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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brinkmann
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hab euch beobachtet.« Und so wie er das gesagt hat, hat die Katharina gespürt, dass jetzt gleich irgendein Kinderthema im Raum stehen könnte, und das wollte sie auf keinen Fall. Also hat sie sofort umgeschwenkt, ohne darauf einzugehen.
    »Matteo, ich denke, es ist an der Zeit, zur Tierärztin zu fahren.«
    »
Ogni tuo desiderio è un ordine

    Und der dunkle BMW mit dem italienischen Kennzeichen ist leise durch das nächtliche Süchting mit seinen alten Höfen und neuen Doppelhaushälften geschnurrt, vorbei an der kleinen Kirche, die Hauptstraße entlang und bis ans andere Ende des Ortes.
    Der Matteo hat den auffälligen M5 zweihundert Meter hinter der Auffahrt zur Tierarztpraxis von der Frau Dr. von Hohenstein geparkt, hinter halbwilden Hecken versteckt, am Straßenrand. Und das Licht gelöscht.
    »Was willst du jetzt tun, Katharina?«
    »Ich besuche die gute Frau Tierärztin und stelle ihr ein paar Fragen.«
    »Deine   – eure   – Hauptverdächtige? Willst du nicht erstmal deinen Chef anrufen? Worauf bist du aus? Und was ist, wenn sie nicht alleine ist?«
    »Ich vermute einfach mal, dass sie ganz normal einen Feierabendwein auf ihrer Terrasse trinkt, eine Schachtel Zigaretten vor sich, und in absoluter Ruhe und Zufriedenheit ihren Tag ausklingen lässt. Und in dieser Situation möchte ich sie   – überraschen, ja. Ich möchte, dass sie von sich aus erzählt. Und mir die unstimmigen Punkte erläutert. Du wartest bitte hier so lange, und ich geh zu ihr   – alleine, eine nette Unterhaltung zwischen zwei Frauen.«
    »Nein. Das machst du jetzt nicht. Nicht im Alleingang.«
    »Mein Gott, Matteo, ich will sie überraschen, nicht überfallen! Soll ich jetzt das ganze Ermittlungsteam durchrufen? Bis ich alle informiert habe   –«
    »Ja? Warum auch nicht? Bis dahin sitzt sie auf ihrer Terrasse und lässt in absoluter Ruhe und Zufriedenheit ihren Tag ausklingen.«
    »Herrgott noch mal! Ich mache hier keine Verhaftung, ich will sie nur aushorchen! Und
falls
etwas Unvorhergesehenes passiert   – ich bin ja bewaffnet, keine Angst, ich meine, falls sie plant, mich mit ihren Taekwondo-Tricks anzugreifen. Ha, ha, ha. Aber bis dahin:
in dubio pro reo
, im Zweifel für den Angeklagten, ich will nur mit ihr sprechen, ich gehe nicht davon aus, dass sie mir deswegen gleich Gewalt antut. Ich kann ihr sowieso nichts nachweisen, weder, wo sie war zur fragwürdigen Zeit, noch, was sie gewusst hat von all den Machenschaften. Wir haben nichts gegen sie in der Hand. Wir haben nur die Aussage eines Fünfjährigen!«
    »Eines glaubwürdigen kleinen Kerls, der gut aufgepasst und gut beobachtet hat. Das ist doch das, was du glaubst,Katharina, und was du selbst gesagt hast. Und wir haben die Aussage des Taxifahrers. Und außerdem das, was der Herr Hafner über die Tierärztin erzählt hat.«
    »Ja, aber wir wissen nicht, wem wir glauben können. Dem Hafner? Der Hohenstein? Da steht doch Aussage gegen Aussage. Ein jeder hat seine eigene Realität!«
    »Katharina, mach mich nicht wahnsinnig! Widersprich mir nicht ständig, und widersprich nicht dir selbst. Bitte! Katharina. Sieh mich an.«
    »Ja? Was ist?« Sie hat genervt zu ihm hinübergeblickt. Nur der schwache Schein einer Laterne hat von der anderen Straßenseite her ein wenig Licht in das Innere des BMW geworfen.
    »Was glaubst du? War sie es, die ihn hat verschwinden lassen? Glaubst du das?« Er hat keine Miene verzogen.
    »Ja.« Sie hat ihn mit ihrem sturen Gesichtsausdruck angeschaut, mit dieser feinen Falte zwischen den Augenbrauen.
    »Und wem gehört der zweite Volvo in der Auffahrt?«
    »Welcher?«
    »Da stand ein dunkler XC90 neben ihrem V70.«
    »Vermutlich ihr   – Zweitwagen?«
    »
Cara Commissaria
, verlassen Sie sich jetzt auf Ihre Vermutungen?«
    Er hat sie angelächelt, was in diesem fahlen Straßenlampenlicht ein wenig herablassend ausgesehen hat. Meine Güte, manchmal hat er schon ganz schön arrogant wirken können.
    »Nein. Auf die von dir so hübsch erwähnten Zeugenaussagen.« Und sie hat auch arrogant wirken können.
    »Dann mach mal weiter und befrage den Zeugen, der
neben
dir sitzt.«
    Die Katharina hat ihn angelächelt und es gar nicht so unehrlich gemeint. Manchmal war er schon ganz süß, aber leider oft in sehr ungünstigen Momenten.
    »Matteo, komm, lass jetzt deine Spielchen. Ein anderes Mal, in Ordnung?«
    »Der Zeuge neben dir könnte dir nämlich sagen, wem dieser Wagen gehört.« Er hat sich nicht beirren lassen, der Matteo.
    »Ach ja?

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