Holunderküsschen (German Edition)
dich gekommen. Machst du immer noch diese Sache mit dem Sand von der du mir im Penny Markt erzählt hast?“
„Wüstensand“, stellt Chris richtig. In Kleinigkeiten war Chris schon immer sehr genau, auch wenn er sonst recht locker drauf ist.
„Ja, genau. Machst du immer noch diese Wüstensand-Geschichte?“
„Genau genommen bin ich erst gestern Abend von meinem Marokko-Trip zurückgeko m men.“
„Das ist ja cool! Ich habe da nämlich eine Idee, von der ich dir gerne erzählen würde."
„Bärchen kommst du ...?", nölt es aus dem Hintergrund.
Ich kann nicht anders und pruste los. „Chris seit wann nennst du dich denn »Bärchen«?
Chris findet es nicht so witzig wie ich, denn er brummt irgendetwas Unverständliches. Wahrscheinlich hält er den Hörer zu, damit ich nicht mithören kann. Schade!
„Julia?" meldet sich Bärchen-Chris zurück.
„Ja."
„Entschuldige, was soll das für eine Idee sein?"
So wie Chris das sagt, klingt es fast als ob ich nur komische Ideen hätte.
„Na ja, ich arbeite für diese Zeitschrift Holiday Dream . V ielleicht hast du ja schon mal d a von gehört?"
„Dieses sauteure Blatt, das auf Hochglanzpapier bewirbt , was sich Normalsterbliche wie du und ich nie im Leben leisten können?"
„Nun ja" zögere ich. „Das ist es ja, was wir ändern wollen", fange ich erneut an.
„Warte mal", unterbricht mich Chris. Hoffentlich wird das nicht zur Angewohnheit sonst sitzen wir noch bis morgen früh am Telefon. „Das hört sich nach einem längeren Gespräch an. Ich geh mir mal schnell ein Bier holen, okay?"
Lügner!
Der will nur seine Maus ruhig stellen, die die ganze Zeit im Hintergrund seinen Namen ruft und noch mehr wilden Sex will.
„Okay."
„Super, bin sofort wieder da."
Tatsächlich höre ich wie sich seine Schritte vom Telefon entfernen. Chris brummelt mit g e senkter Stimme, gefolgt von einer aufgeregten Frauenstimme. Ha, habe ich es mir doch gedacht. Ich fühle mich ein bisschen geehrt, dass Chris wegen mir seine Freundin links liegen lässt.
„Julia?"
„Am Apparat", flöte ich durch den Hörer und höre wie Chris einen tiefen Schluck von se i nem Bier nimmt . Meine Zehenspitzen fangen an zu kribbeln . D ies ist bestimmt der Beginn einer langen Freundschaft.
„Na dann schieß mal los.“
Bingo!
10. Julias Facebook Status: Hilfe, ich muss einen Vortrag halten!
Emma und ich betreten gemeinsam das Büro. Allein bei dem Gedanken gleich auf Benni und den Rest der Redaktion zu treffen, fängt mein Magen an Saltos zu schlagen. So nervös war ich seit meiner Einschulung nicht mehr . Dam als musste ich mich vor lauter Aufregung überg e ben, als mich mein damaliger Klassenlehrer nach meinem Namen fragte .
„Viel Glück!“, ruft Emma und nimmt hinter ihrem riesigen Schreibtisch Platz.
„Bis dann“, flüstere ich heiser. In meinen Händen halte ich drei Blätter. Meine Erinneru n gen an die letzte Nacht sind verschwommen. Alles kommt mir irgendwie unwirklich vor. Am Wein kann es nicht liegen, eher am Schlafentzug. Schließlich war ich die ganze Nacht wach und habe wie im Rausch auf die Tasten meines Laptops eingehämmert bis ich den fertigen Text in der Hand hielt. Erst dann bin ich eingeschlafen. Aber d as erste Mal seit meiner Trennung von Johann habe ich traumlos geschlafen und trotz der kurzen Nacht fühle ich mich ausgeruht und frisch. Ich habe ein dezentes Make -up und meinen Lieblingsduft aufgelegt. Das bringt mir normalerweise Glück.
Ich habe kaum auf meinem Stuhl hinter dem weißen Konferenztisch Platz genommen, da betritt Benni den Raum . Er sieht offensichtlich übernächtigt aus, was seiner Männlichkeit aber keinen Abbruch tut . I m Gegenteil! Irgendwie wirkt er mit dem Dreitagebart und den dunklen Augenringen verletzlich und sexy zugleich .
Das ist wirklich ungerecht! Wenn ich unausgeschlafen bin, sehe ich wie ein zerknautschtes Kissen aus, das man vergessen hat aufzuschütteln. Und meine Haare sind der absolute Alptraum! Gut, dass es heute nicht so ist . A uf diese Weise fühle ich mich Benni ein kleines bisschen überl e gen. Er nickt kurz in meine Richtung. Kein „Hallo!“ oder „Wie geht es dir?“ Absolut nichts, nur ein Nicken. Eine neue Taktik?
Das Kleeblatt betritt den Konferenzraum. Blondi schiebt ihren Luxuskörper durch die Tür, gefolgt von Wiebke und Thomas.
„Hi“, begrüßt mich Blondi.
„Hallo“, antworte ich knapp und dann schweigen wir. Alle sind da, es fehlen nur noch Miriam und Elisabeth
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