Holunderküsschen (German Edition)
Karrierefrau aufgestiegen. Wer hätte das gedacht?! “
„Ach Quatsch, jetzt übertreibst du aber. Ich bin noch lange keine Karrierefrau , nur weil ich eine gute Idee hatte. Ein blindes Huhn findet schließlich auch mal ein Korn. Außerdem, ohne deine Fotos wäre ich niemals auf die Sache mit Chris gekommen. Genau genommen bist du also die Urmutter aller Ideen.“
„ Das finde ich zwar sehr süß von dir, a ber mal ehrlich, das Lob gebührt ausschließlich dir. Die Idee mit dem Preisausschreiben finde ich im Übrigen absolut genial. Das bedeutet, der Ve r lag kauft eines von Chris´ Bildern, du berichtest darüber in deinem Artikel und gleichzeitig stellt es der Verlag als Hauptgewinn in eurem Afrika-Preisausschreiben zur Verfügung. Korrekt?“
„Genau so. Die Hirsekorn war sogar so begeistert von Chris’ Bildern, dass sie ihn sofort persönlich kennenlernen wollte.“
„Ist nicht dein Ernst!?“
„Doch ...“ Ich verziehe das Gesicht.
„Aber das ist doch klasse, oder etwa nicht?“
„Eigentlich schon ...“
Ich schwinge die Beine auf meinen Schreibtisch und stelle das Telefon auf Lautsprecher.
„Wann hast du Chris das letzte Mal gesehen?“
„Wieso? Das muss zur Abiturverleihung gewesen sein.“
„Ich sag mal so, Chris´ Geschmack, was seine Klamotten anbelangt, hat sich seitdem grun d legend verändert.“
„Das musst du mir jetzt aber mal genauer erklären.“ Katja klingt irritiert. „Noch schlimmer , als seine zerrissene n Jeans und T-Shirts wo »null bock« draufsteht ?“
„Schlimmer?! Kommt darauf an, wie man es sieht. Er trägt jetzt immer weiße Leinenhosen, die ungefähr so aussehen wie Judohosen.
„Wo ist das Problem?“, sagt Katja. „Eine Menge Männer tragen weiße Leinenhosen.“
„Ja, aber die meisten tragen Unterhosen darunter. Alles klar? “
„Oh! Du meinst er ist darunter völlig nackt und man kann seinen Schwanz sehen“, prustet Katja laut ins Telefon.
„Das sind also die Themen über die ihr Frauen euch unterhaltet, wenn keine Männer dabei sind.“
Ich falle vor Schreck fast vom Stuhl. Vor mir in der Tür steht Benni und grinst.
Scheiße! Der Typ hat wirklich eine Gabe in den unmöglichsten Momenten aufzutauchen.
„Benni“, rufe ich lauter als nötig. „Was willst du denn hier?“, frage ich und wünsche mir gleichzeitig im Boden zu versinken.
„Hä?“, scheppert es durch den Hörer.
„Äh, Katja, ich ruf dich gleich noch mal an.“ Hastig drücke ich den Knopf meiner Telefo n anlage und beende das Gespräch.
„Wegen mir hättest du nicht aufhören müssen“, bemerkt Benni süffisant. „Ich fand das G e spräch eigentlich ganz interessant.“
„Das glaube ich dir gerne“, fauche ich ihn an.
„Warum denn so kratzbürstig heute Morgen? Du hast doch allen Grund zu feiern. Schlie ß lich war dein Artikel ein voller Erfolg.“
„Findest du wirklich?“, sage ich möglichst gleichgültig. Soll er bloß denken, dass seine Meinung nicht relevant für mich ist.
„Wäre ich sonst hier?“
Dieses unverschämte Grinsen bringt mich noch um meinen Verstand. „Keine Ahnung.“ Ich zucke mit den Schultern. „Aber vielen Dank, trotzdem.“
„Miriam hat vorgeschlagen, dass wir uns zusammen mit dem Künstler treffen und ich ein paar Bilder davon mache. Sag mal, ist der Kerl ein Ex-Freund von dir?“
Ich schüttele den Kopf. „Auch wenn es dich eigentlich nichts angeht. Christian und ich sind zusammen in die Schule gegangen. In der Oberstufe waren wir sogar im selben Leistungskurs.“
„Lass mich raten – Kunst?“ Wieso klingt alles aus seinem Mund so, als würde er sich stä n dig über mich lustig machen?
„Stimmt genau. Christian war schon damals so etwas wie ein Genie. Gegen seine Bilder wirkten meine immer richtig stümperhaft.“
„Wenn du ihn so gut kennst, dürfte es doch nicht allzu schwierig sein ein Treffen mit ihm zu verabreden.“
„Ich schätze schon. Wobei, bei Chris weiß man das nie so genau. Der lebt in seiner eigenen kleinen Welt ...“
„.. und trägt keine Unterhosen“, unterbricht mich Benni lachend.
„Genau!“, falle ich in das Lachen mit ein.
„Klasse! Dann lass uns doch noch diese Woche einen Termin machen. Am besten gleich morgen“, schlägt Benni vor. „Ich möchte die Aufnahmen so schnell wie möglich im Kasten h a ben.“
Na der hat es aber eilig! „Ich denke, das dürfte kein Problem sein. Ich rufe Chris gleich mal an“, stimme ich zu.
„Prima.“ Benni geht in Richtung Tür. Meine Güte,
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