Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
Vom Netzwerk:
Polizist?«
    »Ja«, hat die Katharina lächelnd für den Matteo geantwortet und sich neben die beiden auf den Boden gesetzt. »Aber er ist ein italienischer Polizist, und er spricht kein Deutsch, und ich glaube auch, er versteht dich nicht so gut, Django.«
    »Und du? Wie heißt du?«
    »Entschuldige, du hast recht, war ein bisschen unhöflich von mir. Katharina Berger.« Und wieder hat der Django artig seine Hand gegeben.
    »Ich möchte mich gerne ein wenig mit dir unterhalten, Django.«
    »Über den Papi«, hat der Django altklug ergänzt.
    »Ja, über deinen Papi auch.«
    »Wenn dein italienischer Polizist da, der Luca Relli, nichts versteht, dann darf er inzwischen mit meinen Dinos spielen, wenn er möchte«, hat der Django ein bisschen gönnerhaft gesagt, und die Katharina hat es dem Matteo wortwörtlich übersetzt, und der hat daraufhin ganz laut gelacht, aber nett, und da hat der Django mitgelacht. Ein ganz ein helles unbeschwertes Lachen hat der Django gehabt, und sehr hübsch hat er ausgesehen mit diesem Lachen. Ist immer wichtig bei Kindern, dass du sie zum Mitlachen bewegst, dann hast du ihr Vertrauen, und Vertrauen von Kindern ist das A und O, wenn sie dir was erzählen sollen.
    »Der Papi ist verschwunden.« Ganz ernst hat der Bub jetzt wieder geschaut. Der Matteo hat mit prüfendem Blick einen Dino in die Hand genommen und untersucht.
    »Das weiß ich, Django. Und ich möchte ihn gerne wiederfinden, denn das ist mein Job.«
    »Bist du gut in deinem Job?«
    »Das hoffe ich doch. Aber. Weißt du, Django, ich bin eigentlich immer nur so gut, wie meine Zeugen es sind, also diejenigen, die mir helfen, wenn ich einen Fall aufklären muss. Du weißt, was ein Zeuge ist?«
    »Einer, der was beobachtet hat.« Besser und knapper hätten auch Brockhaus-online und Wikipedia zusammen es nicht erklären können.
    »Sehr gut.« Da war die Katharina jetzt fast ein bisschen stolz auf den Django, dass er das in seinem Alter weiß. »Und wenn ein Zeuge von der Polizei gefragt wird, was er beobachtet hat, was macht der Zeuge dann?«
    »Er erzählt es.«
    »Und zwar ganz genau das, was er gesehen hat, und er lässt nichts aus, und er erfindet nichts dazu, das ist sehr wichtig. Verstehst du das, Django?«
    »Ja natürlich. Man darf nicht lügen.«
    »Ganz genau. Und Angst muss ein Zeuge keine haben, weil die Polizei ihm verspricht   – und die Polizei hält sich immer an ihre Versprechen   –, also die Polizei verspricht dem Zeugen, dass sie auf ihn aufpasst.«
    Der Django hat genickt, die Katharina übersetzt.
    Und dann haben sie und der Matteo den Django ganz freundlich angeschaut, auf Augenhöhe, und der Django hat von sich aus erzählt, und zwar ganz genau das, was er gesehen hat, und er hat nichts ausgelassen und nichts dazuerfunden.
    »Als ich das letzte Mal beim Papi war, also am Samstag, aber das Datum weiß ich nicht mehr, das ist schon lange her, da ist der Jurek gekommen, wo wir grade mit dem Essen fertig waren. Der Papi hat den Pizzablitz angerufen, weil Pizza ist mein Lieblingsessen und beim Papi krieg ich immer mein Lieblingsessen, und bei der Mami immer vegetarisches Gemüse. Und der Jurek hat dem Papi das silbere Auto gebracht und ihm gesagt, dass er jetzt aufhört mit den Zigaretten, und der Papi wollte wissen warum, aber der Jurek hat gesagt, so halt. Und der Jurek hat mir ganz viele Schokowaffeln mitgebracht aus Polen, die mit der Vanillecreme drinnen, weil ich die so gern mag, also es waren sieben oder acht oder zehn. Dafür hat er meine restlichePizza gekriegt, also Pizza mit Parmaschinken und Rucola drauf. Und dann ist der Wieslaw gekommen, das ist dem Jurek sein Bruder, den mag ich gar nicht, der schaut schon so böse aus, und der ist auch böse, der schimpft immer und redet immer nur wie so ein Bestimmerer.
    Wir wollten dann eigentlich an den Chiemsee fahren, weil wir segeln wollten, und der Papi hat gesagt, ich soll schon mal reingehen ins Auto, und das hab ich dann gemacht, also in das silbere, das ist nämlich unser Segelauto, und ich darf immer vorne sitzen. Und als der Papi und der Jurek und der Wieslaw dann rausgekommen sind, da haben sie gestritten, und der Wieslaw hat gesagt, nix da, Jurek, du steigst nicht aus, aber der Jurek war überhaupt nirgendwo eingestiegen, sondern die sind vor den Autos gestanden vor der Garage, also vor dem silberen und dem weißen Jaguar und vor dem Wieslaw seinem Auto, das ist blau, aber die Marke weiß ich jetzt gerade nicht. Und der alte dunkelgrüne Jaguar

Weitere Kostenlose Bücher