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Holundermond

Holundermond

Titel: Holundermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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sprudelte es aus Nele heraus. Sie erzählte von ihren Entdeckungen im Kloster, von ihrem Verdacht, dass Holzer aus einer anderen Zeit stammte. Sie berichtete von dem Verschwinden ihres Vaters, der Holzer doch helfensollte, den Kirchendieb dingfest zu machen. Ihre Stimme bebte und sie konnte gar nicht mehr aufhören zu reden. Sie sprach von den Telefonaten mit Jan und davon, wie viel Angst sie um das Leben ihres Vaters hatte. Dann beschrieb sie, wie sie in Holzers Büro das Pergament gefunden hatten und wie es ihnen gemeinsam gelungen war, eins und eins zusammenzuzählen. Als sie fertig war, zitterte sie am ganzen Körper. Sie fühlte sich leer. Ängstlich beobachtete sie Theophils Gesicht, das keinerlei Regung zeigte. Sie wollte sich an Flavio wenden, als sie merkte, dass er zusammengekauert auf dem Boden saß. Er hatte die Arme um die Beine geschlungen und verbarg seinen Kopf zwischen den Knien. »Flavio!« Hatte Flavio aufgegeben? Erst eben hatte er sie noch zur Eile angetrieben, wollte sich Holzer entgegenstellen. Nele überfiel die Verzweiflung mit solcher Wucht, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie stürzte sich auf den Mönch und trommelte mit beiden Fäusten auf ihn ein.
    »Sag endlich was!«, brach es aus ihr heraus. »Du kannst doch nicht einfach dastehen und nichts tun. Holzer hat den vierten Gegenstand!« Die Tränen strömten jetzt über ihr Gesicht. »Ich habe keine Ahnung, was passieren wird, sag uns endlich, was es mit dem Ring auf sich hat und was Holzer mit den Gegenständen vorhat!« Wie von Sinnen hieb Nele weiter auf den Mann ein, der immer noch keine Anstalten machte, sich zu rühren. »Wie willst du Prior werden in Mauerbach, wenn wir Holzer jetzt nicht stoppen?«, schrie sie verzweifelt.
    »Was sagst du da?« Theophil hatte ihre Hände gepackt und hielt sie fest. Nele war so erschöpft, dass ihr die Beine weggesackt wären, hätte Theophil sie nicht gehalten.
    »Du wirst Prior von Mauerbach«, flüsterte sie. »Weißt du das nicht? Theophil der Zweite, im November 1695. Vorausgesetzt wir können Holzer aufhalten und du gelangst in deine Zeit zurück.«
    »Ihr wisst, wo ich herkomme?« Theophil ließ Nele los und starrte ins Leere.
    In dem Moment sprang Flavio auf. »Nicht nur das, wir wissen auch, wie du wieder dorthin zurückkommen kannst.« Erstaunt sah Nele Flavio an. Dieser nickte eifrig. »Überleg doch mal. Als ich allein durch das Altarbild gehen wollte, da funktionierte es nicht. Erst als ich Johanna berührte, öffnete sich die Tür durch die Zeit. Ich denke, Holzer und Johanna können das Gemälde als Tür durch die Zeit benutzen, weil sie darauf abgebildet sind. Ich habe zwar keine Ahnung, wie Johanna da drauf gekommen ist, aber zumindest von Holzer wissen wir, dass er dem Maler Celesti den Auftrag erteilte, ihn zu malen, mit besonderer Farbe und besonderen Pinseln.« Flavio schnappte nach Luft. »Wir müssen also Holzer dazu bringen, Theophil zu berühren, wenn er wieder durch das Gemälde geht.« Triumphierend schaute Flavio von einem zum anderen.
    Nele schloss die Augen. Selbst wenn Flavio richtiglag, war die Idee vollkommen unbrauchbar. Vorausgesetzt Holzer würde noch einmal durch das Bild gehen, wie sollten sie ihn dazu bewegen, Theophil mitzunehmen?
    »Dein Freund hat recht. Auch ich bin so durch das Gemälde gefallen. Ich wollte Bruder Stephanus aufhalten und bekam ihn genau vor dem Bild zu fassen.«
    Nele seufzte. »Wenn nur Viviane hier wäre. Sie wüsste am ehesten, was zu tun wäre.«
    »Viviane?« Fragend hob der Mönch die Augenbrauen und mit wenigen Sätzen erklärte Nele ihm, wer Viviane war.
    Im selben Moment verspürte sie eine unglaublich starke Sehnsucht nach der Frau, die niemals Fragen stellte, immer freundlich war und die für alles eine Erklärung hatte.
    Plötzlich kam Leben in Theophil. »Ihr müsst zurück.« Er schob sie aus der Kapelle vor sich her. »Los, beeilt euch, ihr müsst zurück zu Viviane und ihr erzählen, was ihr heute Nacht entdeckt habt. Sagt ihr, Bruder Stephanus habe das Schwert des Erzengels gestohlen und die Zeit sei knapp. Sagt ihr, ich komme zum Kloster, so schnell es geht. Ich muss nur noch etwas erledigen. Viviane wird wissen, was zu tun ist.«
    »Viviane kennt dich?« Flavio versuchte erst gar nicht, sein Erstaunen zu verbergen.
    »Ja, sie wird es euch erklären. Aber jetzt beeilt euch. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«
    Neles Gedanken rasten. Wie sollten sie so schnell zurück nach Mauerbach kommen? Auf den

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