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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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habn.«
    Jetzt war der Hafner plötzlich ganz still, nur das leise Surren vom Motor vom M5 war zu hören, mehr zu spüren eigentlich bei 80   Sachen auf der Landstraße zwischen Weil und Süchting, heute ohne Opernuntermalung und Nutzfahrzeugralley. Die Klimaanlage hat die Hitze an diesem frühen ersten Septemberabend erträglich gemacht.
    Und der Matteo ist gefahren wie der sanfteste aller Chauffeure. Seinen Google-Earth-Weg.
    »Ja, Sie habn mi ned gfragt.«
    »Herr Hafner,
bitte
! Ned scho
wieder

    »Es is nämlich a so, eigentlich hab i des Eana scho o’deit.«
    »Wie jetz? Wie angedeutet?«
    »Die Sabine is a ganz a Gschtörte.«
    »Ja, aber Sie warn trotzdem vierahoib Jahr mit ihr zam!«
    »Naa, des stimmt ned.«
    Jetzt also wieder die Herumredespielchen. »Dann verraten S’ mir bittschee die Gschicht, wia’s Eana Meinung nach stimmt.«
    »I hab Eana doch gsagt, des mit de Weiber, des spar i mir, kost’ bloß a Gojd und bringt bloß an Stress. I hab nix meng vo ihr, und des hab i ihr gsagt. Auf a bisse a krasse Art vielleicht, aber mei. Mir warn nia zam. Da war nia aa nur des Geringste zwischen uns!«
    Trotzdem hat sie ihn viereinhalb Jahre lang verfolgt, auf Schritt und Tritt, so der Hafner. Er hat nicht einmal mehr beim Edeka einkaufen können, ohne dass sie hinter irgendeinem Regal gelauert hat. Wie zufällig ist sie immer wieder vor ihm gestanden, an allen möglichen Orten, sogar einmal in einem Küstendorf in Italien in seinem Urlaub.
    »Wia belastend des is, dass du nirgendswo mehr hiegeh kannst, des woaß ma nur, wemma’s sejber erlebt hat! I hab scho Beklemmungen kriagt, wenn i nur irgendwo an greana V70 gseng hab   …«
    Angefangen hat es vor etwa sieben Jahren, hat der Hafner erzählt. Damals hat er noch einen Kater gehabt, den Tiger, so hat er geheißen. Irgendwann haben sie ihm den Kater überfahren, was halt einmal passieren kann auf einem Autowerkstatthof, und zwar so gründlich, dass das Tier mindestens sechseinhalb seiner Katzenleben auf einen Schlag verloren hat. Aber die Sabine hat ihm den Tiger auf wundersame Weise wieder zusammengeflickt. Der Hafner hat seine Tierarztrechnung gezahlt und gemeint, damit wär es getan.
    Aber sie ist immer wiedergekommen, zuerst wegen dem wiederhergestellten halben Katzenleben von dem Tiger, dann hat sie sich immer fadenscheinigere Vorwände ausgedacht und ist immer öfter aufgetaucht. Viereinhalb Jahre lang Verfolgungsterror. Aber dann hat sie aufgehört, von einem Tag auf den andern. Das war um die Zeit, wo der Tiger verschwunden ist. Plötzlich war es vorbei.
    »Und zwoa Wocha spaada verzojt mir der Thomas, beim Jaguar-Abhoin bei mir am Hof, dass er jetz eine super Frau kennengelernt hat und total verliebt is. Zwoa Jahr is des her. Und mir war’s recht. Weil die super Frau, des war d’ Sabine. Und i hab s’ losghabt.«
    Ui, hat die Katharina sich gedacht. Der Hafner hat eigentlich die ganze Zeit über, wenn auch auf eine recht eine komplizierte und umschweifende Art und Weise, die Wahrheit gesagt, über den Altmann, über die Polen, und den Jakob hat er auch gebremst, und wenn man jetzt einmal davon ausgeht, dass das wieder die Wahrheit ist und die Hohenstein sich ihre eigene Realität aufgebaut hat von wegen langjährige Beziehung, dann war die Tierärztin schon ein heißer Tipp. Eine verdammt heiße Interview-Kandidatin.
    »Dass die Sabine was mit dem Verschwinden vom Thomas zum Doa habn kannt, des is aber ned möglich?«, hat die Katharina sich nach der Meinung vom Hafner erkundigt.
    »Des woaß i ned. Bei der is ojs möglich.«
    »Danke, Herr Hafner. Des war’s scho.«
    »Ja, was? Des war’s scho? I hab denkt, jetzt, so nach dem direkten Teil, jetz kimmt des mit liab und privat?« Dann hat er recht nett gelacht, und die Katharina auch.
    Aber gesagt hat sie: »Naa, liab und privat hockt scho neben mir. Machen S’ as guad, Herr Hafner. Pfiat Eana.«
    »Machen S’ as besser. An scheena Abend.«
    Und die Katharina hat für ihren Chauffeur noch einmal die Viereinhalbjahresbeziehung zwischen der Hohenstein und dem Hafner wiederholt, während sie das Schild am Ortseingang von Süchting passiert haben.
    »Was Menschen alles machen, im Namen der Liebe«, hat der Matteo ruhig bemerkt, während er gleichzeitig auf den Weg geschaut hat. »Na ja, wer weiß schon, was Liebe ist. Und jetzt soll ich zur Tierärztin fahren, nehme ich an?«
    »Nein, Matteo, noch nicht. Du fährst erst einmal durch den Ort durch, und kurz nach dem Ortsende müsste es

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