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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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Hirsekorn. Die Anspannung im Raum ist förmlich zu spüren. Mist, meine Hände sind so feucht, dass mir der Stift aus den Fingern flutscht und geräuschvoll über die Tischplatte schlittert.
    „Nervös?“ Blondis Tonfall ist bedauernd. Sie hätte auch „Versagerin“ rufen können, das hätte gleich geklungen. 
    Reiß dich zusammen, Julia! Ich schüttele den Kopf und sehe ihr geradewegs ins Gesicht. „Nöö.“
    „Und , hast du deinen Bericht fertig?“
    Ich nicke. „Ich, eine Tüte Gummibärchen und ein paar Gläser Rotwein haben die ganze Nacht daran gearbeitet.“
    Gut gemacht, das klang richtig witzig.
    Blondi kichert. Genau in diesem Moment betreten Elisabeth Hirsekorn und Miriam den Konferenzraum. Die Spannung im Raum wird noch größer. Elisabeth Hirsekorns Augen fliegen über uns hinweg. Immer wenn sie mich ansieht, habe ich das Gefühl ich müsse strammstehen und salutieren.
    Als Erste kommt Wiebke mit ihrem Bericht über »Bed - and - Breakfast-Unterkünfte in Kapstadt und entlang der Gardenroute« an die Reihe. Zugegebenermaßen, der Bericht ist kein Überflieger, aber gut recherchiert, locker vorgetragen und mit nützlichen Details gespickt. Miriam nickt zufrieden als Wiebke fertig ist.
    Anschließend stellt Thomas seinen Artikel über Namibia als angesagtes Reiseziel der ko m menden Saison vor . Er hat einige Fakten über Land und Leute gesammelt und diese mit lustigen Anekdoten gespickt. Mit seinem guten Erzählstil schafft er es, dem Leser die Wüste und die E tosha-Pfanne mit ihren Farben bildlich vor Augen zu führen. Auch er stößt auf allgemeine Z u stimmung in unserer Runde.
    Dann ist Benni an der Reihe und präsentiert mit dem Beamer eine Reihe von Fotos, die er letztes Jahr bei seiner Rundreise durch Südafrika aufgenommen hat. Wie schon bei den Bildern in seinem Studio gelingt es ihm auch hier perfekt, die Atmosphäre der verschiedenen Landstriche einzufangen. Man spürt die Hitze förmlich auf der Haut und das Lachen der Menschen klingt einem in den Ohren. Einige Bilder haben aber auch einen kritischen Unterton und zeigen die A r mut der Menschen, ohne jedoch deren Würde zu verletzen. Ich muss zugeben, ich bin ziemlich beeindruckt .  Die Bilder werfen ein völlig neues Licht auf Benni . Das ist nicht der Benni, den ich bisher kenne, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, sondern ein kritischer Fot o graf, der die Dinge von verschiedenen Blickwinkeln kritisch betrachtet.
    Na toll! Gleich bin ich dran. Mutlos sinke ich immer mehr in meinem Stuhl zusammen. Mit meinem Bericht über Chris und seine Kunst komme ich mir vor wie ein Schulmädchen, das einen Aufsatz hält. Ich kneife die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass die Anderen verschwunden sind, wenn ich sie wieder aufmache.
    Universum, tu was! Okay lieber Gott, wenn es dich gibt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt mir aus der Patsche zu helfen!
    Im Raum herrscht absolute Stille. Nur mein Herzschlag klingt wie der eines Sprinters direkt nach dem Rennen. Gespannt sehen alle zu mir herüber . Miriam gibt mir das Zeichen mit meinem Vortrag anzufangen. Meine Ohrläppchen pochen im Rhythmus meines Herz schlags . Fühlt sich verdammt wie Kammerflimmern an. Oh Gott, ich werde gleich ohnmächtig.
    „Julia?“ Elisabeth Hirsekorns Stimme sticht direkt in meinen Magen. Ich nicke, zu mehr bin ich nicht fähig. Es ist so heiß in dem Raum und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu beko m men. Mit zittriger Hand greife ich nach dem Wasserglas vor meiner Nase und nehme einen krä f tigen Schluck. Das kühle Wasser tut gut und befeuchtet meine ausgetrocknete Kehle.
    „Alles klar“, krächze ich. Elisabeth Hirsekorn runzelt die Stirn, sagt aber nichts.
Die Frau findet mich bestimmt total doof. Ich stehe auf , die Gesichter um mich herum ve r schwimmen leicht und ich presse meine schlotternden Knie gegen das Tischbein, um das Zittern zu unterdrücken.
    Einatmen,
    ausatmen,
    einatmen,
    ausatmen ...
     
     
    „Wenn ich mir selbst eine Note geben müsste, würde ich mir eine Eins geben“, flöte ich.
    „Wahnsinn. Dabei hast du dir vor Schiss den ganzen Tag fast in die Hose gemacht.“ Katja ist immer so herzerfrischend ehrlich.
    „Das Beste war allerdings die olle Hirsekorn. Die war total begeistert von meiner Idee eines von Chris´ Bildern als Hauptgewinn für das große Preisausschreiben der Holiday Dream zu ka u fen .
    „Pumbi, ich bin stolz auf dich. Vor einem Monat war st du noch total verzweifelt und jetzt bist du zur

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