Holunderküsschen (German Edition)
ihr erzählt, dass du kurz aus Recherchegründen los bist.“
„Danke, du bist ein Schatz.“ Erleichtert lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen.
„Kein Thema“, winkt Emma ab. „Und , hast du schon eine Idee über was du schreiben willst?“ Ich schüttele den Kopf. „Ich habe dir ein paar aktuelle Ausgaben der Konkurrenz b e sorgt. Vielleicht bringt dich das auf einen Gedanken.“ Sie verschwindet für einen Moment um kurze Zeit später mit einem Stoß Zeitschriften zurückzukehren. Die gute Seele!
Mit einem lauten Knall landen die Zeitschriften auf meinem Schreibtisch. Ich starre stumpf auf den Stapel. Benni will mir einfach nicht aus dem Kopf. Warum wollte er mich küssen, wo er doch offensichtlich ein Verhältnis mit der Hirsekorn hat? Augenblicklich fällt mir Johann dabei ein. Der war ja auch mit mir zusammen und hatte gleichzeitig ein Verhältnis mit Titten-Annette. Sind denn alle Männer so? Oder liegt es an mir? Irgendwie ziehe ich immer die falschen Männer an. Ich bin so eine Art Licht , das Männer wie Motten anzieht. Schmetterlinge wären mir lieber!
Ich bin nämlich ganz anders gestrickt. Immer wenn ich mir in meinem bisherigen Leben vorgenommen habe mal mutig zu sein und einen One-Night-Stand zu wagen, habe ich mich in den Kerl verliebt. Und ehe ich mich versah, war ich mit dem Typen zusammen. Ich glaube, Mä n ner sind in dieser Hinsicht sowieso viel anspruchsloser als Frauen. Wir Frauen suchen in einem Mann doch immer den potentiellen Versorger und Vater unserer ungeborenen Kinder. Männer hingegen versuchen ihr genetisches Erbgut so oft wie möglich unter die Menschen zu bringen und dabei auch noch ihren Spaß zu haben. Diese These ist nicht auf meinem Mist gewachsen . D as ist wissenschaftlich belegt.
„Alles okay mit dir?“, holt mich Emmas Stimme aus meinen Gedanken.
„Jaja“, winke ich ab. „Du, sag mal, was weißt du eigentlich über Benjamin Wagner?“
Emma zuckt mit den Schultern. „Eigentlich nicht viel. Er ist vor zwei Monaten plötzlich hier aufgetaucht und hat sich in der Abteilung als der neue Fotograf vorgestellt. Miriam hält gr o ße Stücke auf ihn.“
„Und die Hirsekorn?“
„Wie meinst du das?“
„Na ja, du weißt schon ... Läuft da was zwischen den beiden?“
„Woher soll ich das wissen?“ Emma sieht mich erstaunt an. „Überhaupt, wie kommst du nur darauf?“ Sie macht einen angeekelten Gesichtsausdruck. „Die Frau könnte seine Mutter sein.“
„ War ja nur so ein Gedanke, weil sie ihn im Meeting immer so komisch angesehen hat.“
„Findest du? Ist mir gar nicht aufgefallen. Warum interessierst du dich eigentlich so für Benni?“ Emma mustert mich misstrauisch.
„Ach, ich bin einfach nur neugierig.“ Ich versuche gleichgültig zu klingen. In Wahrheit brenne ich darauf, mehr über ihn zu erfahren.
„Ist ein ziemlicher Frauenheld, der Typ“, brummt Emma.
„Echt? Woher weißt du?“ Ich ziehe anklagend eine Augenbraue nach oben.
Emma zuckt mit den Achseln. „Ach, nur so eine Vermutung. Seine Assistentin hat mir ...“
„Wie bitte?“, unterbreche ich Emma angesichts der Neuigkeiten. „Benni hat eine Assiste n tin?“ Jetzt bin ich ernsthaft verwirrt. Ich arbeite nun schon seit knapp zwei Wochen bei Holiday Dream und weiß eigentlich nichts über seine Assistentin. Jedenfalls hat er sie mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Warum eigentlich nicht?
„Na ja“, gibt Emma vorsichtig zu, „ I ch denke, sie ist seine Assistentin. Jedenfalls ist sie immer in seinem Studio zu erreichen.“ Okay, jetzt bin ich verwirrt. Benni hat eine persönliche Assistentin und ein eigenes Studio? Wie bitte?
„Du weißt nicht zufällig wie seine Assistentin heißt?“, frage ich beiläufig.
„Doch, klar.“ Emma stürzt eifrig zu ihrem Schreibtisch um kurz darauf wedelnd mit einem Zettel in der Hand wieder aufzutauchen. „Hier. Ihr Name ist Laura Bilen. Das Büro ist gleich im zehnten Stock“ .
„Hier im Gebäude?“, frage ich ungläubig. Emma nickt.
Sofort weiß ich, was zu tun ist. Ich muss diese Laura sprechen. Wenn jemand mehr über Benjamin Wagner weiß, dann diese Frau. Entschlossen stehe ich auf.
Tatsächlich! Auf der Eingangstür steht es deutlich in klarer Schrift geschrieben: Benjamin Wagner Fotografie.
Ich spähe vorsichtig nach rechts und links den Gang entlang. Keine Menschenseele weit und breit . Ich presse mein Ohr gegen die Tür. Totenstille. Ob ich ... soll ich ... nur mal kurz?! Wie einem inneren Zwang folgend,
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