft nur noch, dass eine weibliche Person schlichtend eingreift. Die Katharina hat gemerkt, wie nervös der Hafner war, weil er jetzt gleich eines Verbrechens verdächtigt werden könnte.
»Die warn scho drauf, die Spritzer«, hat sie ganz ruhig bemerkt, und alle sind verstummt und haben sie angeschaut, so dass sie in aller Ruhe hat weitersprechen können. »Ich bin letzten Montag hier gewesen wegen der Vermisstenmeldung, bevor der Herr Hafner dann noch am selben Tag offiziell bei uns in Weil Anzeige erstattet hat. Am Vormittag. Wir haben uns über Herrn Altmanns Wagen unterhalten, und der Herr Hafner hat mir die Jaguars hier gezeigt. Die Sprenkler auf dem weißen sind mir gleich aufgefallen, aber von Weitem hab ich sie für heruntergefallene Hollerbeeren gehalten. Und heute hab ich sie mir halt genauer angeschaut.« Ganz nüchtern und recht hochdeutsch hat die Katharina das berichtet.
Jetzt haben alle kurz überlegt, und dann war es wieder furchtbar laut, weil jeder eine Reihe von Fragen gehabt hat, und alle haben ihre Fragen im selben Moment gestellt. Aber der Brunner hat die Katharina ein Stück zur Seite gezogen und ihr
seine
Frage stellen können, so dass sie sie auch verstanden hat, rein akustisch vor allem.
»Sag amoi, Kathi, was machst du da heraußd eigentlich? I hab denkt, du bist im Mittag?«
»Mir is spontan was eigfojn zu dem Foj«, hat die Katharina sich ein bisschen uneindeutig erklärt.
»Du hast doch gwusst, dass der Foj eigentlich nach Mujdorf ganga is, was hast du oiso jetz damit zum Doa?«
»I wojt bloß was schaung, zwengs de Jaguars, und bin hergfahrn, wei i mitm Hafner redn wojt, aber der war ned da, und da hab i mir denkt, i wart schnoj, und hab mi a bisse umgschaugt.«
»Bist du jetz neuerdings bei der Spurensicherung?« Der Brunner hat sie streng, aber auch mit einem gewissen väterlichen Stolz angeschaut. Und dann ganz ernst und bestimmt gesagt: »I woaß, dass du a talentierte Kriminalerin gwen bist, Kathi. Aber des is vorbei. Des da, des is ned dei Angelegenheit. I hab mi dafür eigsetzt, dass du zu uns kema
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