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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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späten Nachmittag, wo der Verkehr recht üppig ausfällt.
    Als der Matteo die Einkäufe in die Austragshäuslküche getragen hat, ist die Katharina schon wieder recht munter am Tisch gesessen und hat telefoniert.
    Er hat alles abgestellt, sich zu ihr hinuntergebeugt und angefangen, sie überall zu küssen, wo er hingekommen ist, und sie damit dermaßen zu belästigen, dass sie ihr Telefonat ganz schnell zu Ende bringen hat müssen.
    »Wer war das?«, hat er dann gefragt.
    »Also,
weißt
du! Ich höre extra mit dem Telefonieren auf, weil du so aufdringlich bist   – und jetzt hörst du auf?« Und dann hat sie so schön gelacht, dass er gewusst hat, es geht ihr wieder viel besser, und er hat schon kurz überlegt, ein dickes Dankesschreiben an diverse Pharmafirmen aufzusetzen.
    »Na, also, wer
war
das?« Er hat sie wieder ein bisschen bedrängt, bitte, wenn sie schon wollte, er wollte ja auch, und sie ist nach hinten gesunken auf ihrer harten Holzbank und er auf sie, zwischen ihre angewinkelten Beine, ein schöner Platz eigentlich.
    »Mit wem hast du telefoniert? Muss ich am Ende eifersüchtig sein?«
    »Unsinn, Lucarelli. Das war die Jolli, meine polnische Putzfrau.«
    Jetzt hat der Matteo innegehalten in seiner Zudringlichkeit, sich abgestützt und die Katharina ernst angesehen.
    »Du weißt, dass der Arzt gesagt hat, du sollst den Fall ruhen lassen, wenigstens für eine Woche.«
    »Und
du
weißt, dass so was nicht funktioniert!«
    Und jetzt hat sie ihn ganz böse angesehen, und er hat ihr Nachthemd hochgeschoben, und seine linke Hand ist über ihre Haut geglitten, über ihren Bauch, mit dieser feinenNarbe von der Schussverletzung, und über ihre Brust, und mit der rechten hat er sich abgestützt auf der Bank.
    »Und?«
    »Und was?«
    »Was wollte sie? Oder nein, lass mich raten, natürlich hast
du
angerufen, und was wolltest
du
?« Und seine Hand ist wieder tiefer gewandert.
    »Ich wollte, dass sie zum Putzen kommt.«
    »
Ich
kann für dich putzen. Ich kann
alles
.
Pulire   … Scopare   …«
Und seine Hand zwischen ihren Beinen. Ganz langsam. Ganz ruhig.
    »Das weiß ich, Matteo.« Sie hat ein bisschen unregelmäßiger und schneller als vorher geatmet.
    Und seine Finger. »Ich
will
dich.«
    »Und ich wollte die Jolli fragen   … nach Jurek Pawliczyk.«
    »Und ich will dich
jetzt

    Und die Katharina hat ganz leise gestöhnt, als er wieder auf sie gesunken ist, vielleicht auch wegen seiner Finger, die genau am richtigen Platz waren, um seinem Wollen Nachdruck zu verleihen und sie willenlos zu machen. Und sie hat ihm ins Ohr geflüstert. »Ja, dann   …«
    Ja, dann hat es geklopft und
amore finito
, der Brunner ist vor der Tür gestanden.
    »I hoff, i stör grad ned«, hat er die Nachthemd-Katharina begrüßt, die ein bisschen zerzaust vor ihm gestanden ist, ein bisschen rot im Gesicht, der Matteo einen halben Meter hinter ihr, auch er hat ein bisschen zerwühlt und ein bisschen verschämt ausgesehen.
    »Naa, gar ned, kimm eina.«
    Während der Matteo dann am Herd gewerkelt hat, um das Abendessen zuzubereiten, sind der Brunner und dieKatharina um den Tisch herum gesessen, und der Brunner hat von dem nachmittäglichen Pressetermin erzählt und von den Ergebnissen vom Moser Rudi.
    Mit den Beweisstücken hat es sich wie folgt verhalten: Das Taschentuch hat der Django zum Schneuzen und Mundabputzen benutzt. Die Altmann Clara hat bestätigt, dass ihr Sohn am Wochenende vom 25., 26.   Juli verschnupft gewesen ist, eine Sommergrippe, die die Kinder in dem Alter ja oft einmal haben. Auch der Kassenzettel war interessant, das Blut darauf war identisch mit dem Blut auf der Motorhaube vom weißen Jaguar. Polnisch im Sinne von zum Jurek Pawlizcyk passend, aber auch Blut vom Altmann Thomas, auf beidem, Motorhaube und Quittung.
    Jetzt hat der Brunner eine seiner typischen Spannungspausen eingelegt. Und die Katharina hat es nicht gleich kapiert. Der Matteo noch weniger, aber er hat es ja nicht einmal verstanden wegen der hundertprozentigen Sprachbarriere zwischen ihm und dem Brunner und eigentlich ja allem, was deutsch war. Die Katharina würde es ihm später noch übersetzen, aber im Moment war da wieder das Buch mit den sieben Siegeln, da hat er sich lieber auf das Rinderfilet konzentriert.
Das
hat er nämlich gut können.
    »Oiso vermutlich a Schlägerei zwischen dem Pawliczyk und dem Altmann. Irgendwo zwischen die Autos, die zum sejben Zeitpunkt am sejben Ort gwen sei miassen. Der Bua ist zu dem Zeitpunkt

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