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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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Polen, Leśna.«
    »Hast du schon erzählt, ja!«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ja, ich weiß!«
    »Was? Ich verstehe nicht!«
    Der Matteo hat sich gebückt und den Staubsauger ausgemacht.
    »
Meglio?
«
    »Jolli, lass mal, magst du dich nicht hersetzen?«, hat die Katharina gefragt.
    Und die Jolli hat das gleich als einen Befehl aufgefasst und sich gesetzt, auf den Stuhl, der am weitesten von der Katharina entfernt war.
    Die Katharina hat erst einmal ihr Metamizol genommen, und dann sind sie alle drei am Küchentisch gesessen. Der Matteo neben der Katharina auf der Bank, da hat er ihr die Hand aufs Bein legen können, ein bisschen besitzergreifend, aber das war der Katharina jetzt grad wurscht, weil sie sich ohnehin auf was anderes konzentriert hat. Er hat es auch nur lieb gemeint, um sie spüren zu lassen, dass er bei ihr ist.
    Die Jolli hat jetzt wieder angefangen.
    »Ich weiß nicht, soll ich arbeiten oder nicht? Zeit ist Geld, ist deutsches Motto.«
    Sie hat sich sichtlich unwohl gefühlt, so still zu sitzen war sie nicht gewohnt. Sie wollte jetzt viel lieber mit Staubsauger und Wischtuch herumwerkeln. Den Anblick von der uniformierten Polizistin hat sie auch noch nicht verdaut gehabt, das hat die Katharina schon gemerkt.
    »Ich zahl die zwei Stunden, Jolli. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist ein anderes«, hat die Katharina reichlich nüchtern gesagt.
    »Was ist Problem? Ich dachte, du bist zufrieden mit mein Ergebnis. Alle sind zufrieden. Ich bin schnell und gut mit Putzen«, hat die Jolli sich prophylaktisch verteidigt.Aber schon geahnt, dass das Wort
Problem
, wenn es eine Polizistin ausspricht, einen tieferen Sinn haben muss.
    »Nein, dein Putzergebnis war eins a, das ist es nicht. Es ist das Häusl vom Altmann Thomas, das mir Sorgen bereitet.«
    »Ich bin immer nur putzen dort! Hab nichts gemacht!«
    »Das will ich dir gar nicht unterstellen, Jolli, aber   –«
    »Gut. Dann gibt kein Problem«, hat die Jolli im Aufstehen gesagt und: »Ich muss weiter, musst nicht zahlen heute.«
    Jetzt ist der Matteo ebenfalls aufgestanden, ganz langsam, und hat sich lächelnd neben die Jolli gestellt, die zwei Köpfe kleiner war als er, ein bisschen zu nah ist er bei ihr gestanden, die Hände in den Hosentaschen, ganz leger, und in einem ganz gefährlich freundlichen Ton hat er gesagt: »
Ma perché non rimani ancora? Perché non ti risiedi?«
    Er hat eine Kopfbewegung zum Stuhl hin gemacht, und da hat die Jolli ihn ganz gut verstanden und sich wieder gesetzt.
    »Was wollt ihr von mir? Ich anständige Frau, immer nur arbeiten.«
    »Jolli, ich habe nur ein paar Fragen, und vielleicht kannst du uns durch deine Antworten helfen, den Altmann zu finden   – und
ihm
zu helfen!«
    Geradezu bekniet hat die Katharina sie mit diesen Worten, weil dass die Putzfrau den Altmann gemocht hat, das hat sie ja schon gewusst, und siehe da, es hat geholfen. Geholfen hat sicher auch, dass der Matteo neben dem Tisch stehen geblieben ist, da hat die Jolli gar nicht auskönnen.
    »Vielleicht«, hat die Jolli genickt.
    »Du hast zweimal die Woche beim Altmann geputzt?«
    Nicken.
    »Und auch die ganzen letzten fünf Wochen, in denen er gar nicht mehr in seinem Haus war?«
    Nicken.
    »War irgendjemand anderes im Haus in der Zwischenzeit?«
    Achselzucken.
    »Anders: Hat sich irgendwas verändert in der Zwischenzeit, zwischen zwei Putzterminen?«
    »Wie verändert?«
    »So, dass es einer guten und gründlichen Putzfrau auffällt.«
    »Weiß nicht.«
    Das ist so schnell gekommen, dass die Katharina gleich gedacht hat, im Gegenteil, weißt
schon
.
    »Was heißt,
weiß nicht

    »Heißt: nicht solange Thomas weg ist.«
    »Und vorher?«
    »Weiß nicht, was du meinst, Katharina.«
    Irgendwas war vorher da, und nachher war es weg, hat die Katharina vermutet, aber die Jolli hat sich ein bisschen dumm gestellt. Die Katharina hat gleich gemerkt, sie hätten da jetzt noch eine volle Stunde drum herumreden können, mit
weiß nicht, weißt schon
,
aber sage nicht
.
    Dann eben weiter im Text.
    »Jolli, wo arbeitet dein Mann?«
    »Leśna.«
    »Ja, hast du schon erwähnt, und zwar als Autoverkäufer. Aber bei welcher Firma?«
    Jetzt hat die Jolli matt gelächelt, aber ein bisschen enttäuscht hat sie dabei ausgesehen, und dann hat sie gesagt: »Katharina, ich habe dir vertraut. Gut geputzt bei dir, nichts angefasst sonst. Aber du hast gelogen.«
    »Wie bitte?«
    »Hast gelogen, hast nicht gesagt, dass du bei Polizei bist. Hast gesagt, dein Mann ist

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