Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holy Shit

Holy Shit

Titel: Holy Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf-Bernhard Essig
Vom Netzwerk:
beisteuern. Die meisten von ihnen folgen der Praxis des FDP-Abgeordneten Serkan Törens, der in der taz empfiehlt: »Man sollte das nicht überhöhen.« Eine originelle Beantwortungsform fand Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen). Er schickt an Absender rassistischer oder schwulenfeindlicher Hassmails schon mal einen Link zu einem Song Lilly Allens. Dessen Titel: »Fuck You«. Nicht eben zart besaitet wird in dem Song erst rassistischen, kriegsgeilen, nationalistischen, kleingeistigen Hassenden der Krieg erklärt und abschließend in aller Höflichkeit aufgefordert, von weiterer Kontaktaufnahme abzusehen.
    »Fuck you very, very much
    ’cause we hate what you do
    And we hate your whole crew
    So, please don’t stay in touch!«

9.

»Ich nehm lieber deine Nutten-Schwester!«
    Die bunte Welt der Sportflüche

Natürlich gibt es auch in anderen Sportarten Anlass zum Fluchen, selbst im edlen Golf, beim Segeln oder Cricket, aber im Fußball – da geht es richtig ab. Die Fans gegnerischer Mannschafen begnügen sich nicht, den Bayern singend die Lederhosen auszuziehen oder die BVB-Spieler als »Hurensöhne« zu bezeichnen, sie fluchen bei Fouls und Gegentoren über die »brutalen Metzger«, die »Killer«, »Holzhacker« und »dreckigen Abstauber«. Sie machen gegnerische Spieler und Trainer nieder, bewerfen farbige Fußballer mit Bananen und geben dabei Affengeräusche von sich. Sie verfluchen die blinden, parteiischen, »korrupten Schweine« und »dämlichen Blindfüchse« von Schiedsrichtern, und wenn sie auf die Fans der anderen Mannschaft stoßen, beginnt ein Brüllkonzert über die Gegner hereinzubrechen, das jeder Beschreibung und dem Charakter des angeblich so fairen Sports spottet.
    Warum sollte hier weniger geflucht werden als anderswo? Eben! Beim Fußball wurden sogar einige Spitzenleistungen in der Geschichte öffentlichen Fluchens erbracht. Giovanni Trappatonis Auftritt vor der Presse 1998 gehört zu den Sternstunden, nicht nur weil der damalige Trainer des FC Bayern die deutsche Fluchsprache mit seinem Ausbruch bereicherte, sondern weil er in einer Fremdsprache mit einer Intensität flucht, die ehrliche Bewunderung verdient. Die legendäre Sequenz lässt sich vollständig im Internet finden, wo der Ton, das Auf-den-Tisch-Hauen, die Mimik wirklich beeindrucken, aber ein kurzer Ausschnitt darf hier auch schwarz auf weiß stehen. Man muss sich das Ganze heiser gebrüllt und mit italienischem Akzent vorstellen:
    »Ein Trainer nicht ein Idiot! Ein Trainer seh, was passieren im Platz! In diese Spiel, wie zwei oder drei diese Spieler waren schwach wie eine Flasche leer! […] Diese Spieler beklagen mehr als spiel!! […] Strunz! Strunz is swei Jahre hier und hat gespielt zehn Spiel. Is immer verletzt. Was erlauben Strunz?! […] Ich habe fertig.«

    Man kann Trappatoni ja verstehen. Am liebsten schimpfte man gleich mit, hat sich doch in den Jahren seitdem genügend ereignet, das zur langweiligkeitsvertreibenden Ereiferung einlädt. In der deutschen »Nulpenliga« gibt es weiterhin »Schwalbenscheißer«, die den »Gesichtselfmetern«, »Bolzballerinen« und »Holzfällern« (»Axt im Wald«) Gelegenheit zu »Foulstößen« (Pardon, das kommt aus dem Snooker) geben. Der Fußball hält viele und reizvolle Kraftausdrücke parat. Die können im Spiel durchaus entscheidende Folgen haben, nicht nur weil sie gegenüber Gegnern und Schiedsrichtern offiziell verboten sind.
    Legendär wurde in diesem Zusammenhang Marco Materazzis durchtriebene Provokation. Bei der WM 2006 stand er im Endspiel mit der italienischen Mannschaft den Franzosen gegenüber. Der berühmte Zinédine Zidane hatte ein Tor geschossen, Materazzi ebenfalls. In der Verlängerung brachte der Italiener dann den Franzosen so richtig in Rage. Erst hielt er ihn am Trikot fest. Es wurde Freistoß gepfiffen. Zidane wollte vielleicht witzig sein und sagte, Materazzi könnte das Trikot schon haben, aber erst nach Spielende. Der Italiener antwortete nach eigenen Angaben (leider gibt es keine Aufnahme davon): »Preferisco la puttana di tua sorella!«, also etwa: »Ich nehm lieber deine Nutten-Schwester!« Vielleicht folgten noch weitere Beleidigungen, aber schon diese eine reichte: Zidane rastete aus und brachte Materazzi mit einem wohlplatzierten Kopfstoß gegen die Brust zu Boden. Die rote Karte für Zidane war die Folge. Materazzi wurde später ebenfalls bestraft, das Finale aber gewann Italien. Nun gut, es lag nicht nur an der Beschimpfung, doch wer weiß? Nach

Weitere Kostenlose Bücher