Holunderblut
nimmer«, hat die Katharina nach einem flüchtigen Blick auf den Matteo versprochen. »Solang du, Josef, mi zeitnah über des Ergebnis von eurer Suche in Kenntnis setzt.«
Da haben sie beide gelacht, und der Brunner hat hoch und heilig versprochen, dass er das tun wird, und nach dem Verabschieden hat er noch im Hinausgehen den Moser Rudi angerufen, um mit ihm ein weiteres Date beim Hafner und beim Altmann seinem XKR auszumachen.
So hat ein jeder seine Verabredungen am Montagabend, die einen finden hinter der Innenverkleidung von einem versteckten Auto Hunderte von sauber verpackten Zigarettenschachteln,die billig in Polen hergestellt worden sind, um teuer in Deutschland verkauft zu werden, und die anderen finden kaum mehr Zeit, ihr Abendessen zu essen, weil sie nicht mehr darauf warten können, da weiterzumachen, wo sie zuvor gestört worden sind, und dann geht das ausnahmsweise auch mal zwischen dem Essen auf dem Küchentisch, egal, ob die Weingläser dabei runterfallen und sie in San Pellegrino baden, romantisch war es trotzdem im Schein all der brennenden Kerzen um sie herum.
SECHZEHN
Die Katharina hat am nächsten Morgen mit zwei Tassen Milchkaffee und einer doppelten Dosis Metamizol ihr Kopfweh dermaßen gut unter Kontrolle gebracht, dass sie sofort die Krankschreibung vom Dr. Lechner ignoriert hat.
Ein bisschen diskutiert hat sie darüber noch mit dem Matteo, der sie partout nicht gehen lassen wollte. Aber dann haben sie einen Kompromiss gemacht, nämlich den, dass der Matteo sie begleitet. Das heißt, den Kompromiss hat der Matteo ohne sie gemacht, die Katharina hätte nämlich lieber alleine weiter an ihrem Kriminalfall herumermitteln wollen. Und nicht andauernd hin und her übersetzen.
Das ganze Gerede im Ort war ihr auch schon unangenehm, und wie sie jetzt mit dem Matteo am Uniformzipfel in ihren Golf gestiegen und losgefahren ist, ein bisschen grantig und recht schweigsam, hat sie aus dem Augenwinkel den Peter gesehen, der grad den Hof überquert hat, und da hat sie auch schon wieder ein schlechtes Gewissen gekriegt, weil sie ja mit dem Peter schon vor zwei Tagen hat sprechen wollen. Der hat sie sehr gemocht und sie ihn auch irgendwie, und jetzt war sie wütend auf sich selbst, weil sie es einfach nicht auf die Reihe gekriegt hat, sein Leiden wenigstens durch ein klärendes Gespräch ein wenig zu mildern. Und was wohl die alten Allmandingers jetzt von ihr halten? Als sie beim Abbiegen nach rechts geschauthat und ihr Blick dabei den Matteo kurz gestreift hat, da hat sie sich noch mehr über sich selbst geärgert, weil sie überhaupt an sich und ihm gezweifelt hat, wo er das Beste war, was ihr je passiert ist. Wie man’s macht, ist’s verkehrt.
»Du siehst süß aus in dieser Uniform«, hat er plötzlich gesagt, und eigentlich hat die Katharina gefunden, dass die deutsche Polizeiuniform so was von grauenhaft ist, dass sie ein bisschen was eingenäht hat, was natürlich verboten ist, damit sie enger sitzt, und schon war es viel besser. Aber wie er das so gesagt hat, der Matteo, und eigentlich gemeint hat, nämlich im Sinne von:
was immer du trägst, du bist für mich einfach schön
, da ist ihr das Herz übergegangen, und sie hat mitten auf der Straße angehalten, ihn angesehen, ihn geküsst, aber schon richtig, und ist dann weitergefahren.
»Oh, was war
das
?« Er war ehrlich überrascht, nachdem sie sich vorher ja praktisch gestritten hatten, zu Hause bei ihr.
»Ein Kuss?«
»Aber wie komm ich dazu?«
»Matteo, frag nicht immer. Einfach so!«
»Sei doch öfter – einfach so.«
Und er hat gelacht und sie dann auch, und der Dienstagmorgen war wieder gut.
Gut übrigens auch, weil in der Dienststelle Geschäftigkeit und Ausgelassenheit geherrscht haben, und das alles vor allem, weil der Merkl Albert Geburtstag gehabt hat, sechsunddreißig ist er geworden. Alle waren schon bei Kuchen und Kaffee und alten Polizeianekdoten angekommen, und der Brunner war durch den morgendlichen Zuckerschock dermaßen aufgedreht, dass er sich über den für die Polizei positiven Fortgang des Weiherfalles nochmehr gefreut hat als ohnehin schon. Der Präside von Mühldorf, Augen wird der machen, was sich während seiner Abwesenheit hier alles abgespielt hat und was die Weiler Polizei alles gemanagt hat! Dass der Matteo jetzt mit dabei war, hat den Brunner in dieser Laune nicht im Geringsten gestört. Seit Sonntag hat er ihn sowieso schon heimlich in die Familie aufgenommen gehabt, und weil der Lucarelli trotz
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