Holy Shit
des größten Schönredners aller Zeiten schmücken. Ihnen gelingt es sogar, ein Stück Kuhscheiße in einen Goldklumpen zu reden.« (Ottmar Schreiner, SPD, über Norbert Blüm, CDU, 1992)
»Ein schamloser Demagoge sind Sie!« (Gerhard O. Pfeffermann, CDU, über Jürgen Egert, SPD, 1978)
»Professor Dreckschleuder!« (Hansheinz Hauser, CDU, zu Horst Ehmke, SPD, 1982)
»Hör doch auf! So ein Unsinn! Menschenräuber! Mörderbande!« (Franz Josef Strauß, CSU, zu Walter Fisch, KPD, 1950)
»Das ist ›mangement by blue jeans‹ – von Nieten zusammengehalten.« (Otto Graf Lambsdorff, FDP, zu Joschka Fischer, Bündnis 90/Die Grünen, 1996)
»Ein Hetzer ist er, seit Goebbels der schlimmste Hetzer indiesem Land.« (Willy Brandt, SPD, über Heiner Geißler, CDU, 1985)
»Ich frage mich, wie lange die Erbschleicher des Stalinismus, die Herren Gysi, Kohl und Lambsdorff, noch warten, bis sie das unrechtmäßig erworbene Parteivermögen auf Heller und Pfennig dem Volk zurückgegeben haben.« (Oskal Lafontaine, SPD, über Gregor Gysi, PDS, Helmut Kohl, CDU, Otto Graf Lambsdorff, FDP, 1990)
»Herr Hilbert, Sie haben die größten Kartoffeln.« (Otto Heinrich Greve, SPD, zu Anton Hilbert, CDU, 1958)
»Adeliger Klugscheißer!« (Theo Waigel, CSU, zu Otto Graf Lambsdorff, FDP, 1995)
»… so ein arroganter Pinsel!« (Ingrid Matthäus-Maier, SPD, über Wolfgang Schäuble, CDU, 1993)
»Und Sie sind dafür der Zuhälter, wenn man so will!« (Michael Glos, CSU, zu Joschka Fischer, Bündnis 90/Die Grünen, 2004)
»Herr Schily ist ein politischer Denunziant. Ich muss das leider sagen; und jeder Bürger kennt ja das Sprichwort: ›Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.‹« (Heiner Geißler, CDU, zu Otto Schily, 1986)
»Bayerisches Rumpelstilzchen!« (Horst Ehmke, SPD, zu Franz Josef Strauß, CSU, 1980)
»Ich halte Herrn Trittin für ein größeres Restrisiko als die ihm so verhassten Atomkraftwerke.« (Wolfgang Gerhardt, FDP, über Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen, 1999)
»Die kann mich mal!« (Peter Struck, SPD, zur CDU/CSU, 2008)
»Und wenn dann der Herr Lindner, zu dem ich erst einmal sagen muss, dass ich es unerträglich finde, jedes Mal, wenn hier eine Frau redet, dann macht er arrogante Zwischenrufe, dieser Macho, das ist so was von wenig zu ertragen, und krault sich da seine Eier, das geht überhaupt nicht mehr! Entschuldigen Sie, Frau Präsidentin!« – »Ich entschuldige,was Sie sagen.« – »Ich entschuldige mich dafür.« – »Für den Macho oder für was jetzt?« – »Für die Eier.« (Jan van Aken, Die Linke, über Martin Lindner, FDP, im Dialog mit der Vizepräsidentin des Bundestags, Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen 2012)
PS Wo die Beleidigung anfängt? Für Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) reichte 2010 schon der Vorwurf »parasitäres Verhalten«, um eine Entschuldigung von Florian Rentz (FDP) zu verlangen. Der konterte geschickt mit einer Fleißarbeit. Er sammelte Ausdrücke Sigmar Gabriels, immerhin SPD-Parteivorsitzender, die mindestens so beleidigend sind und belegen: Man kämpft auf beiden Seiten mit harten Bandagen. In der Frankfurter Rundschau findet sich eine Auswahl der Schimpfwörter Gabriels: »Biedermann und Biederfrau«, »Brandstifter und Sozialbetrüger«, »Dienstbote von Steuerhinterziehern und Atomlobbyist«, »Zuschauerkanzlerin und Propagandazentrale der Atomkonzerne«, »Trivialkanzlerin und neunmalkluge BWL-Yuppies«, »rechthaberischer Schreihals und Lumpenelite«, »Wirtschaftsstalinist und Leitwart der Atomkraftwerke«, »Möchtegern-Berlusconi mit verfassungsfeindlichen Tendenzen«.
PPS Neuerdings setzt sich langsam der »Troll« durch. Diesen politischen Kampfbegriff definierte Christopher Lauer (Piratenpartei) so: »Trolle – also aggressive, beratungsresistente Störer«. Gerade unter jüngeren Politikern findet sich der Ausdruck öfter. Wie dieses alte Fabelwesen in die öffentliche Beschimpfungskultur findet? Vielleicht über die Fantasy-Literatur.
Wenn der Shitstorm braust. Ein altes Phänomen in neuer Form
»Scheiß auf die Fakten – volle Kraft voraus!« So kommentierte jemand meinen Kommentar zu einem polemischen Artikel Thierry Chervels auf Perlentaucher.de . Mehr hatte ich nicht zu erdulden, aber man sieht an dieser Kleinigkeit, wie rasch in der Anonymität des Internets eine Diskussion – in diesem Fall über das Urheberrecht – emotional wird, wie schnell der Tonfall ausfällig. Politiker kennen wesentlich Schlimmeres.
Weitere Kostenlose Bücher