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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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mir haben alle ned vui Zeit.« Hat ihm so gar nicht gepasst, dass die Berger Katharina in ihrer Funktion als Polizistin in aller Früh bei ihm auf dem Hof auftaucht. Aber das Überraschungsmoment war jetzt grad auf der Katharina ihrer Seite, und das hat sie erst einmal voll ausgekostet.
    »Ach wissen S’, Herr Hafner, am Montag in der Friar hab
i
persönlich immer am meisten Zeit.«
    Sie hat sich kurz umgeblickt im Büro. Ein Sparkassen-Kalender an der Wand, Autoposter, eine Sprengzeichnung von irgendeinem Getriebe mit recht vielen Zahnrädern, eine Kaffeemaschine im Eck, Fax, Telefon, Computer, Autozeitschriften, Ordner, Formulare, alles recht voll und voll auf Zweckmäßigkeit ausgelegt. Aber keine Kalendermit Pin-up-Girls, die sich auf Motorhauben räkeln, weil in dem Büro hat ja die Lorenz Susi das Sagen gehabt, und die hat so eine sexistische Sauerei eigenhändig verhindert.
    Der Hafner hat jetzt erst einmal geschwiegen. Und sich auf der Susi ihren Bürostuhl gesetzt, hinter die Empfangstheke. Die Katharina ist stehengeblieben und hat sich mit verschränkten Armen an die Theke gelehnt und hat ganz entspannt ausgesehen dabei. Dass sie jetzt auf den Hafner hat runterblicken können, das hat ihr recht gut getaugt.
    »Herr Hafner   …«
    »Ja, Frau Berger?«
    »Sagt Eana der Name Jurek Pawliczyk was?«
    »Pawliczyk scho   – aber i hab Eana ja scho gsagt, meine Polen heißen Karol und Wieslaw.«
    »Und dass die vielleicht irgendwia mit einem Jurek Pawliczyk verwandt sei kannten, des is ned möglich?«
    »Woaß i ned, und wurscht is’s mir aa.«
    »Aber mir ned.« Ganz nett gelächelt hat die Katharina und hinzugesetzt: »Und da Sie ja sicher a Telefonnummer vo Eana Ihre Polen haben, daad i vorschlagen, Sie ruafn die zwoa jetz amoi o.«
    Gar nichts hat der Hafner da erwidert. Nur stumm sein Handy herausgezogen und eine Nummer gewählt. Und dann ein bisschen gewartet. Und dann auf Hochdeutsch, ganz langsam, mit einem Pawliczyk gesprochen, aber bei einem Bayern hörst du den Dialekt immer durch.
    »Karol, hier ist der Hafner.   – Ja, hat schon alles gepasst.   – Nein.   – Nein, warum?   – Ich hab ihn noch nicht angeschaut. Der steht noch auf meinem Hänger.   – Ja du, warum ich anruf. Hier steht gerade eine fesche junge Frau vor mir, die dich etwas fragen möchte.   – Ja, des weiß ich nicht. Am besten redet ihr beide direkt miteinander.«Und mit diesen Worten hat der Hafner der Katharina sein Handy gereicht.
    »Karol Pawliczyk, wer spricht da?«, ist es der Katharina in fast akzentfreiem Deutsch aus dem Hörer entgegengekommen. Und jetzt ein bisschen pokern.
    »Hier ist   – Elena. Es geht um einen Autoimport, und der Herr Hafner war so freundlich, mir zu erzählen, dass Sie sich auf polnischer Seite schon öfter um diverse Jaguars bemüht haben.«
    »Kann man so sagen. Wie kann ich Ihnen helfen, Frau Elena?«
    »Ich rufe an wegen eines Wagens aus dem Fuhrpark von Thomas Altmann.«
    »Ah. Altmann.« Die Kathi hat jetzt gleich gemerkt, dass der Karol vorsichtiger wird bei dem, was er sagt. Und sie ist auch vorsichtig geworden, bei dem, was sie fragen wollte. Erst die Polen-Connection in Sicherheit wiegen.
    »Meines Wissens wollte er Ihnen vor einigen Wochen einen Wagen bringen lassen.«
    »Ja, das stimmt.« Bingo!
    »Aber die   – sagen wir mal:
Lieferung
ist nicht bei Ihnen angekommen.«
    »Nein, er wollte den Wagen ja von einem Jakob herfahren lassen, nicht liefern. Und dann wieder retour, wie immer.«
    Jetzt hat der Karol was ganz was Komisches gesagt, nämlich dass der Jakob den Wagen eben mal gerade so rüberfahren wollte nach   – wohin eigentlich und warum? Und retour: wie immer. Schneller denken, Katharina. »Der Jakob hat nicht können, deswegen hätt
ich
das machen sollen, so war das vereinbart   – mit dem Altmann und dem Jakob.«
    »Wer sind Sie denn?«, ist der Karol jetzt ein bisschen misstrauisch geworden.
    »Dem Jakob seine Freundin.«
    Der Hafner hat gegrinst, aber er ist mucksmäuschenstill geblieben. Der Katharina ihre unorthodoxen Verhörmethoden haben ihm schon irgendwie imponiert und dass sie sich trotz Uniform und Polizeidienst recht wenig um Konventionen oder Kompetenzen schert.
    »Ah so. Und wo ist das Problem?«, hat der Karol von der Elena-Katharina wissen wollen.
    »Es hat sich was verzögert. Aber Ende der Woche kann ich kommen. Wenn Sie noch interessiert sind.«
    »Das liegt an Altmann, ob
er
noch interessiert ist.«
    »Natürlich! Sonst würde ich ja nicht

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