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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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Lieferung, die sehr knapp gehalten war, dafür aber bilingual ausgeführt, in Deutsch und in Polnisch. Datiert auf Mitte Januar vor fünf Jahren. 489 ist da gestanden, undSchrägstrich und 733,5 insgesamt. Der Hansi hat nachgerechnet, weil wenn 733,5 eine Euroangabe war und 489 eine Mengenangabe und die Mengenangabe sich auf Zigarettenschachteln bezogen hat, dann hat der Altmann pro Schachtel 1,50   Euro bezahlt, der militante Nichtraucher, und die Polen haben dabei natürlich auch noch was verdient und praktisch null Risiko, aber der Risikospieler Altmann hat dann, egal über wen er die Zigaretten anschließend weiterverkauft hat, irgendwo zwischen 1,50 und 4   Euro Ladenpreis eine ordentliche Gewinnspanne erzielen können. Jetzt sind fünfhundert Zigarettenschachteln nicht viel, aber wenn dir eine einzige Polenreise nebenbei einen Tausender einbringt, auch nicht schlecht. Und wenn das Ganze dann noch recht unbürokratisch von einem ahnungslosen Dritten auf einem Hänger transportiert wird, dann sparst du dir sogar die Spritkosten. Und wenn du das Ganze regelmäßig mehrmals pro Monat machst, gibt das einen ordentlichen Nebenverdienst, brutto wie netto, was ja dasselbe ist bei nicht steuerlich deklarierten Nebenverdiensten.
    Vermutlich hat es solche »Quittungen« ursprünglich zuhauf, vielleicht sogar ordnerweise gegeben in dem Altmann seinem Häusl. Nur, gestern ist es dermaßen leer gewesen dort und dermaßen aufgeräumt und geputzt, hat die Anni berichtet, dass dieser eine dazwischengerutschte Fetzen Papier das einzige Beweismittel in der Schmuggelsache war. Das hat der Moser Rudi gleich mit nach Mühldorf genommen. Die Spurensicherer haben dann nur noch ein paar Django-Fingerabdrücke auf den Legomodellen gefunden, sonst nichts mehr.
    Die Katharina hat jetzt ganz scharf nachgedacht, was sie die Jolli heute noch alles fragt, wenn die um halb fünfzum Putzen kommt, den Termin hat sie ja gestern schon telefonisch ausgemacht gehabt, und das war, bevor die Zeitungen am Dienstagmorgen gedruckt haben, dass es sich bei der Leiche aus dem Moorweiher um einen Polen namens Jurek P. handelt. Die Katharina hat ein bisschen gehofft, dass die Jolli keine Tageszeitung liest, weil das sonst ihre Neutralität und Ehrlichkeit negativ hätte beeinflussen können.
    Aber jetzt erst einmal: Augenmerk auf den Taxler richten.
     
    Der Taxler war eine recht eine grantige Natur, nicht gerade redselig, es gibt halt solche und solche. Er war eher einer, dem man jedes Wort aus der Nase ziehen muss, um festzustellen, dass kein einziges freundlich oder begeistert klingt.
    »Ha?«
    »Ob Sie sich noch an die Uhrzeit erinnern können«, hat die Katharina es noch einmal auf Hochdeutsch wiederholt.
    Der Taxler, Greiner Hubert hat er geheißen, hat die ganze Zeit über immer wieder zum Matteo geschaut, der ein Stück hinter der Katharina und dem Hansi gesessen ist und sich das Verhör angeschaut hat.
    »Irgendein Problem?«, hat die Katharina gefragt, um endlich dem Taxler seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    Der hat den Kopf geschüttelt. »I hab koa Problem,
Sie

    »Naa, Herr Greiner,
i
hab koa Problem, aber wenn Sie ned kooperativ sand, mach i
Eana
oans!«, hat die Katharina ein wenig lauter gedroht.
    »Was wojtn S’ wissn?«
    »Die Uhrzeit, um die Sie am Mittwoch, dem 29.   Julibeim Herrn Hafner vorgefahren sind, um den Herrn Altmann abzumholen.«
    »Vormittag.«
    »Kruz-« Die Katharina hat gerade noch rechtzeitig die Zähne zusammengebissen, ein paar Mal ruhig durchgeatmet und dann angemerkt: »Vormittag is koa Uhrzeit ned.«
    »Uhrzeit woaß i nimmer.«
    »In Ordnung, also Vormittag.«
    Der Hansi hat mitgeschrieben und gleichzeitig den Kopf geschüttelt.
    »Ja, hab i doch glei gsagt«, hat der Taxler trocken bestätigt.
    »Also. Der Herr Altmann hat mit dem Herrn Hafner besprochen, wann er seinen Wagen wieder abholt, und dann ist er mit Ihnen nach Hause gefahren.«
    Die Katharina hat auf die Uhr an der Wand geschaut, so ein rundes Ding Typ Bahnhofsuhr, wo man es immer hört, wie es klack macht, wenn der Minutenzeiger eine Minute weiterspringt. Es war jetzt schon kurz nach vier, und die Katharina war recht nervös, weil sie ja für halb fünf mit der Jolli den Termin bei sich daheim vereinbart gehabt hat.
    »Naa.«
    Der Taxler hat sie wieder von der Zukunft in die Gegenwart zurückgeholt.
    »Was   –
naa

    »Naa, der is ned mit zu mir hoamgfahrn.«
    »Jetzad! Sie wissen genau, wiar i des moan. Sie ham eam zu
eam
hoamgfahren,

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