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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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ist vor der Auffahrt gestanden, den hat der Papi in die Garage fahren wollen, was dann nicht gegangen ist, weil schon so viele Autos dagestanden sind. Und dann hat der Wieslaw den Jurek gehauen, so zack mit der Faust ins Gesicht, und der Jurek ist auf den weißen Jaguar gefallen und der Papi wollte ihm helfen und der Wieslaw hat den Papi dann auch gehauen, und es kann sein, dass ich da geweint habe, aber ganz leise, damit der mich nicht auch noch haut. Also, ich war ganz still und brav. Und dann ist der Jurek abgehauen mit dem grünen Jaguar, weil da ja noch dem Papi sein Schlüssel dringesteckt ist, und der Wieslaw ist hinterhergefahren, und der Papi ist ins Haus rein und hat die ganzen Ordner aus seinem Büro geholt und hinten auf den Rücksitz getan, und das waren fünfzehn, weil das ist genau so viel, wie weit ichzählen kann, und er ist hinter dem Wieslaw hergefahren, ganz schnell, und das Blut ist aus seiner Nase gelaufen, aber er hat gesagt, es geht schon, nur ein bisschen Nasenbluten. Und am Weiher, wo wir auch schon mal baden waren, der Papi und ich, aber ich mag den Weiher nicht, weil da immer so viele Bremsen sind, da hat der Wieslaw den Jurek eingeholt und der Papi alle beide, und da war der Weg versperrt, und der Wieslaw ist ausgestiegen und hat dem Jurek eine Pistole durchs Fenster hingehalten, also ich glaube, die war echt echt, und der Jurek hat versucht, nach hinten zu fahren, und der Wieslaw hat hinter ihm hergeschossen. Aber getroffen hat er nicht. Und weil der Jurek hinten an dem Parkplatz nicht rauskonnte, weil da waren Bäume, ist er mit Vollgas nach vorne gefahren, aber das Auto ist plötzlich geflogen, und dann ist es untergegangen, mitten im Weiher.
    Der Wieslaw ist dagestanden und hat zugeschaut, und der Papi hat ein bisschen überlegt und gar nichts gesagt, dann ist er ausgestiegen und hat die ganzen Ordner in den Weiher geschmissen, und dann sind wir an den Chiemsee gefahren, der Papi, die Sabine und ich.«
    »Was?« Jetzt war die Katharina sich nicht sicher, ob sie sich nicht verhört hat.
    »Dann sind wir an den Chiemsee gefahren, der Papi, die Sabine und ich«, hat der Django seine Schlussworte artig wiederholt.
    »Die Sabine war auch dabei?«, hat die Katharina noch einmal ungläubig nachgefragt.
    »Ja, zuerst beim Pizzaessen und dann ist sie mit mir ins Auto gestiegen, aber ich darf immer vorne sitzen und die Sabine ist hinten gesessen. Und das war alles ganz in echt so.«
    Die Katharina hat dem Django über sein feines weißblondes Haar gestrichen und sich erhoben, wobei ihr ganz kurz schwindlig geworden ist, aber dann ist es schon wieder gegangen, weil jetzt sind ihre Gedanken gerast, denn jetzt hat sie ja gewusst, wer die dritte Person gewesen ist in dem XKR und von wem die Hautschuppen an ihrer Beweiskippe gestammt haben. Und was ihr bei der Jolli ihrer Erzählung gefehlt hat.
    »Du bist ein sehr guter Beobachter, Django, und das, was du eben erzählt hast, das hat mir sehr geholfen.«
    Ganz groß ist sich der Django vorgekommen, und weil der Matteo sich auch erhoben hat, ist der Django ebenfalls aufgestanden, aber trotzdem war er jetzt weit entfernt von Augenhöhe.
    »Aber du darfst nichts weitererzählen.«
    Die Katharina hat ihn angelächelt, weil er so ernst geschaut hat.
    »Darf ich es dem Lucarelli erzählen?«
    Der Django hat kurz überlegt. Und den Matteo angeschaut und dann wieder die Katharina.
    »Okay. Er kann es ja eh nicht weitererzählen, weil er kein Deutsch kann.«
    Da hat die Katharina gelacht und sich vom Django verabschiedet, der ihr noch einmal seine dreckige kleine Kinderhand gegeben hat, und dem Luca Relli auch. Und als sie und der Matteo die Treppe runtergegangen sind, da hat der Django noch einmal hinterhergerufen, und sie hat sich umgedreht und er hat einen recht zerspielten Gummidinosaurier hochgehalten.
    »Wenn du meinen Papi wiederfindest, dann schenk ich dir meinen besten Dino, und der ist der Beste, auch wenn ein Bein ab ist!«
    Und da hat die Hohenstein ausnahmsweise recht gehabt und die Clara auch. Der Django hat wirklich an seinem Vater gehangen. Aber die Sabine war ihm dermaßen unwichtig, dass er sie erst ganz am Ende beiläufig erwähnt hat.
     
    Ganz langsam ist der Matteo den Hügel nach Süchting wieder hinuntergerollt, während ihm die Katharina alles über die Aussage vom Django berichtet hat, inklusive der versprochenen Belohnung in Form eines Gummidinos.
    »Hast du gut gemacht, mit dem Kleinen, die Befragung«, hat er dann gesagt. »Ich

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