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Holunderküsschen (German Edition)

Holunderküsschen (German Edition)

Titel: Holunderküsschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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der Mann hat aber auch einen knackigen Hintern. Ein schöner Po bei einem Mann ist ein äußerst seltenes Attribut, das man als Frau gar nicht genug würdigen kann. Schließlich will man als Frau auch etwas haben, woran man sich beim Sex festkrallen kann und das sollte möglichst nicht ein Bierbauch oder das klassische Hüf t gold sein .
    „Dann sehen wir uns spätestens zum Interview.“ Benni dreht sich noch einmal um. Hastig senke ich den Blick. Schließlich soll er nicht merken, dass ich ihm auf den Hintern starre.
    „Bis dann!“, rufe ich so beiläufig wie möglich.
     
     
    „Hier wohnt also dein Freund“, bemerkt Benni trocken.
    Ich habe es tatsächlich geschafft, Chris zu einem Termin gleich am nächsten Tag zu überr e den. Benni wuchtet sich die schwere Fototasche über die Schulter. Geschieht ihm recht, dass das Ding so schwer ist. Ich hingegen habe nur einen Notizblock, zwei Stifte, falls einer abbricht, und mein Aufnahmegerät dabei. Ach ja, und meine Brille für den intellektuellen Touch.
    „Chris ist nicht mein Freund“, brumme ich.
    „Sollte auch ein Witz sein“, entgegnet Benni, während er neben mir herschlurft.
    Ich bin total aufgeregt. Mein erstes wirkliches Interview mit einem Künstler. Okay, der kleine Schönheitsfehler bei der ganzen Sache ist, dass es sich hierbei um Chris handelt. Chris aus der Schule!
    Im Moment bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das mit Chris und seiner Malerei eine so gute Idee war. Ich seufze. Ich bin Profi. Ich werde mich dadurch nicht beirren lassen und ganz professionell vorgehen. So wie ich es bei jedem Anderen auch getan hätte. Das wird mein erster richtiger, von mir verfasster Artikel unter dem mein Name stehen wird.
    Die Gegend wirkt ein bisschen abgerissen. Lauter Altbauten mit niedlichen kleinen gusse i sernen Balkonen, auf die die Be wohner kleine Tische und Stühle gestellt haben. Es wirkt gemü t lich, so als ob hier jeder jeden kennt.
    „Coole Gegend“, stelle ich fest.
    „Absolut angesagtes Künstlerviertel. Hier wohnen Alternative und Etablierte friedlich n e beneinander. Der Ausländeranteil ist relativ hoch.“ Er deutet auf den türkischen Gemüsehändler, der direkt neben Chris Haus seinen Laden hat. Der Duft von frischen Kräutern und Gewürzen zieht uns in die Nase.
    „Mhm.“
    Ich suche Chris’ Namen auf der Klingelleiste. Meine Hand zittert leicht, als ich den passe n den Klingelknopf drücke.
    „Alles okay mit dir?“ 
    Ich nicke.
    „Nervös?“ Seine Frage klingt erstaunt.
    Ich nicke.
    „Aber warum?“
    „Ist mein erstes Interview“, gebe ich zu.
    „Du machst Witze!“ Er sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, was bei j e dem Anderen streng, aber bei Benni absolut zum Anbeißen aussieht. „Klar ist das dein Ernst“, beantwortet er sich die Frage selbst. „Du bist echt der größte Chaot, der mir jemals über den Weg gelaufen ist.“
    „Ist das schlimm?“, frage ich. Benni steht keine Armlänge von mir entfernt. Ein paar Mä d chen schlendern an uns vorbei und wir schweigen einen Moment. Ich lehne mich gegen die Hau s tür.
    „Nein, überhaupt nicht.“ Er sieht mir in die Augen. „Es macht es nur so schwer, dich einz u schätzen.“
    Ich spüre wie sich meine Wangen färben und räuspere mich befangen.
    „Und ... äh ...“, sage ich und sehe weg. „Deswegen bist du immer so ...“
    Der Summer scheppert und die Tür springt mit einem Ruck auf.
    Hoppala!
    Ich bin so überrascht, dass ich mich fast auf die Nase lege. Starke Arme halten mich fest. Ich bekomme Herzklopfen und streiche mir nervös die Haare zurück. Was ist nur los mit mir? Ich wollte ihn eigentlich fragen, ob er mir gegenüber deswegen immer so komisch ist, aber der M o ment ist vorbei und ich lasse es lieber. Vielleicht bilde ich mir das Ganze ja auch nur ein.
    „Hast du dir weh getan?“ Bennis Stimme klingt besorgt.
    Ich schüttele den Kopf und habe das dringende Bedürfnis mich bei Benni für meine Schu s seligkeit zu entschuldigen. „Nee, das war wieder typisch für mich. Solche Dinge passieren mir ständig.“
    „Habe ich schon bemerkt.“ Benni grinst.
    „Ach“, sage ich und bekomme heiße Wangen.
    „Aber das macht dich ja gerade so liebenswert“, führt er seinen Gedanken zu Ende.
    Für einen Moment verlangsame ich meine Schritte. War das jetzt etwas Gutes? Ich en t scheide mich für »ja« und gehe freudig weiter. Benjamin Wagner mag mich. Er findet mich li e benswert. Ein leichtes Glücksgefühl überkommt mich

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